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Bibliothek der Kirchenväter
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Works John Chrysostom (344-407) In Matthaeum homiliae I-XC Kommentar zum Evangelium des hl. Matthäus (BKV)
Neunundvierzigste Homilie. Kap.XIV,V.1322.

6.

Ihr lacht bei diesen Worten; ich aber möchte lieber weinen über die Torheit dieser Leute und den Eifer, den sie solchen Dingen widmen. Die würden ja lieber ihren eigenen Leib mit Kot beschmutzen als ihre Schuhe. So zimperlich wurden sie also, und dazu auch noch habsüchtig. Wer nämlich gewohnt ist, nach solchen Dingen gierig zu verlangen, der braucht auch für Kleider und alles andere viel Geld und große Einkünfte. Hat er nun einen ehrgeizigen Vater, so wird er noch mehr in seinen Fehler verstrickt und seine törichte Leidenschaft wird noch gesteigert. Ist sein Vater dagegen knauserig, so sieht er sich noch zu anderen Schamlosigkeiten gezwungen, um das Geld für derartige Auslagen zusammenzubringen. Aus diesem Grund haben schon manche junge Leute ihre Jugendblüte weggeworfen, sind zu Schmarotzern der Reichen geworden und haben sich noch anderen Sklavendiensten unterworfen, um sich damit die Befriedigung derartiger Leidenschaften zu erkaufen. Daraus ergibt sich, dass ein solcher Jüngling so zu gleicher Zeit geldgierig und erbärmlich sein wird und in den notwendigen Dingen vollkommen gleichgültig, ja dass er notgedrungen viele Sünden begehen wird; dass er aber auch zugleich hartherzig und ehrgeizig sein wird, das dürfte wohl auch niemand bestreiten. Hartherzig, weil er vor lauter Sucht nach eitlem Tand beim Anblick eines Armen tut, als sehe er ihn nicht, sondern seine Kleider und Schuhe mit Gold schmückt, um den Armen aber, der vor Hunger stirbt, sich nicht kümmert. Ehrgeizig aber wird er, weil er sich angewöhnt, auch in den kleinen Dingen dem Lobe der Zuschauer nachzujagen. Ich glaube nicht, dass ein Feldherr auf seine Armee und seine Siegestrophäen sich soviel einbildet, als diese weltlich gesinnten Jünglinge auf den Schmuck ihrer Schuhe, auf ihre Schleppkleider und die Locken ihres Hauptes; und doch haben all das fremde Künstler S. d709 gemacht. Wenn sie es aber schon nicht lassen können, auf fremde Dinge stolz zu sein, wie werden sie auf ihre eigenen Vorzüge nicht stolz sein wollen? Soll ich noch andere, schlimmere Dinge erwähnen, oder genügt uns das? Nun, so muss ich damit meine Rede beenden, denn ich habe all das wegen derjenigen gesagt, die da in ihrem Ehrgeiz behaupten, es seien diese Dinge durchaus keine Torheit. Ich weiß auch, dass viele Jünglinge meinen Worten kein Gehör schenken werden, nachdem sie doch schon einmal von der Leidenschaft trunken sind. Deshalb durfte ich aber gleichwohl nicht schweigen. Die Väter, die noch einsichtig sind und gesunde Grundsätze haben, werden schon imstande sein, sie zu entsprechendem, anständigen Verhalten anzuleiten. Sage also nicht: Es liegt ja nichts an diesem oder jenem; denn das, gerade das hat ja das ganze Unheil verschuldet. Auch hierin müsste man eben die Knaben unterrichten und sie lehren, auch in scheinbar geringen Dingen würdevoll, edel und besser zu sein, als zu scheinen; dann würde man sie auch in wichtigen Dingen tadellos finden. Oder was gibt es Unscheinbareres als das Erlernen der Buchstaben? Und doch bringt das die Rhetoren, Sophisten und Philosophen hervor; und wenn sie das erste nicht verstehen, werden sie auch das andere nicht erlernen.

Das alles habe ich aber nicht bloß für die Jünglinge, sondern auch für die Frauen und Mädchen gesagt. Denn auch sie verdienen in dieser Beziehung Tadel, und zwar um so mehr, weil sich gesittetes Benehmen für eine Jungfrau noch weit eher geziemt. Denket also, was ich von den Jünglingen sagte, das sei auch von euch gesagt, damit ich nicht zweimal dasselbe zu wiederholen brauche. Doch es ist jetzt Zeit, die Rede mit Gebet zu schließen. Betet also alle mit mir, damit die Jugend, besonders die, welche zur hl.Kirche gehört, die Gnade erlange, anständig zu leben und ein ehrenvolles Alter zu erreichen. Wer aber nicht so lebt, für den ist es auch nicht gut, dass er das Greisenalter erreicht. Für jene dagegen, die schon in ihrer Jugend so weise leben wie Greise, für die bete ich, dass sie das höchste Alter erreichen mögen, Väter von wohlerzogenen Kindern werden, S. d710 die ihren Eltern und vor allem Gott, der sie erschaffen hat, Freude machen, dass jede Krankheit ihnen fern bleibe, und zwar nicht bloß die Krankheit wegen der Schuhe und Kleider, sondern auch alle anderen. Denn wie ein brachliegender Acker, so ist die Jugend, die vernachlässigt wird; sie wird überall nur Dornen hervorbringen.

Entzünden wir also das Feuer des Heiligen Geistes und verbrennen wir darin diese schlechten Leidenschaften! Machen wir das Ackerfeld neu1 und bereit, den2 Samen aufzunehmen, und zeigen wir, dass unsere christliche Jugend ein weiseres Leben führt, als anderswo die Greise. Darin liegt ja gerade das Staunenswerte, dass schon die Jugend durch Sittsamkeit hervorragt, während die Sittsamkeit im Alter nicht mehr besonders verdienstlich ist, weil eben da die Zahl der Jahre ihren sicheren Schutzwall bildet. Wunderbar dagegen ist es, wenn man inmitten des Sturmes innere Ruhe genießt, mitten im Feuerofen nicht verbrannt wird und trotz der Jugend sich keinen Ausschweifungen hingibt.

Das alles wollen wir also erwägen und wollen jenem glückseligen3 Joseph nacheifern, den all diese Tugenden auszeichneten, damit auch wir dieselben Siegeskränze erlangen wie er. Dieser Siegeskränze mögen wir alle teilhaft werden durch die Gnade und Liebe unseres Herrn Jesus Christus, dem die Ehre gebührt mit dem Vater und dem Heiligen Geiste, jetzt und immer und in alle Ewigkeit. Amen!


  1. vgl.Jer 4,3 ↩

  2. guten ↩

  3. ägyptischen ↩

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