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Works John Chrysostom (344-407) In Matthaeum homiliae I-XC Kommentar zum Evangelium des hl. Matthäus (BKV)
Zweiundsiebzigste Homilie Kap.23, Kap.XXIII,V.1-13.

3.

In Bezug auf diese Dinge ließ es der Herr bei dem bloßen Tadel bewenden, weil sie nur unbedeutend und geringfügig waren und weil keine Notwendigkeit vorlag, die Jünger besonders darüber zu unterweisen. Anders verhielt es sich mit der Herrschsucht und der Anmaßung des Lehramtes; daraus ging alles Unheil hervor. Er geht daher eigens darauf ein, um die Jünger genau zu belehren und ihnen darüber nachdrückliche Weisungen zu geben. Was sagt er doch?

V.8: „Ihr aber sollt euch nicht Rabbi nennen lassen.“

Er gibt auch den Grund an: „Denn einer ist euer Lehrmeister, ihr alle aber seid Brüder."

Keiner hat etwas vor dem anderen voraus, denn niemand weiß etwas aus sich selbst. Deshalb schreibt Paulus: „Was ist denn Paulus, was Apollo, was Kephas, wenn nicht Diener?"[^1874] Also nicht „Lehrmeister". Weiter spricht der Herr:

V. 9: „Auch sollt ihr niemand Vater nennen",

nicht etwa, als sollten sie diesen Namen nie gebrauchen, sondern sie sollten wissen, wen man vorzüglich Vater zu heißen hätte. Wie nämlich der Name „Lehrer" nicht einem Lehrer vorzugsweise und ausschließlich zukommt, so ist es auch mit dem Namen Vater. Gott ist der Ursprung aller Lehrerschaft und Vaterschaft. Dann fügt Christus noch hinzu:

V. 10: „Und lasset euch nicht Meister nennen. Denn einer ist euer Meister: Christus."

Er sagt nicht: Ich. Früher hatte er auch nicht gefragt: „Was haltet ihr von mir?" sondern: „von Christus?"[^1875] so drückt er sich auch jetzt aus. Hier möchte ich gerne fragen, was diejenigen wohl erwidern, welche die Worte S. d1038 „einer“ und „einziger“ stets nur auf den Vater beziehen, um den Sohn zu verwerfen. Ist der Vater ein Lehrer? Alle sagen: ja; keiner widerspricht. Aber „euer Meister ist einer; Christus“, heißt es. Wie also Christus, wenn er sich den einen Meister nennt, damit nicht den Vater aus dem Amte eines Meisters verdrängt, ebenso schließt auch der Vater, wenn er der eine Lehrer heißt, den Sohn nicht vom Amte des Lehrers aus. Die Worte „einer" und „einziger" drücken bloß den Gegensatz zu den Menschen und der übrigen Schöpfung aus. Nachdem er so die Jünger vor dieser schlimmen Leidenschaft, dem Hochmute, gewarnt, gibt er ihnen an, durch welche Mittel sie sich dagegen schützen können: er lehrt sie die Demut. Deshalb fährt er fort:

V. 11: „Wer aber der Größere ist unter euch, wird euer Diener sein.

V. 12: Wer aber sich selbst erhöht, wird erniedrigt werden; und wer sich selbst erniedrigt, wird erhöht werden."

Nichts kommt der Bescheidenheit gleich. Deshalb erinnert er sie unablässig an diese Tugend, so damals als er die Kinder in ihre Mitte stellte, desgleichen hier; als er auf dem Berge die Seligkeiten vortrug, machte er eben damit den Anfang. Hier sucht er den Wurzelstock selbst auszureißen, wenn er sagt: „Wer sich selbst erniedrigt, wird erhöht werden." Merkst du, wie er den Zuhörer auf das gerade Gegenteil der Eitelkeit hinweist? Er verbietet nicht allein, nach den ersten Plätzen zu trachten, sondern heißt uns vielmehr die letzten wählen. So wirst du erreichen, will er sagen, wonach du verlangst. Mithin muss man, wenn man nach dem ersten Platze strebt, den letzten einzunehmen trachten, denn „wer sich selbst erniedrigt, wird erhöht werden."

Wo würden wir nun eine solche Demut finden? Wohlan, gehen wir wieder an jene Stätte der Tugend, in die Hütten der Heiligen, ich meine in die Berge und Täler! Dort können wir die vollkommene Demut finden. Leute, die durch weltliche Würden oder durch Reichtum einen Namen hatten, erniedrigen sich dort in jeder Beziehung, in Kleidung, Wohnung, Bedienung, und drücken S. d1039 in ihrem ganzen Wesen wie mit Lettern die Demut aus. Alles, was für den Hochmut ein Zunder sein kann, ist von dort ferngehalten: schöne Kleider, vornehme Wohnung, zahlreiche Dienerschaft; lauter Dinge, die oft, ohne dass man es will, den Hochmut erwecken. Eigenhändig machen sie das Feuer an, spalten Holz und in eigener Person bedienen sie die Fremden. Da hört man niemanden schimpfen, da sieht man keinen, der gescholten wird, niemand erteilt Befehle, keinem werden sie erteilt; alle sind Diener, alle wetteifern miteinander, den Gästen die Füße zu waschen. Sie tun es, ohne zu fragen, wer es ist, ob Knecht oder Herr, sie erweisen Dienst allen ohne Unterschied. Da gibt es weder Große noch Geringe. Wie ist aber das möglich? reißt denn da keine Unordnung ein? Mit nichten, es herrscht vielmehr die schönste Ordnung. Und wenn auch ein Geringer dort ist, der Große bemerkt es nicht, er erachtet sich selbst für niedrig und gewinnt gerade dadurch an Größe. Alle haben nur einen Tisch, sowohl die Bedienten wie die Dienenden, alle die gleiche Kost, die gleiche Kleidung, die gleiche Behausung, die gleiche Lebensweise. Als groß gilt, dort jener, der sich einer niedrigen Arbeit unterzieht. Mein und Dein kennt man nicht, sogar das bloße Wort, das Anlass zu unzähligen Kriegen gab, ist gänzlich verbannt.

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