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Works John Chrysostom (344-407) In Matthaeum homiliae I-XC Kommentar zum Evangelium des hl. Matthäus (BKV)
Achtundsiebzigste Homilie. Kap.XXV, V.1-30.

3.

Die Menschen handeln freilich nicht so; sie machen den, der ausleiht, auch für die Forderung verantwortlich. Nicht so der Herr. Er spricht vielmehr: du hättest das Geld hingeben, die Einforderung aber mir überlassen sollen.

V.27: „Und ich würde es mit Zinsen gefordert haben“,

wobei er die Übung guter Werke als die Zinsen seiner Predigt bezeichnet. Du solltest das Leichtere tun und das Schwere mir anheimstellen. Da nun der Knecht nicht so gehandelt hatte, sagt der Herr:

V.28: „Nehmet ihm das Talent ab und gebet es dem, welcher zehn Talente hat. V.29: Denn jedem, welcher hat, wird gegeben werden, und er wird Überfluss haben; jenem aber, welcher nicht hat, wird auch das, was er hat, genommen werden.“

Was soll das bedeuten? Wer die Gabe des Wortes und der Lehre besitzt, um andere zu erbauen, sich ihrer aber nicht bedient, der wird auch die Gabe verlieren; wer dagegen eifrig ist, wird reichlichere Gaben auf sich herabziehen. Deshalb büßt ja auch der Knecht das ein, was er erhalten hatte. Aber bei dieser Strafe des trägen Knechtes, hat es noch nicht sein Bewenden; es kommt dazu die unerträgliche Qual mit der Züchtigung, das so vorwurfsvolle Urteil:

V.30; „Den unnützen Knecht werfet hinaus in die Finsternis draußen, dort wird Weinen und Zähneknirschen sein.“

S. d1121 Siehst du nun, wie nicht nur der Räuber und Habsüchtige, nicht bloß, wer Böses getan, sondern auch, wer das Gute unterlassen hat, auf das strengste gestraft wird? Lassen wir uns diese Worte wohl gesagt sein. So lange es Zeit ist, lasset uns unser Heil wirken, lasset uns Öl in die Lampen füllen, lasset uns mit dem Talente wuchern. Denn wenn wir hienieden säumig und träge dahinleben, so wird sich im Jenseits niemand unser erbarmen, auch wenn wir noch so viel Tränen vergießen. Der Mensch mit dem schmutzigen Kleide verurteilte sich selbst, doch half es ihm nichts. Der Knecht, der ein Talent empfangen hatte, gab das Anvertraute zurück und wurde trotzdem verdammt. Die Jungfrauen kamen, flehten und klopften, aber alles umsonst und vergeblich.

Vergessen wir das nicht; tragen wir durch Geld, Eifer, Hilfe und sonst zum Nutzen des Nächsten bei. Die Talente sind hienieden die Fähigkeiten des einzelnen, sei es zum Beistandleisten, zum Almosengeben oder zum Lehren oder zu anderem derartigen Wirken. Es sage keiner: Ich habe nur ein Talent erhalten und kann nichts leisten. Auch mit einem Talente kannst du Gutes tun. Du bist gewiss nicht ärmer als jene Witwe, nicht ungebildeter als Petrus und Johannes, die einfache und ungelehrte Leute waren und dennoch den Himmel gewannen, weil sie eben Eifer entfalteten und alles mögliche für das Wohl der Menschen taten. Nichts ist Gott so angenehm, als ein Leben im Dienste der Nebenmenschen. Dazu hat uns Gott die Sprache, Hände und Füße, Leibeskraft, Vernunft und Verstand gegeben, damit wir alle diese Gaben zum eigenen Heile und zu Nutz und Frommen des Mitmenschen gebrauchen sollen. Unsere Sprache dient uns nicht nur, um Hymnen zu singen und Dank zu sagen, sondern eignet sich auch zur Belehrung und Ermahnung. Gebrauchen wir sie zu diesem Zwecke, so ahmen wir den Herrn nach, sonst aber den Teufel. So wurde Petrus für sein Bekenntnis Christi selig gepriesen, da er die Offenbarung des Vaters aussprach; als er aber vom Kreuzestode des Herrn nichts wissen wollte, wurde er strenge gerügt, weil er dadurch die Gesinnung des Teufels zum Ausdruck brachte.

S. d1122 Wenn nun schon eine Äußerung, die aus Unwissenheit geschah, so streng gerügt wurde, werden wir dann Verzeihung erhalten, wenn wir so viele Sünden mit Wissen und Willen begehen? Daher lasset uns nur solche Reden führen, in denen sich die Worte Christi widerspiegeln. Denn nicht allein wenn ich spreche: „Erhebe dich und gehe“1 , oder: „Tabitha stehe auf“2 , rede ich Worte Christi, sondern noch viel mehr, wenn ich bei Schmähungen den Feind segne, bei Anfeindungen für ihn bete. Früher sagte ich einmal, unsere Zunge sei die Hand, womit wir die Füße Gottes umschlingen; jetzt sage ich weit mehr, nämlich unsere Zunge ist eine zweite Zunge Christi, wenn sie die gehörige Sorgfalt anwendet, wenn sie nur spricht, was er will. Was für Reden verlangt er denn von uns? Reden voll Nachsicht und Milde, wie er selbst sie gebrauchte, als er den Lästerern antwortete: „Ich habe keinen Teufel“3 , oder: „Wenn ich unrecht geredet habe, so beweise es“4 . Wenn auch du so sprichst, wenn du mit deinen Reden den Nächsten erbaust, ist deine Zunge wie die seinige. Das sagt auch Gott selbst: „Wer das Wertvolle vom Wertlosen sondert, wird wie mein Mund sein“5 . Wenn nun deine Zunge der Zunge Christi gleicht, dein Mund der Mund des Vaters wird und du ein Tempel des Heiligen Geistes bist, gibt es da noch eine Ehre, die dieser gleichkäme? Bestünde dein Mund aus Gold oder Edelsteinen, so könnte er nicht so strahlen wie dann, wenn auf ihm der Schmuck der Sanftmut schimmert. Gibt es etwas Lieblicheres als einen Mund, der nicht zu schmähen versteht, sondern nur zu segnen und Nützliches zu reden beflissen ist? Gewinnst du es aber nicht über dich, den Fluchenden zu segnen, so übe wenigstens diese Tugend durch Schweigen, und du wirst, wenn du auf diesem Wege weiterschreitest und dir ordentlich Mühe gibst, es auch so weit bringen, dass dein Mund so wird, wie wir es gezeichnet haben.


  1. Apg 3,6 ↩

  2. ebd 9,40 ↩

  3. Joh 8,49 ↩

  4. Joh 18,23 ↩

  5. Jer 15,19 ↩

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