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Bibliothek der Kirchenväter
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Works John Chrysostom (344-407) In Matthaeum homiliae I-XC Kommentar zum Evangelium des hl. Matthäus (BKV)
Siebenundsiebzigste Homilie. Kap.XXIV,V.32-51.

1.

V.32: „Vom Feigenbaum aber lernet das Gleichnis: Wenn bereits sein Zweig saftig wird und die Blätter hervorkommen, so wisset ihr, dass der Sommer nahe ist; V.33: so auch ihr, wenn ihr dieses alles sehet, wisset, dass er nahe vor der Türe.“

Da der Herr gesagt hatte: „Sofort nach der Bedrängnis jener Tage“, suchten die Jünger zu erfahren, wann das wäre, und wünschten namentlich den Tag zu wissen, an welchem er eintreffen sollte. So erzählt er denn das Gleichnis vom Feigenbaum, um zu zeigen, dass keine lange Zeit verstreichen, sondern alles rasch S. d1097 hintereinander geschehen und dann seine Wiederkunft erfolgen werde. Das drückt er aber nicht allein durch das Gleichnis, sondern auch durch die darauffolgenden Worte aus: „Wisset, dass er nahe ist vor der Türe.“ Er weissagt aber auch noch etwas anderes, nämlich dass nach dem Sturme hienieden für die Gerechten ein geistiger Sommer und Friede, für die Sünder dagegen nach dem Sommer an jenem Tage der Winter eintreten wird. Letzteres liegt in den folgenden Worten, dass dieser Tag anbrechen wird, während sie sich der Schwelgerei hingeben. Durch das Gleichnis vom Feigenbaum wollte er aber nicht bloß den erwähnten Zeitpunkt kundtun das hätte er auch auf andere Weise ausdrücken können, sondern er wollte damit auch die Versicherung geben, dass seine Worte unbedingt in Erfüllung gehen werden. Mit derselben Notwendigkeit, wie das eine, werde auch das andere eintreten. Denn wo immer er das unbedingte Eintreffen bezeichnen will, bedient er sich des Hinweises auf Naturnotwendigkeiten; auch der hl. Paulus macht es so. Darum sagt der Herr, als er von der Auferstehung sprach: „Wenn nicht das Weizenkorn in die Erde fällt und stirbt, so bleibt es allein; wenn es aber stirbt, bringt es viele Frucht“1 . Dasselbe Beispiel bringt auch der hl.Paulus, wo er von der Auferstehung spricht:„Unverständiger! Was du säest, wird nicht belebt, wenn es nicht zuvor erstirbt“2 . Um aber zu verhindert, dass die Jünger sofort wieder auf die Frage nach dem „wann?“ zurückkommen, erinnert er sie noch einmal an das Vorausgehende.

V.34: „Wahrlich, ich sage euch, dieses Geschlecht wird nicht vergehen, bis dieses alles geschieht.“

Was meint er mit dem: „Alles dieses“? Das Geschick Jerusalems, die Kriege, die Hungersnot, die Pest, die Erdbeben, die falschen Messiasse, die Pseudopropheten, die allgemeine Verbreitung des Evangeliums, die Aufstände, die Unruhen, kurz alle Ereignisse, die wir erwähnt haben und die bis zur Wiederkunft des Herrn eintreten werden. S. d1098 Wie konnte er aber dann sagen: „Dieses Geschlecht“? Er meint damit nicht die damals lebenden Menschen, sondern die Gläubigen. Geschlecht bedeutet ja nicht nur Menschen, die zeitlich, sondern auch jene, die religiös und bürgerlich zusammengehören; so wenn es heißt: „Das ist das Geschlecht derer, die Gott suchen“3 . Was er vorher gesagt hatte: „Alles muss geschehen“, und: „Das Evangelium wird gepredigt werden“, das deutet er auch jetzt an, indem er erklärt, alles das werde bestimmt eintreten, und das Geschlecht der Gläubigen werde fortbestehen, ohne durch eines der erwähnten Ereignisse vernichtet zu werden. Jerusalem wird zugrunde gehen, der größte Teil der Juden vertilgt werden, doch dieses Geschlecht wird alles überstehen: Hunger, Pest, Erdbeben, Kriegswirren, falsche Messiasse, Lügenpropheten, Betrüger, Verräter, Ärgernisse, falsche Brüder und alle sonstigen Prüfungen dieser Art. Hierauf sucht er sie noch mehr im Glauben zu festigen und sagt: V.35: „Der Himmel und die Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen“, d.h. alle diese festen und unerschütterlichen Himmelskörper werden eher zusammenbrechen, als dass eines meiner Worte unerfüllt bliebe. Und wer etwa Widerspruch erheben wollte, der prüfe das Gesagte, und wenn er findet, dass es wahr ist4 , so lasse er sich durch die Vergangenheit zum Glauben an die Zukunft führen, er untersuche alles aufs sorgfältigste, und er wird erkennen, dass die Erfüllung für die Wahrheit der Weissagung zeugt.

Die Elemente erwähnt der Herr, um seinerseits zu erkennen zu geben, dass die Kirche mehr wert ist als Himmel und Erde, anderseits um sich auch dadurch als Schöpfer des Alls hinzustellen. Da er nämlich vom Weltende gesprochen hatte, einem Ereignis, an das viele nicht glaubten, beruft er sich auf die Elemente, um seine unaussprechliche Macht darzutun und mit besonderem Nachdruck hervorzuheben, dass er der Herr über alles ist; auf diese Weise will er seinen Worten selbst bei den ärgsten Zweiflern Glauben verschaffen.

S. d1099

V.36: „Über jenen Tag aber und die Stunde weiß niemand etwas, auch nicht die Engel des Himmels, und auch der Sohn nicht, nur der Vater allein.“

Durch seine Worte: „auch die Engel nicht“ legt er den Jüngern Schweigen auf, damit sie nicht Dinge zu erfahren suchten, die selbst jene nicht wissen. Durch die Worte: „auch der Sohn nicht“ weist er nicht nur eine Belehrung, sondern auch jede Frage ab. Dass dieses wirklich seine Absicht war, siehst du daraus, dass er sie nach der Auferstehung noch kräftiger zum Schweigen verwies, weil er bemerkt hatte, sie seien noch neugieriger geworden. Jetzt erwähnt er noch viele großartige Wunder; später sagt er einfach: „Nicht an euch ist es, Zeiten oder Augenblicke zu kennen“5 . Auf dass sie aber nicht entgegneten: Wir sind in Verlegenheit, wir sind zurückgesetzt, wir sind nicht einmal das wert, setzt er bei: „welche der Vater gesetzt hat in selbsteigener Gewalt“. Es lag ihm nämlich sehr am Herzen, sie zu ehren und ihnen nichts zu verheimlichen. Deshalb schreibt er die Sache dem Vater zu, um ihnen so eine gewisse Scheu einzuflößen, und hält dadurch ihre Frage darüber hintan. Wäre dem nicht so, wüsste er es nicht, wann sollte er es dann erfahren? Etwa zugleich mit uns? Wer möchte so etwas behaupten? Den Vater kennt er ganz genau, so genau wie dieser den Sohn, und diesen Tag sollte er nicht wissen? Ferner, der Geist durchforscht auch die Tiefe der Gottheit, und er sollte die Zeit des Gerichtes nicht wissen? Er weiß, wie er zu richten hat, und kennt die Geheimnisse eines jeden; was aber viel unbedeutender ist, sollte er nicht wissen? Wenn „alles durch ihn geworden ist und ohne ihn nichts geworden ist“6 , wie sollte ihm jener Tag unbekannt sein? Denn wer die Ewigkeit gründet, hat offenbar auch die Zeiten gemacht, dann aber auch jenen Tag, und er sollte ihn nicht kennen, nachdem er ihn geschaffen?


  1. Joh 12,24-25 ↩

  2. 1 Kor 15,36 ↩

  3. Ps 23,6 ↩

  4. und das wird er entschieden finden ↩

  5. Apg 1,7 ↩

  6. Joh 1,3 ↩

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