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Works John Chrysostom (344-407) In Matthaeum homiliae I-XC Kommentar zum Evangelium des hl. Matthäus (BKV)
Dreiundsechzigste Homilie. Kap. XIX, V.15-26.

3.

Wie kann dies nun aber möglich werden? Dadurch, dass du deinem Besitz entsagst, dein Geld verteilst, die böse Begierde ausrottest. Hierbei wollte aber der Herr nicht alles Gott allein zuschreiben, sondern auch der Erhabenheit einer solchen Tugendübung. Das entnehmen wir aus dem Folgenden. Petrus hatte zuerst entgegnet:

V.27: "Siehe, wir haben alles verlassen und sind Dir gefolgt"; dann fragt er: "Was wird uns demnach werden?

Darauf zeigt ihnen Christus den Lohn und fügt dann noch hinzu:

V.29: "Und jeder, der verlassen hat Haus oder Felder oder Brüder oder Schwestern oder Vater oder Mutter, wird Hundertfaches empfangen und ewiges Leben ererben."

So wird das Unmögliche möglich. Aber da fragst du: wie soll es möglich sein, das alles zu verlassen? Wie kann einer, der einmal für die Lust am Besitze ganz versunken ist, sich wieder herausarbeiten? Wenn er beginnt, seine Güter zu verteilen und das Überflüssige zu beseitigen. Auf diese Weise wird er immer weitere Fortschritte machen und zuletzt ganz leicht vorwärtskommen.

Nimm also nicht alles auf einmal in Angriff, sondern steige auf dieser Leiter, die dich zum Himmel führt, S. d914 langsam Schritt für Schritt empor, falls es dich schwer ankommt, alles mit einem Male zu tun. Wie nämlich Fieberkranke und Gallsüchtige durch Essen und Trinken den Durst nur noch mehr entfachen, anstatt ihn zu stillen, so geht es auch bei den Habgierigen; wenn sie dieser verderblichen Leidenschaft, die noch weit heftiger ist als das Gallfieber, mit Geld fröhnen, so fachen sie die Glut nur mehr an. Dagegen dämpft diese Leidenschaft nichts so sehr, als wenn man dem Verlangen nach Gewinn hinfort entsagt, wie ja auch die Gallsucht durch Mäßigkeit im Essen und durch Entleerung gehindert wird. Wie aber kann man das fertig bringen, fragst du? Indem du beherzigst, dass du durch Erwerb von Reichtum nie den Durst darnach stillen kannst, sondern im Gegenteil von der Sucht nach mehr immer heftiger ergriffen wirst, hingegen die Krankheit zum Weichen bringen kannst, wenn du deinem Besitztum entsagst. Strebe also nicht nach immer mehr, sonst jagst du Unerreichbarem nach, verfällst einer unheilbaren Krankheit und wirst ob einer solchen Manie wahrhaft erbarmungswürdig. Sage mir doch, wer ist eigentlich gequält und gepeinigt, derjenige, der nach köstlichen Speisen und Getränken verlangt, ohne sie genießen zu können, wie er will, oder der, der kein solches Gelüsten hat? Offenbar, wer die Begierde darnach hat, ohne sie befriedigen zu können. Denn darin liegt ja gerade die Pein, dass man voll Verlangen ist und es nicht stillen kann, dass man Durst hat, ohne trinken zu können. Als darum Christus die Hölle beschreiben wollte, hat er sie mit diesen Farben geschildert: Er führt den Reichen vor Augen, wie er im Feuer liegt, und wie gerade das seine Strafe war, dass er nach einem Tropfen Wasser lechzt, ihn aber nicht erhält.

Also nur derjenige, welcher den Reichtum verachtet, gebietet seiner Begierde Halt, wer hingegen reich werden und immer mehr gewinnen will, entflammt sie nur noch heftiger und kann sie doch niemals stillen. Und hat er zehntausend Talente erworben, so wünscht er noch einmal so viel; und hat er diese im Besitze, will er noch zweimal so viel haben; und so geht es weiter; er wünscht, dass Berge, Erde, Meer, kurz alles, für ihn zu S. d915 Gold werden, so groß ist die neue entsetzliche Raserei, die ihn erfasst hat und nie gebändigt werden kann. Damit du dich überzeugest, dass dieses Übel nicht durch Hinzufügen, sondern nur durch Entziehen einzudämmen ist, so erwäge: Wenn dich die törichte Lust, zu fliegen und durch die Luft dahinzuschweben überkäme, wie würdest du ein so einfältiges Verlangen bändigen? Würdest du dir etwa Flügel machen oder andere Flugwerkzeuge anschaffen? Oder nicht vielmehr durch Vernunftgründe dich bestimmen lassen, dass ein solches Verlangen Unmögliches in sich schließt, dass man etwas Derartiges nicht unternehmen kann? Gewiss das Letztere. Ja, sagst du, hier handelt es sich um etwas Unmögliches. Aber ich sage dir, noch unmöglicher ist es für die Habgier, ein Ziel zu finden. Leichter noch wird ein Mensch das Fliegen zustande bringen, als seine Habgier durch Vergrößerung des Besitzes befriedigen. Wenn einer nämlich Dinge anstrebt, die im Bereiche der Möglichkeit liegen, so kann er sich in der Aussicht auf den Genuss freuen; wer hingegen Unmögliches verlangt, dem bleibt nichts anderes übrig, als diese Sehnsucht zu ersticken, weil auf eine andere Weise die Seele nicht zur Ruhe zu kommen vermag. Um also nicht zwecklos in Schmerzen zu leben, müssen wir die Liebe zum Besitz, die fortwährend peinigt und nie zum Schweigen zu bringen ist, aufgeben und uns dafür einer anderen Liebe zuwenden, die uns selig macht und sehr leicht befriedigt werden kann, nämlich wir müssen unser Verlangen auf die Schätze dort oben richten. Das ist mit keinen großen Sorgen verbunden, der Gewinn ist unbeschreiblich und nicht zu verfehlen, wenn man nur wachsam und nüchtern ist und das Irdische gering achtet. Wer sich dagegen von dem Irdischen knechten und ein für allemal fesseln lässt, der wird mit absoluter Notwendigkeit der himmlischen Güter verlustig gehen.

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