• Home
  • Works
  • Introduction Guide Collaboration Sponsors / Collaborators Copyrights Contact Imprint
Bibliothek der Kirchenväter
Search
DE EN FR
Works John Chrysostom (344-407) In Matthaeum homiliae I-XC Kommentar zum Evangelium des hl. Matthäus (BKV)
Zweiundvierzigste Homilie. Kap XII. V.33-37.

3.

Um euch aber das Gesagte noch klarer zu veranschaulichen, wollen wir gleich David selbst zum Beispiel nehmen, aber im umgekehrten Sinn. Denn er, der infolge erlittenen Unrechtes stark geworden, ward widerum schwach, als er Unrecht getan. Als er dem Urias Böses zugefügt, da wandte sich das Blatt; der Unrecht getan, ward schwach, der es erlitten, stark; denn Urias hat noch im Tode das Haus Davids verwüstet1 . Er, der noch König war und lebte, war machtlos; der andere, der noch Soldat und schon getötet war, hat über David alles erdenkliche Unheil gebracht. S. d607 Soll ich euch durch andere Beispiele die Sache noch klarer machen? Sehen wir einmal zu, wie es denen ging, die sich erlaubterweise gerächt haben. Denn dass jene, die2 Unrecht tun, selbst am schlimmsten daran sind und nur ihrer eigenen Sache schaden, das ist vollkommen klar. Wer ist aber derjenige, der sich selbst aus rechtmäßigem Anlass gerächt hat, dafür aber auch unendliches Wehe verursachte und sich selbst tausenderlei Unheil und Leiden zuzog? Das ist Davids Heerführer. Der hat ja einen schweren Krieg entfacht und unsäglich viel Unglück zu ertragen gehabt, während auch nicht ein Leid ihm zugestoßen wäre, hätte er verstanden, klug zu sein. Fliehen wir also dieser Sünde und tun wir unserem Nächsten weder mit Worten noch mit Taten ein Unrecht. Der Herr sagte ja auch nicht: Wenn du Klagen erhebst und jemand vor Gericht ziehst, sondern einfach: Wenn du Böses redest, sei es auch nur bei dir selbst, du wirst dennoch die schwerste Strafe dafür erhalten. Und wäre es auch wahr, was du sagst, und redetest du auch aus Überzeugung, die Strafe wird dich dennoch ereilen. Gott wird dich eben nicht nach dem richten, was jener getan, sondern nach dem, was du gesagt hast. „Denn“,heißt es, „nach deinen Worten wirst du gerichtet werden.“

Oder hörst du nicht, wie auch der Pharisäer die Wahrheit gesprochen und Dinge sagte, die alle wussten, und wie er nichts Unbekanntes offenbarte? Gleichwohl traf ihn die schwerste Strafe. Wenn man aber nicht einmal dessentwegen Klage erheben darf, was von allen als gerecht anerkannt ist, dann um so weniger bei Dingen, die nicht ganz sicher sind; denn der Sünder hat ohnehin einen Richter. Raube also dem eingeborenen Gottessohne nicht seine Würde. Ihm ist der Richterstuhl vorbehalten. Aber du willst dennoch richten? Es gibt einen Richterstuhl, der dir viel Nutzen und keinen Schaden bringt. Setze dein eigenes Bewusstsein auf den Richterstuhl deines Gewissens und führe ihm alle deine Sünden vor. Erforsche die Sünden deines Herzens, verlange strenge Rechenschaft und sprich: Wie konntest du dieses und jenes wagen? Und wenn dein Gewissen davor S. d608 zurückschreckt und sich mit fremden Sünden abgeben will, so sprich zu ihm: Nicht wegen dieser Sünden richte ich dich, nicht ihretwegen bist du zur Rechtfertigung gekommen. Denn was geht es dich an, wenn dieser oder jener schlecht ist? Warum hast dagegen du selbst diese oder jene Sünde begangen? Verteidige dich, klage nicht andere an. Schaue auf dich selbst und nicht auf andere. In solcher Weise übe deine Seele ohne Unterlass. Wenn sie sodann nichts darauf zu sagen weiß, sondern auszuweichen sucht, dann züchtige sie mit Ruten wie eine hochmütige, unzüchtige Magd. Und auf diesen Richterstuhl setze dich Tag für Tag und führe der Seele den Feuerstrom3 vor Augen, den Wurm4 und die anderen Peinen. Gib sodann nicht zu, dass sie die Schuld auf den Teufel schiebt und erlaube ihr nicht, in ihrem Stolze zu sagen: Er ist zu mir gekommen, er bereitet mir Nachstellungen, er ist es, der mich versucht; sage vielmehr zu ihr: Wenn du nicht willst, dann sind alle Bemühungen des Teufels umsonst. Wenn sie aber einwendet: Ich bin nun einmal an einen Leib gebunden, bin mit Fleisch bekleidet, bewohne die Welt und halte mich auf dieser Erde auf, so antworte ihr: Das sind alles Ausreden und leere Entschuldigungen. Gar mancher ist ja auch mit Fleisch bekleidet, steht in der Welt und bewohnt diese Erde, aber dennoch führt er ein ausgezeichnetes Leben. Und du selbst, wenn du etwas Gutes tust, tust es als Seele, die mit Fleisch bekleidet ist. Wenn aber der Seele solche Worte Schmerz bereiten, so lass dennoch nicht ab; sie stirbt nicht daran, wenn du sie auch schlägst; im Gegenteil, du wirst die vom Tode erretten. Wenn sie aber dann wieder sagt: der und jener hat mich gereizt, dann erwidere ihr: aber es steht in deiner Macht, dich nicht reizen zu lassen; du hast ja deinen Zorn schon oft bemeistert. Wenn sie sagt: die Schönheit dieser und jener Person hat mich entflammt, so sprich zu ihr: du konntest aber Herr werden über die Flamme. Führe ihr jene vor Augen, die darüber gesiegt haben; erinnere sie an das erste Weib, das da sprach: S. d609 „Die Schlange hat mich verführt“5 und die dennoch der Strafe nicht entging.


  1. 2 Kön 12,11; 13, 18 ↩

  2. ohne Grund ↩

  3. Dan 7,10 ↩

  4. Mk 9,43 ↩

  5. Gen 3,13 ↩

pattern
  Print   Report an error
  • Show the text
  • Bibliographic Reference
  • Scans for this version
Download
  • docxDOCX (1.04 MB)
  • epubEPUB (1.01 MB)
  • pdfPDF (3.23 MB)
  • rtfRTF (3.18 MB)
Translations of this Work
Commentaire sur l'Evangile selon Saint Matthieu Compare
Kommentar zum Evangelium des hl. Matthäus (BKV)

Contents

Faculty of Theology, Patristics and History of the Early Church
Miséricorde, Av. Europe 20, CH 1700 Fribourg

© 2025 Gregor Emmenegger
Imprint
Privacy policy