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Works John Chrysostom (344-407) In Matthaeum homiliae I-XC Kommentar zum Evangelium des hl. Matthäus (BKV)
Einundvierzigste Homilie. Kap XII, V.25-32.

4.

Stark nennt aber der Herr den Teufel, nicht weil er etwa von Natur aus so wäre, beileibe nicht, sondern um auf seine frühere Gewaltherrschaft hinzuweisen, die eine Folge unserer Fahrlässigkeit war.

V.30: "Wer nicht mit mir ist, ist gegen mich, und wer nicht mit mir sammelt, zerstreut."

Da haben wir also noch eine vierte Lösung der Frage. S. d595 Was will denn ich, sagt der Herr? Zu Gott hinführen, die Tugend lehren, das Himmelreich verkünden. Was will dagegen der Teufel mit seinen Dämonen? Gerade das Gegenteil von all dem. Wie sollte also der, der nicht mit mir sammelt und nicht zu mir hält, mit mir zusammen arbeiten? Und was sage ich zusammen arbeiten? Im Gegenteil, er hat nur das Verlangen, mir entgegenzuarbeiten. Wer also nicht nur nicht mit mir zusammengeht, sondern mir sogar entgegen ist, wie sollte der so große Willfährigkeit gegen mich zeigen, dass er mit mir die Dämonen austriebe? Das gleiche sollte aber nicht bloß vom Teufel, sondern auch von ihm selber gelten, da ja auch er des Teufels Widersacher ist und ihm, entgegenarbeitet. Wie so aber, fragst du, "ist gegen mich, wer nicht mit mir ist"? Eben dadurch, dass man nicht mit dem Herrn ist. Wenn aber schon dies wahr ist, dann trifft dies noch vielmehr auf den zu, der gegen ihn ist. Wenn schon der ein Feind ist, der nicht mit ihm zusammen arbeitet, dann noch viel mehr derjenige, der ihn bekämpft. Das alles sagt aber der Herr nur, um zu zeigen, wie groß und unaussprechlich seine Feindschaft wider den Teufel ist. Sage mir doch, wenn du gegen jemand Krieg zu führen hättest, wäre da nicht jeder, der nicht mit dir kämpfen wollte, eben dadurch gegen dich? Wenn aber der Herr an einer anderen Stelle sagt: "Wer nicht gegen euch ist, ist für euch"1 , so steht dies nicht im Widerspruch mit unserer Stelle. Hier zeigte er ihnen eben einen Feind, dort einen teilweisen Freund. "Denn", heißt es, "in Deinem Namen treiben sie Dämonen aus"2 . Ich glaube indes, der Herr wollte hier auch auf die Juden hindeuten und sie so als Verbündete des Teufels hinstellen. Denn auch die Juden waren ja gegen ihn und zerstreuten das wieder, was er gesammelt hatte. Denn dass er wirklich auch sie im Auge hatte, gibt er mit den Worten zu verstehen:

V.31: "Deshalb sage ich euch, jede Sünde und jede Gotteslästerung wird den Menschen nachgelassen werden."

S. d596 Nachdem sich der Herr verteidigt, den Einwand widerlegt und gezeigt hatte, dass die Pharisäer ihn ohne Grund beschimpft hatten, da flößt er ihnen zuletzt auch noch Furcht ein. Auch das trägt ja nicht wenig bei zur Belehrung und Besserung, dass man nicht nur auf Einwände antwortet und zu überzeugen sucht, sondern dass man auch Drohungen vorbringt. So macht es der Herr überall, wo er Vorschriften und Ratschläge gibt. Allerdings scheint dieser Ausspruch des Herrn sehr unklar zu sein; wenn wir aber genau zusehen, findet sich leicht eine Erklärung. Zunächst empfiehlt es sich, auf den Wortlaut selbst zu achten. "Jede Sünde und Gotteslästerung", heißt es, "wird den Menschen nachgelassen werden, die Lästerung des Heiligen Geistes dagegen wird ihnen nicht nachgelassen werden.

V.32: Und wer immer wider den Menschensohn redet, es wird ihm verziehen werden; wer aber wider den Heiligen Geist redet, dem wird nicht verziehen werden, weder in dieser Welt noch in der künftigen."

Welches ist also der Sinn dieser Worte? Ihr habt viel wider mich geredet und gesagt, ich sei ein Betrüger und ein Feind Gottes. Das verzeihe ich euch, wenn ihr es bereut, und will euch nicht dafür bestrafen. Die Lästerung des Geistes dagegen wird nicht verziehen, auch denen nicht, die sie bereuen. Wie hätte das einen Sinn? Auch diese Sünde wurde ja den Reuigen nachgelassen. Denn viele von denen, die also lästerten, haben nachher geglaubt und alles ward ihnen verziehen. Welches ist also der Sinn dieser Worte? Der, dass diese Sünde ganz besonders unverzeihlich ist. Und warum? Weil sie von ihm selber nicht wussten, wer er sei; über den Heiligen Geist aber hatten sie hinlängliche Kenntnis erlangt. Durch ihn hatten ja die Propheten ihre Weissagung verkündet und im Alten Testament kannten ihn alle sehr gut. Der Sinn seiner Worte ist also der: Nun gut, an mir stoßt ihr euch, weil ich im Fleische erschienen bin; könnt ihr aber auch vom Heiligen Geist sagen: Wir kennen ihn nicht? Gerade deshalb werdet ihr für eure Lästerungen keine Verzeihung finden und in dieser wie in der anderen Welt bestraft werden. Viele wurden S. d597 nur in dieser Welt bestraft, wie derjenige, der Unzucht getrieben, wie jene Korinther, die unwürdig an den heiligen Geheimnissen teilgenommen hatten; ihr hingegen werdet hier und dort bestraft werden. Alles, was ihr also gegen mich gelästert habt vor meinem Kreuzestod, verzeihe ich euch, auch die Sünde der Kreuzigung selbst; nur über euren Unglauben werdet ihr gerichtet werden.3 Was ihr aber über den Heiligen Geist gesagt habt, das wird euch nicht verziehen werden. Denn, eben weil er von dem sprach, was sie vor seinem Kreuzestod wider ihn redeten, fügte er hinzu: "Wer immer etwas redet gegen den Menschensohn, wird Verzeihung erlangen, nicht aber, wer gegen den Heiligen Geist redet". Warum? Weil ihr diesen kennt und weil ihr dadurch gegen die erkannte Wahrheit sündigt. Denn wenn ihr auch mich nicht zu kennen vorgebt, das wißt ihr wenigstens ganz gut, dass man nur im Heiligen Geist Dämonen auszutreiben und Kranke zu heilen vermag. Ihr verlästert also nicht bloß mich, sondern auch den Heiligen Geist. Darum wird auch eure Strafe hier wie dort unerbittlich sein.

Einige Menschen werden nämlich in dieser und in der anderen Welt gestraft; andere nur hienieden, andere nur drüben, andere wieder weder hier noch dort. In dieser und in der anderen Welt z.B. werden eben diese bestraft4 ; auf dieser Welt wurden sie nämlich bestraft, als jene unsäglichen Leiden bei der Eroberung der Stadt5 über sie kamen; und die größte Strafe erfahren sie erst in der anderen Welt; ebenso ging es auch den Einwohnern von Sodoma und vielen anderen. Nur in der anderen Welt z.B. der reiche Prasser, der in den Feuerqualen schmachtete und nicht einmal einen Tropfen Wasser hatte. Bloß in dieser Welt ward der unzüchtige Korinther bestraft. Weder hier noch dort die Apostel, die Propheten, der selige Job; denn ihre Leiden waren ja keine Strafen, sondern nur eine Übung und Prüfung.


  1. Lk 9,50 ↩

  2. Mt 7,22 ↩

  3. Es hatten ja auch nicht einmal die, welche vor seinem Kreuzestod an ihm glaubten, einen vollkommenen Glauben. Überdies mahnte der Herr überall, es sollte ihn niemand offenbaren vor seinem Leiden, und noch am Kreuze sagte er, es solle jenen ihre Sünde verziehen werden. ↩

  4. die wider den Heiligen Geist reden ↩

  5. Jerusalem ↩

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