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Works John Chrysostom (344-407) In Matthaeum homiliae I-XC Kommentar zum Evangelium des hl. Matthäus (BKV)
Vierte Homilie. Kap.1, V.17-22.

7.

Deshalb brachte auch der Engel den Namen vom Himmel und hat auch dadurch gezeigt, dass es sich um eine wunderbare Geburt handle; denn es war ja Gott selbst, der durch den Engel dem Joseph den Namen1 vom Himmel sandte. Das war durchaus nichts Nebensächliches, sondern eine Quelle unendlicher Gnaden. Darum hat auch der Engel diesen Namen genauer erklärt, weckt so große Hoffnungen, und bringt Joseph auch dadurch zum Glauben. Solche Dinge gefallen uns ja meistens schnell; darum setzen wir auch lieber unser Vertrauen auf sie. Nachdem er ihn also mit all diesen Dingen auf den Glauben vorbereitet hat, mit dem Vergangenen, dem Zukünftigen und Gegenwärtigen, ja sogar durch die Ehre, die er ihm erwies, führt er zur rechten Zeit auch noch den Propheten ein, der allem dem die letzte Entscheidung gibt. Noch ehe er ihn aber zum Wort kommen lässt, kündigt er selbst an, welche Gnaden der Welt durch ihn zuströmen sollten. Was sind dies für Gnaden? Die Befreiung und Erlösung von den Sünden. „Denn er“, sagt der Engel, „wird sein Volk erlösen von dessen Sünden.“ Auch hier weist er auf etwas Wunderbares hin. Nicht Befreiung von sichtbaren Feinden, von Barbaren S. 72verheißt er ihm; nein, etwas viel Größeres, die Erlösung von Sünden; das hatte noch niemand zuvor vermocht. Warum aber, fragst du, sagte er: „Sein Volk“ und fügte nicht auch die Heiden hinzu? Um den Zuhörer nicht jetzt schon zu erschrecken. Für den, der den tieferen Sinn der Worte verstand, hatte er ohnehin auch die Heiden mit inbegriffen „Sein Volk“ sind eben nicht bloß die Juden, sondern alle, die zu ihm kommen und den Glauben annehmen. Beachte aber, wie er uns auch auf seine Würde aufmerksam macht, indem er die Juden sein Volk nennt. Das bedeutet nichts anderes, als dass das Kind der Sohn Gottes ist, und dass es sich hier um den König des Himmels handelt. Sünden nachzulassen steht ja in keines anderen Macht, außer der göttlichen allein.

Da uns also ein so herrliches Geschenk zuteil geworden, so wollen wir auch alles tun, uns einer so großen Wohltat nicht unwürdig zu zeigen. Denn wenn schon die Sünden, die vor der Menschwerdung vorkamen, strafbar waren. um wieviel mehr diejenigen, die man nach dieser so unaussprechlichen Gnade begeht? Das sage ich euch nicht ohne Grund, sondern weil ich sehe, dass viele nach der Taufe viel leichtsinniger leben als Ungetaufte, so dass man ihnen den Christen ganz und gar nicht mehr ansieht. Darum kann man weder auf der Straße, noch in der Kirche recht wissen, wer getauft ist und wer nicht, es sei denn, man wohne zur rechten Zeit den Mysterien bei und passe auf, wen man hinausweist und wer drinnen bleibt. Es sollte aber eigentlich nicht der Ort, sondern das praktische Leben einen kenntlich machen. Weltliche Würden erkennt man ja schon mit Recht an äußeren Abzeichen; die unsrigen aber zeigen sich nur durch die Seele. Den Getauften sollte man nicht bloß an seiner Gabe2 erkennen, sondern auch daran, dass er ein neues Leben beginnt. Der Gläubige soll das Licht der Welt sein und das Salz S. 73der Erde. Wenn du aber nicht einmal in dir selber Licht hast, und deine eigene Fäulnis nicht hintanhalten kannst, woran sollen wir dich dann erkennen? Vielleicht daran, dass du in die heiligen Fluten hinabgestiegen3 . Aber gerade das wird dir Strafe zuziehen. Je größer die Gnade, um so größer die Strafe für diejenigen, die in ihrem Leben der Gnade nicht entsprachen. Der4 Christ soll eben nicht bloß mit den Talenten glänzen, die er von Gott erhalten, sondern auch mit den Zinsen, die er aus ihnen genommen. An allem soll man ihn erkennen, am Gang, am Blick, an der Haltung, an der Stimme. Damit will ich aber nicht sagen, dass wir uns so verhalten sollen, bloß um gesehen zu werden, sondern um diejenigen, die uns sehen, zu erbauen. Woran immer ich dich nun aber auch zu erkennen suche, immer finde ich, dass du durch das Gegenteil auffällst. Wenn ich dich an deinem Platz5 zu erkennen suche, so finde ich, dass du im Zirkus, im Theater und mit sonstigen unerlaubten Dingen den Tag zubringst, mit bösen Reden auf der Straße oder in Gesellschaft verdorbener Menschen. Will ich dich am Ausdruck deines Gesichtes erkennen, so sehe ich nur immer ausgelassenes Lachen, wie man es höchstens bei einer verkommenen, frechen Dirne gewöhnt ist; wenn aber an deinen Kleidern, so finde ich dich nicht besser als Schauspieler; wenn an deinen Freunden, so ziehst du nur mit Schmarotzern und Schmeichlern herum; wenn an deinen Reden, so höre ich da kein gesundes Wort, keines, das nicht überflüssig, keines, das lebenspendend wäre; schaue ich endlich auf deine Tafel, so finde ich da noch weit mehr Stoff zu Vorwürfen.


  1. des Kindes ↩

  2. jeder Getaufte brachte bei der hl. Messe seine Gabe dar ↩

  3. Anspielung auf die Taufe durch Untertauchen in fließendem Wasser ↩

  4. Gläubige ↩

  5. in der Kirche ↩

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