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Works John Chrysostom (344-407) In Matthaeum homiliae I-XC Kommentar zum Evangelium des hl. Matthäus (BKV)
Sechsundfünfzigste Homilie Kap. XVI, V.28-Kap. XVII, V.9.

3.

Siehst du daraus, wie innig er Christus liebte? Du darfst jetzt nicht darauf achten, dass die Art und Weise der Bitte ungeschickt war, sondern bloß wie feurig er ist, wie er für Christus glüht. Dass er nämlich nicht aus Besorgnis um sich selbst so redet, kann man aus den Worten entnehmen, die er sprach, als ihm der Herr seinen einstigen Tod und seine Ergreifung voraussagte: "Ich werde mein Leben für dich opfern; und wenn ich auch mit Dir sterben müsste, nimmer werde ich dich verleugnen"1 . Sieh, wie er ferner auch mitten in der Gefahr nicht an sich selber denkt. Obschon eine S. d807 große Schar sie umzingelte, ergriff er keineswegs die Flucht, zog vielmehr sein Schwert und hieb dem Knechte des Hohenpriesters das Ohr ab. Er dachte also nicht an sich, sondern bangte nur für den Meister. Weil aber der Herr mit solcher Bestimmtheit gesprochen hatte, nimmt er sich zusammen und sagt, um nicht wieder getadelt zu werden:

V.4: Wenn Du willst, so wollen wir hier drei Hütten bauen, Dir eine, Moses eine und Elias eine."

Was sagst du da, o Petrus? Hast du Jesus nicht erst kurz vorher weit über seine Diener erhoben? Und nun stellst du ihn wieder auf dieselbe Stufe wie sie? Daraus kannst du ermessen, wie unvollkommen die Jünger vor dem Kreuzestode noch waren. Der Vater hatte ihm zwar eine Offenbarung gegeben, aber Petrus dachte nicht fortwährend an sie; er ließ sich durch die Angst2 , welche einerseits von der eben erwähnten Furcht, und anderseits von dem ungewöhnlichen Schauspiele herrührte, außer Fassung bringen. Die anderen Evangelisten deuten das auch an, indem sie berichten, dass seine Verwirrung eine Folge jener Aufregung gewesen sei. Markus erzählt: "Er wusste nämlich nicht, was er rede; denn sie waren von Furcht befangen"3 . Lukas schreibt nach den Worten: "Lasst uns drei Hütten bauen ... und er wusste nicht, was er sagte"4 . Dann erzählt er, um zu erklären, dass sie, Petrus und die anderen, von großer Furcht ergriffen waren: "Sie waren vom Schlafe beschwert; und indem sie erwachten, sahen sie seine Herrlichkeit"5 . Unter Schlaf meint er hier jene schwere Betäubung, welche infolge des Gesichtes bei ihnen eingetreten war. Durch einen plötzlich einfallenden Glanz werden nämlich die Augen geblendet, und so geschah es auch hier. Da es noch nicht Nacht, sondern hellichter Tag war, so konnte nur der übermäßige Glanz ihre dafür zu schwachen Augen beschweren.

S. d808 Was antwortete nun der Herr? Christus selbst spricht kein Wort, auch Moses und Elias nicht. Der Allerhöchste und Glaubwürdigste, der Vater selbst, lässt seine Stimme aus der Wolke erschallen. Warum aus der Wolke? So zeigt sich Gott immer. "Wolken und Dunkel sind rings um ihn"6 ; "Er sitzt auf einer leichten Wolke"7 "Der Wolken macht zu seinem Wagen"8 :"Eine Wolke nahm ihn hinweg vor ihren Augen"9 "Auf den Wolken kam er wie eines Menschen Sohn"10 . Aus der Wolke erschallt also die Stimme, damit alle glaubten, dass sie von Gott kommt. Die Wolke war licht.

V 5: "Während er noch redete, sieh da überschattete sie eine leuchtende Wolke, und siehe, eine Stimme ertönte aus der Wolke und sagte: Dieser ist mein geliebter Sohn, an welchem ich mein Wohlgefallen habe, ihn höret."

Eine finstere Wolke lässt Gott erscheinen, was er als eine Drohung ausspricht, wie z.B. auf dem Sinai: "Moses trat nun in die Wolke", heißt es, "und in das Dunkel, und wie Dampf stieg der Rauch auf"11 , und der Prophet spricht, wo er von Gottes Drohung redet: Finsteres Wasser im Gewölke der Luft"12 . Hier wollte jedoch Gott nicht Schrecken verbreiten, sondern belehren; darum ist die Wolke licht.

Petrus hatte gesagt lasset uns drei Hütten bauen." Er aber zeigt ihnen dafür das Zelt, das nicht von Menschenhand gemacht ist. Deshalb ist hier ein unaussprechliches Licht und die Stimme, während dort Rauch und Qualm erscheinen. Ferner sollte es klar sein, dass nicht von irgendeinem der drei Männer, sondern von Christus allein die Rede war, darum traten jene zwei zur Seite, als die Stimme erscholl. Hätten die Worte einfach irgendeinem von ihnen gegolten, so hätten sich S. d809 die beiden anderen nicht entfernt, um Christus allein zu lassen. Weshalb umhüllte nun aber die Wolke alle drei zugleich und nicht Christum allein? Weil man sonst hätte meinen können, dass er es sei, der da spricht. Darin liegt auch der Grund, weshalb der Evangelist gerade diesen Umstand besonders betont und sagt, dass die Stimme aus der Wolke kam, d.h. von Gott. Was sagt nun die Stimme? "Dieser ist mein geliebter Sohn." Wenn er also geliebt ist, so kannst du außer Furcht sein, o Petrus. Längst schon hättest du übrigens seine Macht kennen und von seiner Auferstehung überzeugt sein sollen. Da du aber im unklaren bist, so fasse wenigstens jetzt nach den Worten des Vaters Mut. Wenn nämlich Gott wirklich die Macht besitzt, wie es ja auch tatsächlich der Fall ist, so ist es doch offenbar, dass auch der Sohn sie in gleicher Weise besitzt. Fürchte also die Gefahren nicht. Hast du das aber noch nicht begriffen, so denke wenigstens daran, dass er der Sohn ist und geliebt wird. Denn es heißt: "Dieser ist mein geliebter Sohn." Wenn er aber geliebt wird, so hast du keine Ursache zu bangen, denn niemand gibt den preis, den er liebt. Sei also unverzagt, denn, wenn du ihn auch tausendmal liebst, so wie der Vater liebst du ihn doch nicht.

"An dem ich mein Wohlgefallen habe." Nicht bloß, weil er ihn gezeugt hat, liebt ihn der Vater, sondern auch, weil er ihm in allen Stücken gleicht und derselben Gesinnung ist. Sonach ist der Grund zur Liebe zwei, ja dreifach: nämlich weil er der Sohn ist, weil er der geliebte ist, weil der Vater an ihm sein Wohlgefallen hat. Was heißt aber das: "An dem ich mein Wohlgefallen habe"? Das will besagen, In dem ich meine Ruhe, in dem ich meine Lust finde deshalb, weil er in jeder Beziehung bis ins Kleinste ihm gleich ist, in ihm und dem Vater nur ein Wille ist, weil er in allem eins ist mit dem Erzeuger und doch dabei der Sohn bleibt. "Ihm höret." Auch wenn er gekreuzigt werden will, sollst du nicht dagegen sein.

V.6: "Und als die Jünger dies gehört hatten, fielen sie auf ihr Angesicht und fürchteten sich sehr.

S. d810

V.7: Und Jesus trat hinzu, berührte sie und sprach:

V.8: Stehet auf und fürchtet euch nicht. Als sie aber ihre Augen erhoben, sahen sie niemand außer Jesum allein."


  1. Mk 14,31 ↩

  2. für den Herrn ↩

  3. Mk 9,5 ↩

  4. Lk 9,33 ↩

  5. ebd 9,32 ↩

  6. Ps 96,2 ↩

  7. Jes 19,1 ↩

  8. Ps 103,3 ↩

  9. Apg 1,9 ↩

  10. Dan 7,13 ↩

  11. Ex 24,18 ↩

  12. Ps 17,12 ↩

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