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Works John Chrysostom (344-407) In Matthaeum homiliae I-XC Kommentar zum Evangelium des hl. Matthäus (BKV)
Siebenunddreißigste Homilie. Kap. XI, V.7-24.

3.

Wenn auch der Herr selbst vom Weibe geboren war, so war er es doch nicht in der gleichen Weise wie Johannes. Er war eben kein bloßer Mensch, und ward nicht geboren wie andere Menschen, sondern hatte eine außergewöhnliche, wunderbare Geburt.

V.12: "Seit den Tagen des Johannes des Täufers aber", fährt er fort, "leidet das Himmelreich Gewalt, und die Gewalttätigen reißen es an sich."

Welchen Zusammenhang mag wohl dies mit dem Vorhergehenden haben? Beides steht in vorzüglichem Einklang. Der Herr drängt und treibt nämlich die Juden auch mit diesen Worten zum Glauben an ihn, und zugleich stimmt er mit dem überein, was früher Johannes gesagt hat. Denn wenn bis zu Johannes alles sich erfüllt hat, so will er sagen, dann bin ich derjenige, der da kommt.

V.13: "Denn", sagt er, "alle Propheten und das Gesetz haben bis auf Johannes geweissagt."

Die Propheten hätten ja nicht aufgehört, wenn ich nicht gekommen wäre. Erwartet also nichts weiter, wartet auf nichts anderes. Denn dass ich es bin, geht daraus hervor, dass die Propheten aufhören, und dass täglich Leute den Glauben an mich1 rauben. Es ist eben so klar und offenbar, dass sogar viele ihn sich förmlich rauben. Aber wer hat ihn sich geraubt, sag mir? Alle jene, die mit Eifer zum Herrn sich hinwendeten. Sodann gibt er ihnen ein zweites Wahrzeichen an die Hand und sagt:

V.14: "Wenn ihr es annehmen wollt, so ist er selbst der Elias, der da kommen wird."

"Denn", heißt es, "ich werde euch Elias den Thesbiter senden, der das Herz des Vaters den Kindern zuwenden S. d543 wird"2 .

Wenn ihr also genau zusehen wollt, sagt er, so ist dieser da Elias. Denn: "Ich werde meinen Engel vor Deinem Angesichte hersenden"3 . Ganz treffend sagt der Herr: "Wenn ihr es annehmen wollt", um zu zeigen, dass niemand dazu gezwungen wird; ich zwinge niemanden, will er sagen. So sprach er aber, weil er eine bereitwillige Gesinnung verlangt, und um zu zeigen, dass Johannes mit Elias und Elias mit Johannes eins ist. Beide hatten ja eine und dieselbe Sendung erhalten, beide waren Vorläufer geworden. Darum sagt auch der Herr nicht einfach: Dieser da ist Elias, sondern: "Wenn ihr es annehmen wollt, dieser ist es"; mit anderen Worten: Wenn ihr mit bereitwilliger Gesinnung auf die Ereignisse acht habt. Doch bleibt er auch hierbei nicht stehen; um zu zeigen, dass man auch Einsicht nötig hat, fügt er zu den Worten: "Dieser ist Elias, der da kommen wird", hinzu:

V.15: "Wer Ohren hat zu hören, der höre."

Solche rätselhafte Andeutungen macht er aber deshalb, um die Juden zum Fragen zu veranlassen. Wenn aber nicht einmal so ihr Interesse geweckt wurde, so wäre es noch viel weniger geschehen, wenn er klar und deutlich geredet hätte. Es könnte ja doch wohl niemand sagen, jene hätten es nur nicht gewagt zu fragen, und der Herr sei nicht leicht zugänglich gewesen. Denn wenn sie ihn schon über ganz unwichtige Dinge fragten und auf die Probe stellten und nicht abließen, obwohl sie tausendmal hätten verstummen müssen, wie hätten sie dann bei notwendigen Dingen nicht fragen sollen, wenn es ihnen überhaupt darum zu tun war, etwas zu erfahren? Wenn sie über die Gesetze fragten und wissen wollten, welches Gesetz das erste sei, und vieles ähnliche, worüber er ganz und gar nicht hätte zu reden brauchen, wie hätten sie sich da über den Sinn seiner eigenen Worte nicht genau erkundigen sollen, über die er doch eher reden und Antwort stehen musste? Dies um so mehr, als ja er selbst es war, der dazu anregte S. d544 und sie dazu einlud. Durch die Worte: "Die Gewalttätigen reißen es an sich" sucht er ihren Eifer anzufachen; ebenso durch das folgende: "Wer Ohren hat zu hören, der höre." Dann fährt er fort:

V.16: "Wem soll ich dieses Geschlecht vergleichen? Es gleicht den Knaben, die auf dem Marktplatz sitzen und sagen:

V.17: Wir haben für euch die Flöte geblasen, und ihr habt nicht getanzt; wir haben euch Trauerlieder vorgespielt, und ihr habt nicht getrauert."

Auch diese Worte stehen anscheinend nicht im Zusammenhang mit dem Vorhergehenden und doch passen sie sehr gut dazu; denn sie dienen dem gleichen Hauptzwecke und zeigen, dass Johannes ganz mit ihm übereinstimmt, wenn sie auch in ihren Handlungen entgegengesetzte Wege gehen. Das gleiche ist nun auch mit der Frage der Fall; er will zeigen, dass nichts unterlassen wurde, was zu ihrem Heile nützlich sein könnte. So sagt auch der Prophet von dem Weinberge: "Was hätte ich für diesen Weinberg noch tun sollen, und habe es nicht getan?"4 . Und der Herr sagt: "Wem soll ich dieses Geschlecht vergleichen? Es gleicht den Knaben, die auf offenem Markte sitzen und sagen: "Wir haben euch auf der Flöte gespielt und ihr habt nicht getanzt, wir haben euch Trauerlieder gespielt, und ihr habt nicht getrauert."

V.18: "So kam Johannes, aß und trank nicht, und sie sagen: Er hat einen Dämon.

V.19: Es kam der Menschensohn, aß und trank, und sie sagen: Siehe, dieser Mensch ist ein Fresser und Weintrinker, ein Freund der Zöllner und Sünder."

Mit diesen Worten will der Herr sagen: Wir kamen ein jeder auf einem anderen Wege, ich und Johannes, und haben es gerade so gemacht, wie wenn etwa Jäger ein scheues Wild auf zwei möglichen Wegen ins Netz bringen wollen; da besetzt jeder einen anderen Weg und so gehen sie aus entgegengesetzter Richtung vor, so dass S. d545 sie notwendigerweise aufeinander treffen müssen. Sieh also nur, wie das ganze Menschengeschlecht von Bewunderung ergriffen wurde beim Anblick dieses Lebens voll Abtötung, Strenge und Frömmigkeit. Deshalb hat Gott es so gefügt, dass Johannes von frühester Jugend an also lebte, damit er auch ob dieser Lebensweise Glauben fände für seine Predigt. Und warum, fragst du, hat nicht der Herr selbst diesen Lebensweg gewählt? Auch er ist sehr wohl diesen Weg gegangen, da er die vierzig Tage hindurch fastete und lehrend umherging, ohne etwas zu haben, worauf er sein Haupt niederlegen konnte. Übrigens ist der Herr auch auf andere Weise zum selben Ziel gelangt, und hat denselben Zweck erreicht. Denn für ihn war es dasselbe, wie wenn er den gleichen Weg gegangen wäre, ja noch viel mehr, dass nämlich derjenige für ihn Zeugnis ablegte, der diesen Weg gegangen. Außerdem hatte Johannes nichts weiter aufzuweisen als seine strenge Lebensweise. "Denn", heißt es, "er tat kein einziges Zeichen." [Quelle?: Joh 10,41] Für den Herrn dagegen legen Zeichen und Wunder Zeugnis ab. Deshalb wollte er, dass Johannes sich durch sein Fasten auszeichne; er selbst ging den anderen Weg, setzte sich an die Tische der Zöllner und aß und trank.


  1. für sich ↩

  2. Mal 4,5 ↩

  3. Mal 3,1 ↩

  4. Jes 5,4 ↩

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