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Works John Chrysostom (344-407) In Matthaeum homiliae I-XC Kommentar zum Evangelium des hl. Matthäus (BKV)
Siebzigste Homilie. Kap. XXII, V.15-33.

2.

Er lässt es aber bei diesem Tadel nicht bewenden; es wäre allerdings genug gewesen, um ihre böse Absicht zu brandmarken und ihre Bosheit an den Pranger zu stellen; doch blieb er dabei nicht stehen, sondern wies sie noch anderweitig in die Schranken.

V.19: "Zeigt mir die Steuermünze",

sagt er. Als man sie ihm zeigte, sprach er wie gewöhnlich durch ihren eigenen Mund das Urteil, indem er sie selbst es aussprechen lässt, dass es erlaubt sei, die Steuer zu entrichten. Das war ein glänzender und herrlicher Sieg. Wenn Jesus hierbei die Gegner fragt, so tut er es nicht, weil er nicht wüsste, was sie wollen, sondern um sie durch ihre eigene Antwort zu überführen. Denn als sie auf die Frage:

V.20: "Wessen ist dieses Bild?" erwiderten:

V.21: "Des Kaisers",

da sagte er: "Gebet also dem Kaiser, was des Kaisers ist."

Hier ist nicht von einem freiwilligen Geben, sondern von einem schuldigen Entrichten die Rede, weshalb er sich auf das Bild und die Aufschrift beruft. Um sodann ihrem Einwande: Also Menschen willst du uns unterwerfen, zuvorzukommen, setzt er bei: "und gebet Gott, was Gottes ist". Denn es ist ganz gut möglich, den Menschen zu leisten, was ihnen gebührt, und zugleich Gott zu geben, was man ihm schuldet. Daher befiehlt auch Paulus: "Gebet allen das Gebührende, wenn Abgabe, Abgabe; wenn Zoll, Zoll; wenn Ehrfurcht, Ehrfurcht"1 . Wenn es aber heißt: Gib "dem Kaiser, was des Kaisers ist", so sei überzeugt, dass nur solche Leistungen gemeint sind, die die Gottesfurcht in keiner Weise beeinträchtigen, sonst wäre es nicht des Kaisers, sondern des Teufels Steuer und Zoll.

Als sie seine Worte gehört hatten, wussten sie keine Antwort und sie staunten über seine Weisheit. Wahrlich, sie hätten an ihn glauben, ihn bewundern sollen, S. d1011 da er ihnen durch die Aufdeckung ihrer geheimen Gedanken und durch die Milde, mit der er sie zum Schweigen brachte, einen Beweis seiner Gottheit gegeben. Glaubten sie aber? Nein, sondern:

V.22: "Sie verließen ihn und gingen hinweg.

V.23: Und nach ihnen kamen die Sadduzäer zu ihm."

Welch eine Torheit! Kaum sind die Pharisäer mundtot gemacht, so machen sich diese an den Herrn, da sie doch hätten eingeschüchtert sein sollen. Aber das ist eben das Eigentümliche an der Keckheit, dass sie unverschämt und frech wird und sich selbst an Unmögliches wagt. Darauf will euch der Evangelist, durch solchen Unverstand verblüfft, hinweisen, wenn er schreibt: "An jenem Tage kamen sie zu ihm." Welcher Tag ist das? Derselbe, an dem er die Bosheit der anderen bloßgestellt und gebrandmarkt hatte. Was sind das aber für Leute, die Sadduzäer? Es war eine jüdische Sekte, die von der der Pharisäer verschieden und viel hässlicher als diese war. Sie lehrten, es gebe keine Auferstehung, keine Engel, keine Seele. Roh wie sie waren, hingen sie auch ausschließlich am Sinnlichen. Es gab nämlich auch bei den Juden verschiedene Sekten. So sagt Paulus: "Ich bin Pharisäer, gehöre zur strengsten Sekte bei uns"2 . Sie bringen nun das Gespräch nicht geradewegs auf die Auferstehung, sondern tragen einen erdichteten Fall vor, der meiner Ansicht nach nie vorgekommen ist, nur um den Herrn in Verlegenheit zu setzen. Sie glaubten damit sowohl die Tatsache der Auferstehung, als auch die Art und Weise derselben zu widerlegen. Auch sie wenden sich voll Ergebenheit an ihn und sagen:

V.24: "Meister! Es hat Moses gesprochen: Wenn jemand gestorben ist, ohne Kinder zu haben, so solle sein Bruder das Weib desselben heiraten und Nachkommenschaft erwecken seinem Bruder3 .

V.25: Nun waren aber bei uns sieben Brüder. Und der erste hatte sich vermählt und starb, und weil er keine S. d1012 Nachkommenschaft hatte, hinterließ er sein Weib seinem Bruder.

V.26: Gleicherweise der zweite und der dritte bis auf den siebenten.

V.27: Zuletzt aber von allen starb auch das Weib. Wem von den sieben wird nun bei der Auferstehung das Weib gehören?"

Beachte, wie meisterhaft der Herr ihnen antwortet. Obschon eine hinterlistige Absicht sie zu ihm geführt hatte, so war doch mehr Unwissenheit der Anlass zu ihrer Frage. Daher schilt er sie auch nicht Heuchler. Denn um sich keiner Zurechtweisung auszusetzen, weil sie den Fall von den sieben Männern anführen, schieben sie Moses vor; doch wird die Geschichte, wie schon erwähnt, wohl nur erdichtet sein; denn nachdem die beiden ersten Männer gestorben waren, hätte kaum ein dritter das Weib genommen, und wenn schon ein dritter, so doch kein vierter und fünfter, und wenn auch diese, so ganz bestimmt kein sechster und siebenter; sie hätten sich vielmehr aus Aberglauben von dem Weibe fern gehalten. Die Juden neigten ohne dies dazu. Sind schon in unseren Tagen viele Menschen abergläubisch, wieviel mehr erst zu jener Zeit. Und abgesehen von diesen Umständen suchten sie oft dergleichen Ehen auszuweichen, trotz der Verpflichtung des Gesetzes. So kam Ruth, die Moabitin, erst zur Ehe, als ein entfernter Verwandter sie nahm4 , und Thamar sah sich aus diesem Grunde genötigt, sich heimlich vom Schwiegervater Nachkommenschaft zu erwecken5 .

Wie kommt es aber, dass sie nicht bloß zwei oder drei, sondern sieben Männer vorgeben? Sie suchen durch diese Unzahl die Auferstehung um so mehr lächerlich zu machen. Deshalb gerade sagen sie:

V.28: "Alle haben sie gehabt",

um den Herrn in Verlegenheit zu setzen. Was erwidert nun Christus? Er nimmt in seiner Antwort nicht gegen die Geschichte an sich, sondern gegen ihre Absicht S. d1013 Stellung und deckt ihre innersten Gedanken auf, indem er sie teils öffentlich brandmarkt, teils deren Verurteilung dem Gewissen der Fragenden anheimstellt. Siehe auch, wie er hier zwei Dinge beweist, erstens, dass es eine Auferstehung gibt, zweitens, dass dieselbe nicht in der Weise stattfindet, wie die Sadduzäer sich vorstellten. Wie lauten nun seine Worte?

V.29: "Ihr irret, weil ihr weder die Schriften kennt noch auch die Macht Gottes."

Da sie durch die Berufung auf Moses große Vertrautheit mit dem Gesetze an den Tag legen wollen, so zeigt Christus zunächst, dass ihre Frage die größte Unkenntnis des Gesetzes verrät. Sie versuchten ihn ja nur, weil sie im Gesetze so unwissend waren, sowie auch, weil sie Gottes Macht nicht gehörig kannten. Er will gleichsam sagen: Kein Wunder, dass ihr mich versuchet, denn ihr kennt mich nicht, da ihr ja auch die Macht Gottes nicht kennet, trotzdem ihr dafür schon längst so handgreifliche Beweise erhalten habt. Weder der gesunde Menschenverstand, noch die Schrift hat euch darauf geführt. Schon der gewöhnliche Verstand erkennt ja ganz gut, dass Gott alles möglich ist.


  1. Röm 13,7 ↩

  2. Apg 23,6 ↩

  3. Dtn 25,5 ↩

  4. Ruth 4,110 ↩

  5. Gen 38 ↩

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