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Works John Chrysostom (344-407) In Matthaeum homiliae I-XC Kommentar zum Evangelium des hl. Matthäus (BKV)
Achtundsiebzigste Homilie. Kap.XXV, V.1-30.

2.

Siehst du, wie groß der Dienst ist, den uns die Armen leisten? Wenn man die Armen wegnimmt, nimmt man uns auch die beste Gelegenheit, selig zu werden. Daher muss man sich auch hier mit Öl versehen, damit es uns im Jenseits zur Hand sei, sobald die Zeit unserer Abberufung da ist. Dort drüben ist keine Zeit mehr, sich damit zu versorgen, sondern nur hier. Verschwende also deine Habe nicht nutzlos auf Schwelgereien und Eitelkeiten. Denn im Jenseits brauchst du viel Öl. Als die törichten Jungfrauen die Antwort gehört hatten, gingen sie hin, aber es nützte ihnen nichts. Mit diesen Worten will der Herr entweder nur beim Gleichnisse bleiben und es fortspinnen, oder er will zeigen, dass wir der Strafe auch dann nicht entrinnen können, wenn wir nach dem Hinscheiden noch barmherzig werden wollten. Den Jungfrauen hat ihre Bereitwilligkeit nichts gefrommt, weil sie erst dort anstatt hier zu den Händlern gingen, ebensowenig als dem Prasser, der so mitleidig wurde, dass er sogar um seine Angehörigen besorgt war. Um den Armen, der an seiner Türe lag, hatte er sich nicht gekümmert; diejenigen, die er gar nicht sieht, will er ängstlich vor der Gefahr und der Hölle bewahren und fleht, man möge Boten zu ihnen schicken, um sie davon zu verständigen. Aber es nütze ihm nichts, ebensowenig wie den Jungfrauen. Denn als sie den Bescheid erhalten hatten und fortgegangen waren, kam der Bräutigam und die bereit waren, traten in den Saal ein, die anderen wurden ausgeschlossen. S. d1118 Nach zahlreichen Mühen, nach tausend Anstrengungen, nach dem unbeschreiblichen Kampfe und den Siegen über die widerstrebende Natur, mussten sie beschämt mit erloschenen Lampen und gesenkten Blickes fortgehen. Es gibt nichts Düstereres als die Jungfräulichkeit, der das Öl fehlt. So nennt auch das Volk die Unbarmherzigen „finstere Menschen“. Was nützte ihnen also die Jungfräulichkeit, wenn sie den Bräutigam nicht sehen durften und trotz ihres eifrigen Klopfens das entsetzliche Wort hören mussten?

V.12: „Fort mit euch, ich kenne euch nicht“

Wenn der Herr so redet, bleibt nichts übrig als die Hölle und die unerträgliche Strafe. Ja, dieses Wort ist noch schlimmer als die Hölle; er hatte es auch denen zugedonnert, die gottlos gelebt hatten.

V.13: „Wachet also, weil ihr weder den Tag wisset, noch die Stunde.“

Siehst du, wie er beständig auf diesen Gedanken zurückkommt? Er will eben dartun, wie nützlich es ist, dass man die Zeit des Todes nicht weiß. Wo bleiben nun die Menschen, die ihr ganzes Leben nachlässig sind, und wenn man sie warnt, antworten: Beim Sterben werde ich die Armen bedenken? Sie sollen diese Worte hören und sich bessern. Es gibt viele, die es nicht mehr imstande gewesen sind, weil sie plötzlich dahingerafft wurden, ohne, wie sie geplant hatten, ihren Angehörigen Aufträge geben zu können.

Dieses Gleichnis erzählt der Herr, um zu dem Liebeswerke in Geld spenden aufzumuntern. Das folgende ist für die berechnet, die dem Nächsten weder durch Geld, noch durch Worte, noch durch Beistand oder sonstwie helfen wollen, sondern sich all dem entziehen. Warum lässt er aber in diesem Gleichnisse einen König auftreten, während im vorigen von einem Bräutigam die Rede war? Er wollte dir offenbaren, wie vertraulich Christus mit den Jungfrauen verkehrt, die ihr Hab und Gut hingegeben haben; das ist nämlich der Kern der Jungfräulichkeit. So stellt auch Paulus das Wesen dieser Tugend dar: „Die Ehelose sinnet, was des Herrn ist“, S. d1119 sagt er, „und wie sie wohlanständig und sittsam unzertrennlich bei dem Herrn verbleiben könne“1 . Dazu ermahnen wir, sagt er. Wenn bei Lukas das Gleichnis von den Talenten anders lautet, so muss bemerkt werden, dass es sich um zwei verschiedene Fälle handelt. In jenem Gleichnisse trägt ein und dasselbe Kapital verschiedene Zinsen; mit einem Pfunde hatte der eine fünf, der andere zehn gewonnen, daher war auch ihr Lohn verschieden. Hier ist es umgekehrt, daher ist auch der Lohn gleich. Wer zwei erhalten hatte, lieferte zwei ab, fünf, wer fünf empfangen hatte; dort aber hatte bei gleicher Stammsumme der eine mehr, der andere weniger erworben, so dass sie folgerichtig auch im Lohne nicht gleichgehalten wurden. Siehe ferner, wie der Herr nicht sofort den jeweiligen Ertrag einfordert. Als er den Weinberg den Winzern übergeben hatte, verreiste er; ebenso verreiste er hier, nachdem er das Geld ausgehändigt hat: er gibt damit seine Langmut zu erkennen. Mir kommt es indessen vor, als ob er dabei auch auf seine Auferstehung mitanspielte. Wir finden hier aber keine Winzer und keinen Weinberg mehr, sondern lauter Arbeiter. Seine Worte gelten aber nicht bloß den Herren oder nur den Juden, sondern allen Menschen. Und wie sie nun ihr Gut bringen, bekennen sie dankbar, was ihr und was des Herren Eigentum ist. Der eine sagt:

V.20: „Herr, fünf Talente hast Du mir übergeben“,

der andere nennt „zwei“; somit gestehen sie, dass sie von ihm den Ansporn zur Arbeitsamkeit erhalten haben und schreiben unter vielen Dankesbezeigungen alles ihm zu. Was antwortet darauf der Herr?

V.21: „Recht so, guter und getreuer Knecht“ sagt er2 ,„weil du über weniges getreu gewesen bist, will ich dich über vieles setzen; gehe ein in die Freude deines Herrn“.

In diesen seinen Worten ist die ganze3 Seligkeit angedeutet. Ganz anders tritt der zweite Knecht auf. Er sagt:

S. d1120

V.24: „Herr, ich weiß, dass du ein harter Mann bist, erntest, wo du nicht gesäet, und sammelst wo du nicht ausgestreut hast;

V.25: aus Furcht habe ich dein Talent versteckt; siehe, da hast du, was dein ist.“ Was erwidert ihm der Herr?

V.26: „Du hättest mein Geld den Wechslern übergeben sollen“,

d.h. du hättest reden, ermahnen, raten sollen. Aber man findet kein Gehör? Nun, das geht dich dann nichts mehr an. Kann es noch eine größere Sanftmut geben?


  1. 1 Kor 7,34-35 ↩

  2. denn darin eben zeigt sich die Güte, dass man an den Nächsten denkt ↩

  3. himmlische ↩

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