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Works John Chrysostom (344-407) In Matthaeum homiliae I-XC Kommentar zum Evangelium des hl. Matthäus (BKV)
Sechsundsiebzigste Homilie. Kap.XXIV,V.16-31.

3.

Nachdem er nun erklärt hatte, wie der Antichrist erscheinen werde, nämlich an welchem Orte, gibt er auch an, wie er selbst kommen wird. Und wie wird er kommen? „Wie der Blitz ausgeht vom Ausgange und S. d1089 hinleuchtet bis zum Niedergange, so wird auch sein das Wiederkommen des Menschensohnes. Wo immer ein Leichnam ist, dort werden sich versammeln die Adler.“ Wie erscheint denn der Blitz? Er bedarf keines Boten, keines Heroldes, sondern mit einem Schlage ist er den Menschen auf der ganzen Erde sichtbar, ob sie nun in ihren Häusern oder in den Kammern weilen. So wird es auch bei der Wiederkunft des Herrn sein; allüberall wird man ihrer auf einmal inne wegen des Glanzes seiner Herrlichkeit. Dann erwähnt der Herr noch ein anderes Zeichen: „Wo ein Leichnam, da sind auch die Adler“, sagt er, und weist damit auf die große Zahl der Engel, der Märtyrer und aller Heiligen hin. Hierauf spricht er von schreckenerregenden Wundern. Was für Wunder sind das?

V.29: „Sogleich aber nach der Bedrängnis jener Tage wird die Sonne verfinstert werden.“

Welcher Tage und mit welcher Bedrängnis? Die Zeit des Antichrists und der falschen Propheten. Die Bedrängnis wird dann nämlich groß sein, weil die Betrüger so zahlreich sein werden. Aber sie wird nicht lange dauern. Denn wenn schon der jüdische Krieg wegen der Auserwählten abgekürzt wurde, um so mehr wird diese Prüfung ihretwillen beschränkt werden. Deshalb sagte der Herr nicht bloß: Nach der Bedrängnis, sondern: „Sogleich nach der Bedrängnis jener Tage wird die Sonne verfinstert werden.“ Es geschieht alles fast gleichzeitig: Die falschen Propheten und die falschen Christusse werden kommen und Wirrwarr anrichten und sofort wird auch er selbst da sein. Die Aufregung und Verwirrung, die dann in der Welt herrscht, wird nämlich nicht gering sein.

Wie aber wird er kommen? Die ganze Schöpfung wird dabei umgestaltet werden: „die Sonne wird verfinstert werden“, nicht weil sie verschwindet, sondern weil sie überboten wird durch das Licht seiner Ankunft. „Und die Sterne werden herunterfallen“; welchen Zweck hätten sie dann auch noch, wenn es keine Nacht mehr gibt? „Und die Kräfte des Himmels werden erschüttert werden.“ Das ist ganz natürlich, da sie sehen, was für S. d1090 eine gewaltige Umwälzung vor sich geht. Wenn sie nämlich bei der Entstehung der Sterne bebten und staunten („als die Gestirne erschaffen wurden, priesen mich mit lauter Stimme alle Engel“, heißt es1), wie sollten sie nicht um so mehr beben und erschauern, wenn sie sehen, wie alles umgestaltet wird, wie ihre Mitgeschöpfe Rechenschaft ablegen müssen, wie die ganze Welt den fürchterlichen Richterstuhl umsteht, und alle Geschlechter von Adam bis zu seiner Ankunft sich wegen aller ihrer Werke zu verantworten haben?

V.30: „Dann wird das Zeichen des Menschensohnes am Himmel erscheinen“,

d.h. das Kreuz, das strahlender sein wird als die Sonne; sie wird nämlich verfinstert und verschwindet, sobald das Kreuz erscheint, das gar nicht gesehen werden könnte, wenn es nicht heller leuchtete als die Sonne. Weswegen erscheint aber dieses Zeichen? Um die unverschämten Juden vollends zum Schweigen zu bringen. Denn im Kreuze liegt für Christus die stärkste Rechtfertigung; und wenn er daher zu jenem Gerichte erscheint, wird er nicht allein auf seine Wundmale, sondern auch auf die schmachvolle Art seines Todes hinweisen. „Dann werden die Stämme wehklagen.“ Es wird gar keiner Anklage bedürfen. Sobald sie das Kreuz erblicken, werden sie in Wehklagen ausbrechen, dass sie aus seinem Tode keinen Nutzen gezogen; dass sie den gekreuzigt haben, den sie hätten anbeten sollen. Siehst du, wie fürchterlich der göttliche Heiland seine Ankunft schildert? wie er das Gemüt seiner Jünger aufrichtet? Er stellt zuerst die Schrecknisse vor Augen, dann das Erfreuliche, um sie auch dadurch zu trösten und zu erquicken. Dabei erinnert er sie wieder an sein Leiden und seine Auferstehung und sagt, das Kreuz werde in glänzender Gestalt erscheinen, um ihnen die Scheu und Angst zu nehmen, wenn sie dann sehen werden, wie es als Zeichen seiner Ankunft vorhergeht. Ein anderer Evangelist vermerkt: „Sie werden sehen, wen sie durchbohrt haben“2 . Sie werden also wehklagen, weil sie S. d1091 erkennen werden, dass es Christus ist. Nach der Erwähnung des Kreuzes fuhr der Herr fort:

V.30: „Sie werden den Menschensohn kommen sehen“, nicht mehr auf dem Kreuze, sondern: „auf den Wolken des Himmels mit großer Macht und Herrlichkeit.“

Wenn du vom Kreuze reden hörst, sagt er, so darfst du dir nicht wieder etwas Widerwärtiges vorstellen, denn er wird kommen mit großer Macht und Herrlichkeit. Er bringt es nur mit, auf dass ihre Sünde sich selbst verurteile. Es ist so, wie wenn einer von einem Steine verwundet wurde und den Stein oder die blutgetränkten Kleider mitbringt. Auf einer Wolke ist der Herr aufgefahren, auf einer Wolke kommt er wieder: „Bei diesem Anblicke werden die Völker in Klagen ausbrechen.“ Doch bei dem Klagen und dem Schrecken wird es noch nicht sein Bewenden haben, sondern durch ihr Klagen werden sie selbst ihr Urteil fällen und sich verdammen. Dann

V.31: „wird er seine Engel aussenden mit mächtiger Posaune und sie werden seine Auserwählten sammeln von den vier Winden her, von dem einen Ende der Himmel bis zu deren anderem.“

Wenn du das hörst, so denke an die Strafe derer, die zurückbleiben. Außer der Strafe, die ich bereits erwähnte, wird auch diese sie noch treffen. Wie er oben gesagt hatte, dass sie rufen werden: „Gepriesen sei, der da kommt im Namen des Herrn“3, so sagt er hier, dass sie „wehklagen“ werden. Nachdem er ihnen nämlich entsetzliche Kriege in Aussicht gestellt hatte, sollten sie erfahren, dass ihrer nach den Schrecknissen hienieden auch noch die Folterqualen dort drüben harren, daher sagt er, dass sie wehklagen, von den Auserwählten gesondert und in die Hölle geworfen werden. Sodann muntert er seine Jünger auf durch den Hinweis, wie groß einerseits das Elend, dem sie entgehen, und wie groß anderseits der Lohn ist, den sie erhalten werden.


  1. Job 38,7 LXX. ↩

  2. Joh 19,37 u. Zach 12,10 ↩

  3. Mt 23,39. ↩

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