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Works John Chrysostom (344-407) In Matthaeum homiliae I-XC Kommentar zum Evangelium des hl. Matthäus (BKV)
Dreiundvierzigste Homilie. Kap.XII,V.38-45.

3.

Indes bleibt der Herr auch dabei nicht stehen, sondern bringt noch ein neues Beispiel, indem er fortfährt:

V.42: „Auch die Königin des Ostens wird am Tage des Gerichts auferstehen mit diesem Geschlechte und sie wird es verurteilen. Denn sie war bis von den Grenzen der Erde gekommen, um die Weisheit Salomons zu hören. Und siehe, hier ist mehr als Salomon.“

Das war noch mehr als das Vorausgehende. Denn dort war es Jonas, der zu den Niniviten kam. Die Königin des Ostens hingegen wartete nicht, bis Salomon zu ihr kam; sie selbst eilte zu ihm, obgleich sie eine Frau und eine Barbarin war und einen so weiten Weg zurückzulegen hatte; obgleich keine Drohung sie drängte1 und sie nicht den Tod zu fürchten hatte; sie kam vielmehr ausschließlich wegen des Verlangens, seine weisen Reden zu hören. Aber siehe, sagt der Herr, hier ist noch mehr als Salomon. Dort kam diese Frau, hier aber bin ich gekommen. Sie kam von den Grenzen der Erde, ich durchwandle Städte und Dörfer. Salomon sprach von Bäumen und Holz, die der Angekommenen nicht viel nützen konnten, ich dagegen über unaussprechliche Dinge und die schauerlichsten Geheimnisse.

Auf diese Weise hat also der Herr die Juden verurteilt und ihnen mehr als hinreichend gezeigt, dass sie für ihre Sünden keine Verzeihung verdient und dass an ihrem Ungehorsam ihre eigene Undankbarkeit schuld sei, nicht die Ohnmacht ihres Lehrers. Das hat er dann noch durch viele andere Beispiele und besonders durch das der Niniviten und der Königin bewiesen. Sodann nennt er auch die Strafe, die ihrer harrt; zwar nur andeutungsweise, aber er nennt die doch, und flößt ihnen so durch seine Reden keine geringe Furcht ein. Er sagt:

V.43: „Wenn der unreine Geist aus dem Menschen herausgefahren ist, so wandert er durch wasserlose Gegenden und sucht Ruhe. Da er sie aber nicht findet

S. d620

V.44: so spicht er: Ich will in mein Haus zurückkehren, aus dem ich gekommen bin.“

Und wenn er gekommen ist, findet er es leer, gescheuert und geschmückt.

V.45: „Dann geht er hin und nimmt noch sieben andere Geister mit sich, die noch schlimmer sind als er, und sie gehen hinein und wohnen dort, und die letzten Taten jenes Menschen werden schlimmer sein als die ersten. Geradeso wird es auch diesem Geschlecht ergehen.“

Damit zeigt der Herr, dass sie nicht bloß im zukünftigen Leben, sondern auch hienieden schon aufs Allerschwerste bestraft werden. Durch die Worte: „Die Bewohner von Ninive werden am Tage des Gerichts sich erheben und dieses Geschlecht verurteilen“, stellt er ihnen das drohende Urteil unmittelbar vor Augen, damit der zeitliche Aufschub sie nicht gleichgültig und leichtsinnig mache.

Dasselbe hat ihnen auch der Prophet Oseas angedroht, da er sagte, sie würden sein: „Wie der Prophet, der außer sich geraten, wie der Mensch, der den Geist in sich trägt“2 , das heißt, wie die falschen Prophetenm, die, von den bösen Geistern ergriffen, rasen und tanzen. Unter den Propheten, die außer sich gekommen, meint nämlich Oseas hier die Pseudopropheten, von der Art, wie die Wahrsager sind. Dasselbe wollte also auch Christus zu verstehen geben und sagte darum, sie würden das schlimmste Unheil erfahren. Siehst du da, wie er sie auf jede Weise dahin bringen will, auf seine Reden zu achten, durch den Hinweis auf das Gegenwärtige, auf das Zukünftige, auf das, was recht und gut war3 und auf die sündigen Tyrer und Sodomiter. So machten es auch die Propheten, die auf die Söhne des Rehab als Beisspiel hinwiesen4 , auf die Braut, die nicht vergisst des eigenen Schmuckes und des Brustgürtels, auf den Ochsen, der seinen Herrn kannte, und den Esel, der die Krippe findet. In gleicher Weise stellt ihnen der Herr auch hier durch einen Vergleich ihre S. d621 Undank barkeit vor Augen und verkündet ihnen dazu noch die Strafe.

Welches ist nun also der Sinn seiner Worte? Er will sagen: Wenn die Besessenen von ihrer Krankheit geheilt und darnach noch leichtsinniger werden, als zuvor, so ziehen sie sich eine noch schwerere Geistesumnachtung zu. Geradeso geschieht es auch euch. Denn auch ihr waret vorher in der Gewalt eines Dämons, als ihr die Götzenbilder angebetet, eure Kinder den Dämonen zu ehren geschlachtet habt und euch von großem Irrwahn befallen zeigtet. Gleichwohl habe ich euch nicht verlassen, sondern habe jenen Dämon durch die Propheten vertrieben und bin dann auch selbst noch gekommen, um euch noch mehr zu reinigen. Da ihr nun dessen nicht achten wollet, sondern euch in noch größere Sünden verirrt habt5 , deshalb werden euch noch schwerere Strafen ereilen, als früher in Babylon, in Ägypten und unter dem ersten Antiochus. Was ihnen nämlich unter Vespasian und Titus widerfuhr, war noch viel ärger als dieses. Darum sagt auch der Herr: „Es wird große Trübsal sein, wie noch nie gewesen ist und nie mehr sein wird“6.

Doch nicht bloß dies allein gibt er ihnen durch diesen Hinweis zu verstehen, sondern auch, dass sie jeglicher Tugend vollständig bar sein würden und der Gewalt der Dämonen noch viel leichter und mehr unterworfen, als damals. Denn, wenn es auch damals Sünder gab, so gab es doch auch rechtschaffene Menschen unter ihnen und waltete die Vorsehung Gottes und die Gnade des Geistes, die für sie sorgte, sie auf die rechten Bahnen wies und alles tat, was an ihr lag. Nun aber, so will er sagen, werden sie auch dieser Fürsorge hinfort ganz und gar beraubt sein, so dass jetzt die Tugend seltener, das Unheil größer, die Macht der Dämonen noch tyrannischer ist. Ihr wißt ja auch, wie zu unserer Zeit Julian gewütet, der alle an Gottlosigkeit übertroffen hat und wie da die Juden sich noch auf Seiten der S. d622 Heiden stellten und deren Götter verehrten. Und wenn sie auch jetzt etwas vorsichtiger zu sein scheinen, so verhalten sie sich bloß ruhig aus Furcht vor den Herrschern. Wenn diese nicht wären, würden sie vielleicht jetzt noch schlimmere Dinge sich erlauben als früher. Denn durch ihre sonstigen Missetaten übertreffen sie noch ihre Vorfahren, indem sie in ganz maßloser Weise Wahrsagerei, Zauberei und Unsittlichkeit betreiben. Auch sonst haben sie, trotz dieses starken Zügels, der ihnen angelegt ist, gar oftmals Aufstände erregt, haben sich wider die Herrscher erhoben und dadurch sich das schwerste Mitßgeschick zugezogen.


  1. wie Jonas ↩

  2. Os 9,7 ↩

  3. nämlich auf Ninive und die Königin ↩

  4. Jer 35,219 ↩

  5. denn viel größer und schlimmer, als die Propheten ermordet zu haben, war es, auch auch den Herrn selbst zu morden ↩

  6. Mt 24,21 ↩

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