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Works John Chrysostom (344-407) In Matthaeum homiliae I-XC Kommentar zum Evangelium des hl. Matthäus (BKV)
Sechsundsiebzigste Homilie. Kap.XXIV,V.16-31.

1.

V.16:"Dann sollen die, welche in Judäa sind, in die Gebirge fliehen.

V.17: Und wer auf dem Dach ist, steige nicht herab, um etwas zu holen aus seinem Hause.

V.18: Und wer auf dem Feld ist, kehre nicht heim, um ein Oberkleid zu nehmen."

Der Herr hatte von dem Elend gesprochen, das die Stadt befallen sollte, sowie von den Prüfungen, die der Apostel warteten, dabei aber vorhergesagt, dass dieselben ungebeugt bleiben und die ganze Welt durchziehen werden. Jetzt kehrt er wieder zu dem Unglück der Juden zurück und zeigt, dass die Stadt gerade dann von dem Unglück betroffen wird, wenn jene den Glanz ihrer Lehre über die ganze Welt verbreiten werden. Beachte, wie er das Entsetzliche des Krieges beschreibt durch Anführung von Zügen, welche an sich unbedeutend zu sein scheinen. "Dann sollen die, welche in Judäa sind, sich flüchten in die Gebirge." "Dann", sagt er. Wann ist das? Wenn das alles geschehen wird, wenn der Greuel der S. d1083 Verwüstung an heiliger Stätte herrscht. Meiner Ansicht nach meint er mit "Greuel" das1 Heer. Dann also, sagt er, fliehet, denn dann ist jede Hoffnung auf Rettung vorbei. Oft schon hatten Juden harte Kriege zu bestehen gehabt ,z.B. mit Sennacherib, dann mit Antiochus2 . Damit sie sich nun nicht täuschten, stellt er es ausdrücklich in Abrede, dass es wieder eine solche Wendung nehmen werde, es sei schon ein Glück, sagt er, wenn man nur das nackte Leben rette. Darum warnt er auch, von den Dächern herunterzusteigen und ins Haus zu gehen, um ein Kleid zu holen, so unvermeidlich sei das Verderben, so unermeßlich das Unglück, so notwendig müsse, wer davon überrascht wird, umkommen. Deshalb führt er auch als Beispiel einen an, der auf dem Felde weilt, und sagt: "Auch er soll nicht heimkehren, um seinen Rock zu holen." Wenn nämlich die fliehen, die daheim sind, um so weniger darf, wer draußen ist, zu Hause Zuflucht suchen.

V.19: "Wehe aber den Schwangeren und den Säugenden."

Die einen können, wegen ihrer Schwerfälligkeit, nicht gut fliehen, da sie die Bürde ihrer Schwangerschaft tragen, die andern hindert das Band des Mitgefühls mit den Kindern, da sie nicht sich und den Säugling zu gleich retten können. Geld kann man leicht aufgeben und ohne Schwierigkeit wieder erwerben, ebenso Kleider; aber wie sollte man sich der Natur entziehen können? wie sollte eine Schwangere behend werden? wie wird eine Säugende ihr Kind im Stich lassen? Hierauf weist er wieder auf die Größe des Unglücks hin, indem er sagt:

V.20: "Betet aber, dass eure Flucht nicht im Winter geschehe oder am Sabbate.

V.21: Denn es wird dann eine große Bedrängnis sein, dergleichen von Anfang der Welt bis jetzt nicht gewesen ist, noch auch mehr sein wird."

S. d1084 Siehst du, wie der Herr sich wieder an die Juden wendet und von dem Unheil, das sie treffen sollte, redet? Die Apostel sollten ja den Sabbat nicht mehr halten, noch in der Stadt verweilen, wenn Vespasian sein Werk tun würde. Die meisten von ihnen waren auch vorher schon gestorben, und wer von ihnen noch am Leben war, weilte damals in anderen Teilen der Erde.

Warum aber "nicht im Winter oder am Sabbate"? Nicht im Winter wegen der Rauheit dieser Jahreszeit; nicht an einem Sabbate, wegen der Beobachtung des Gesetzes. Es galt zu fliehen, und zwar schleunigst zu fliehen. An einem Sabbate hätten sich aber die Juden nicht zu fliehen getraut, um das Gesetz nicht zu übertreten, und im Winter auch nicht, wegen der damit verbundenen Schwierigkeiten. Deshalb sagte er: "Betet; denn es wird dann eine Bedrängnis sein, dergleichen nicht war noch sein wird." Man glaube aber nicht etwa, dass es sich hier um eine Übertreibung handle, man braucht nur die Geschichte des Josephus zur Hand zu nehmen, und man wird finden, dass die Worte lauter Wahrheit sind. Auch kann niemand einwenden, der Mann sei ein Christ gewesen und habe, um der Weissagung Glauben zu verschaffen, die Ereignisse übertrieben dargestellt. Denn er war ein Jude und zwar ein echter Jude und ein Eiferer, und lebte nach dem Auftreten Christi. Und was berichtet er? Dass jene Schrecknisse alles da gewesene Elend überboten, und dass noch nie ein so fürchterlicher Krieg über das Volk herein gebrochen sei. Der Hunger war so groß, erzählt er, dass sogar die Mütter sich stritten und miteinander kämpften, um ihre Kinder zu verzehren und dass man sogar Toten noch oft den Leib zerstückelte. Nun möchte ich die Juden fragen, woher es kam, dass Gott eine so unerträgliche Rache über sie verhängte, die alles bisher Da gewesene, sei es unter den Juden oder sonstwo auf der Welt, an Grauenhaftigkeit überragte? Ist es nicht klar, dass es so kam, weil sie es gewagt hatten, den Herrn zu kreuzigen und zu verleugnen? Jedermann muss dies bestätigen, und vor allem bestätigen es die Tatsachen selbst. Bedenke nur, dass S. d1085 das Elend alle Begriffe überstieg, wenn weder die Vergangenheit noch alle Zukunft etwas Ärgeres aufzuweisen vermag. Niemand wird behaupten können, dass auf der ganzen Welt je in der Vergangenheit solches Elend hereingebrochen ist, noch in der Zukunft kommen wird. Und es ist ganz gerecht so. Nie hat ein Mensch in der Vergangenheit eine so frevelhafte und schaudervolle Untat begangen, noch wird in der Zukunft eine begangen werden. Darum spricht der Herr: "Es wird dann eine große Bedrängnis sein, dergleichen von Anfang der Welt bis jetzt nicht gewesen ist, noch auch mehr sein wird.

V.22: "Und wenn diese Tage nicht abgekürzt worden wären, so würde nichts, was Fleisch ist, gerettet werden; aber wegen der Auserwählten werden jene Tage abgekürzt werden."

Damit deutet er an, dass sie noch fürchterlichere Strafen verdient hätten, als er gesagt hatte. Er meint hierbei die Tage des Krieges und der Belagerung der Welt. Der Sinn seiner Worte ist der: Hätte der Krieg der Römer gegen die Stadt noch länger gedauert, so wären alle Juden umgekommen3 , sowohl die in der Fremde als die der Heimat. Denn man bekriegte die Juden nicht allein in Judäa, sondern ächtete und verfolgte sie, wo immer sie auch zerstreut waren; so groß war der Hass gegen sie.


  1. römische ↩

  2. auch damals waren feindliche Truppen eingedrungen und hatten den Tempel besetzt, die Makkabäer hatten aber die Feinde geschlagen und die Lage wieder zum Bessern gewendet ↩

  3. kein Mensch bedeutet hier kein Jude ↩

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