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Works John Chrysostom (344-407) In Matthaeum homiliae I-XC Kommentar zum Evangelium des hl. Matthäus (BKV)
Dreiundsiebzigste Homilie. Kap. XXIII, V.13-28.

4.

Damals konnten die Frauen Reisen machen, ohne in schlechten Ruf zu kommen, während sie heutzutage dem Verdachte kaum entgehen, auch wenn sie ihre Behausungen nicht verlassen. Das hat die Putzsucht und die Üppigkeit mit sich gebracht. Damals waren die Gedanken der Frauen darauf gerichtet, die Predigt des Evangeliums zu fördern; heutzutage, wie sie wohlgestaltet schön und reizend erscheinen können; hierin suchen sie ihren Ruhm und ihr Glück, an die Erhabenheit und Größe guter Werke denken sie nicht einmal im Traume. Wo gibt es eine Frau, die sich eifrig bemüht, ihren Mann zu bessern? Wo der Mann, der es sich angelegen sein lässt, sein Weib zu bessern? Nirgends. Alles Trachten des Weibes geht vielmehr auf in der Sorge um Goldgeschmeide, um Kleider und dergleichen Putz des Leibes und um Vergrößerung des Vermögens; der Männer Trachten ist auf dasselbe gerichtet und auf vieles andere noch, stets aber nur auf weltliche Dinge. Wer frägt vor dem Heiraten nach den Sitten und der Erziehung des Mädchens? Niemand, sondern zuerst frägt man nach dem Gelde, dem Besitzstande, nach dem Vermögen jeglicher Art, gerade als wollte man einen Kauf oder sonst ein Handelsgeschäft abschließen. Oft wird darum die Ehe auch mit dem Namen Vertrag bezeichnet. Wie oft habe ich schon sagen hören: Der hat mit jener den Heiratsvertrag eingegangen, das soll heißen: er hat sich mit ihr vermählt. Man geht Ehen ein, als wäre es ein Kauf oder Verkauf, und versündigt sich so an Gottes Einrichtungen. Dabei werden Schriftstücke von größerer Sicherheit gefordert als bei Handel und Geschäft. Sehet doch zu, wie eure Ahnen geheiratet haben und nehmet euch ein Beispiel daran. Ja, wie schlossen denn sie die Ehe? Sie fragten nach den Sitten der Braut, nach ihrem Lebenswandel und ihrer Tugend. Darum brauchten sie auch keine Urkunden, keine Sicherstellung durch Papier und Tinte; mehr als alles andere bot ihnen der Wandel der Braut Bürgschaft. Ich bitte euch daher, sehet nicht auf Geld und Vermögen, sondern auf Sittsamkeit und S. d1052 Bescheidenheit. Frage nach der Frömmigkeit und Tugend des Mädchens; das wird dich glücklicher machen, als wer weiß wie viele Schätze. Wenn du die Gottesfurcht im Auge hast, wird auch das andere hinzukommen; wenn du sie aber übersiehst und nur auf anderes achtest, wirst du auch das nicht finden.

Aber, entgegnest du, ich kenne einen, der ist durch sein Weib zu Vermögen gekommen. Schämst du dich nicht, so zu reden? Ich habe oft sagen hören: Tausendmal lieber wollte ich arm bleiben, als durch ein Weib reich werden. Gibt es etwas Lästigeres, als einen solchen Reichtum? etwas Bittereres, als eine solche Wohlhabenheit? Gibt es etwas Schmählicheres, als auf einem solchen Wege zu Ansehen zu gelangen und es sich von aller Welt vorwerfen zu lassen: der und jener ist nur durch seine Frau reich geworden? Ich will ganz schweigen von den Unannehmlichkeiten im Haus, die die notwendige Folge einer derartigen Verbindung sind: von dem Hochmut des Weibes, der Abhängigkeit des Mannes, den Frechheiten und Schmähungen von seiten der Dienstboten, die da sagen: Dieser Habenichts, dieser Lump, dieser gemeine Kerl, der nur von gemeinen Eltern abstammt! Was hat er denn mitgebracht? gehört nicht etwa alles der Frau? - Aber du machst dir nichts aus solchen Reden? Dann bist du eben kein freier Mann. Man macht es wie die Schmarotzer, die auch unempfindlich sind, wenn sie solche und noch peinlichere Reden zu hören bekommen; sie gefallen sich sogar noch in ihrer Schande. Und wenn man sie ihnen vorhält, entgegnen sie: Wenn es nur süß und angenehm schmeckt, meinetwegen. mag ich dann daran ersticken. O dieser böse Teufel! Was für Redensarten hat er in der Welt aufgebracht, Redensarten, die imstande sind, das ganze Leben solcher Menschen zu zerrütten.

Siehe nur zu, wie groß das Unheil ist, das die erwähnte teuflische und verderbliche Redensart anstiftet. Diese Worte besagen nichts anderes als: Lass es dich nicht anfechten, ob etwas ehrwürdig, ob etwas gerecht ist; kümmere dich nicht darum, eines nur sei deine Sorge: das Vergnügen. Und müsstest du auch daran ersticken, strebe trotzdem darnach; ja, nimm alles ruhig S. d1053 hin, selbst wenn man dich beim Begegnen anspuckt, mit Kot bewirft, wie einen Hund davonjagt. Wenn Schweine, wenn unreine Hände sprechen könnten, würden sie anders reden? Ja, es kann sein, sie würden keine so tollen Reden führen, wie sie der Teufel den Menschen einflüstert. Darum beschwöre ich euch, kommet doch zur Einsicht, wie widersinnig solche Redensarten sind; meidet sie und suchet ihnen andere Sätze aus der Schrift entgegenzuhalten. Und welche etwa? „Den Lüsten deines Herzens gehe nicht nach und wende dich ab von deinen Begierden“1 , und über die Buhlerin spricht die Schrift ebenfalls ganz im Gegensatz zu obiger Redensart: „Achte nicht auf ein schlechtes Weib; denn Honigseim träufelt von der Buhlerin Lippen und sie schmeichelt eine Zeitlang deinem Gaumen; doch nachher wirst du sie bitterer finden als Galle und schärfer denn ein zweischneidig Schwert“2 . Auf solche Sprüche sollen wir hören, nicht auf die anderen. Daher rührt die freie, sklavische Gesinnung mancher; daher das unvernünftige Gebaren der Menschen, die immer nur der Lust nachjagen, wie es ihre Redensart besagt, die doch, ganz abgesehen von der Erklärung, die wir gegeben haben, schon an und für sich töricht ist. Wenn nämlich jemand erstickt ist, was nützt ihm dann die Süßigkeit?

Setzet euch also nicht länger einer solchen Lächerlichkeit aus und schüret auch nicht weiter das unauslöschliche Feuer der Hölle an. Lasset uns, wenn auch spät, den Blick auf die Ewigkeit richten, wie es sich gebührt, und unser Auge klären, damit wir das irdische Leben anständig, keusch und mäßig verbringen, um dann den ewigen Lohn zu ernten durch die Gnade und Liebe unseres Herrn Jesus Christus, dem Ehre sei in alle Ewigkeit. Amen


  1. Eccl. 18,30 ↩

  2. Sprichw. 5,2-4 ↩

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