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Works John Chrysostom (344-407) In Matthaeum homiliae I-XC Kommentar zum Evangelium des hl. Matthäus (BKV)
Neunundsiebzigste Homilie. Kap.XXV,V.31 - Kap.XXVI,V.5.

3.

Beachte hierbei, wie er auf die Dinge, die sie am tiefsten betrübten, in den vorher angeführten Worten in ganz neuem Lichte hinwies und anspielte. Er sagte nämlich nicht: Wisset, dass ich in zwei Tagen überliefert werde, sondern: „Ihr wisset, dass nach zwei Tagen Ostern ist“, dann erst fuhr er fort: „Er wird überantwortet werden zum Kreuzestode“; damit deutete er an, dass sich in dem Ereignisse ein Geheimnis berge, dass zur Erlösung der Welt ein Hochfest gefeiert werde, und dass er sein Leiden vorherwusste. Das musste für jetzt genügen, um die Jünger zu trösten. Er erwähnte daher auch seine Auferstehung nicht, da es nach so gewaltigen Reden überflüssig gewesen wäre, wieder davon zu sprechen. Auch dadurch weist er, wie gesagt, darauf hin, dass sein Leiden sie von zahllosen Übeln erlösen werde, dass er ihnen durch das Wort „Ostern“ die uralten Wohltaten aus Ägypten ins Gedächtnis ruft.

V.3: „Um diese Zeit versammelten sich die Hohenpriester und Schriftgelehrten und die Ältesten des Volkes in dem Hofe des Hohenpriesters, welcher Kaiphas hieß.

V.4: und sie hielten Rat, um Jesus mit List zu ergreifen und zu töten.

V.5: Sie sagten aber: Nicht am Tage des Festes, damit nicht etwa Tumult entstehe unter dem Volke.“

Siehst du, wie verderbt die Juden waren? Um etwas Gottloses zu unternehmen, kommen sie zum Hohenpriester, und wollen die Gewalt dazu erhalten an einer Stelle, die sie hätte daran hindern sollen.

Wie viele Hohenpriester gab es denn damals? Das Gesetz kennt nur einen einzigen. Damals aber waren viele. Daraus mag man ersehen, dass für das Judentum der Anfang vom Ende gekommen war. Moses hatte, wie S. d1133 schon gesagt, angeordnet, dass nur ein Hoherpriester sein und erst nach dessen Tode ein anderer eingesetzt werden sollte. Zugleich hatte er bestimmt, dass ein unfreiwilliger Totschläger während der Lebenszeit des jeweiligen Hohenpriesters in der Verbannung leben sollte. Wie kommt es also, dass es damals viele Hohenpriester gab? Sie wurden später nur auf Jahresfrist eingesetzt, und das deutet auch der Evangelist an, wenn er berichtet, Zacharias sei aus dem Amtsjahr des Abias gewesen1 . Hohepriester nennt er also hier alle diejenigen, die einmal Hohepriester gewesen waren. Worüber hielten sie nun Rat? Wie sie sich des Herrn heimlich bemächtigen, oder wie sie ihn töten könnten? Über beides. Weil sie aber das Volk fürchteten, wollten sie erst das Fest vorübergehen lassen. Deshalb sagten sie auch: „Nicht am Feste.“ Der Teufel wollte nicht, dass Christus öffentlich leide, und suchte es zu verhindern, dass es zu Ostern geschehe. Die Hohenpriester hinwieder wollten auf diese Weise einen Aufruhr vermeiden. Du siehst also, nicht die Furcht vor Gottes Zorn oder das Bedenken, der Zeitpunkt könnte ihr Verbrechen vergrößern, sondern nur menschliche Rücksichten sind für sie maßgebend. Indessen, ihre glühende Leidenschaft brachte sie später dahin, dass sie auch diese Rücksicht fallen ließen. Sobald sich nämlich der Verräter gefunden hatte, gaben sie trotz ihrer früheren Worte: „Nicht am Feste“ die Rücksicht auf die Zeit auf, und töteten ihn gerade am Feste.

Warum wählten sie aber gerade jene Zeit, um den Herrn gefangen zu nehmen? Sie glühten, wie gesagt, vor Leidenschaft, und hofften, ihn gerade jetzt zu finden. Überhaupt handelten sie dabei wie Blinde. Wenn er nun aber auch ihre Bosheit den Zwecken seiner Vorsehung besonders dienstbar machte, so sind darum jene gleichwohl nicht zu entschuldigen; sie sind vielmehr überaus strafwürdig wegen ihrer Gesinnung. Zu einer Zeit, wo die Gefangenen ohne Unterschied, auch die Schuldigen, hätten freigelassen werden sollen, da brachten sie den Unschuldigen um, der ihnen zahllose S. d1134 Wohltaten erwiesen und bisher um ihretwillen die Heiden unbeachtet gelassen hatte. Aber siehe, so groß ist seine Liebe! Trotz ihrer Schlechtigkeit, Verkehrtheit und zahllosen Untaten will er sie immer noch retten und sendet Apostel zu ihnen, die für sie hingeschlachtet werden sollten, um durch sie ihnen zu Hilfe zu kommen. Denn „für Christus verwalten wir das Gesandtschaftsamt“2 .

Da wir nun solche Beispiele vor Augen haben, so lasset uns, ich sage nicht, sterben für die Feinde, das wäre eigentlich unsere Pflicht; weil wir indes zu schwach sind, sage ich nur, lasset uns nicht eifersüchtig sein auf die Freunde, nicht neidisch gegen unsere Wohltäter. Ich sage nicht: Lasset uns Gutes tun denen, die uns Böses zufügen, auch das wäre eigentlich mein Wunsch; aber, da ihr zu hartherzig seid, so stehet doch nur wenigstens von der Rache ab. Ist unser ganzes Leben nicht Spiegelfechterei und Heuchelei? Warum stellet ihr euch in geraden Gegensatz zu seinem Beispiele? Nicht umsonst ist das, was er zur Gewinnung der Juden, besonders unmittelbar vor und bei seinem Kreuzestode getan hat, verzeichnet worden; es geschah vielmehr zu dem Zweck, damit du seine Güte nachahmest, seiner Liebe nacheiferst. In dieser Absicht hat er seine Feinde zu Boden geworfen, das Ohr des Knechtes geheilt und sie voll Milde angeredet, am Kreuze hängend große Wunder gewirkt, die Sonne verdunkelt, die Felsen gespalten, Tote erweckt, das Weib des Richters durch Träume geschreckt, vor Gericht große Sanftmut an den Tag gelegt, was ebensosehr wie die Wunder auf sie hätte Eindruck machen sollen, hat dann bei der Verhandlung vieles geweissagt und schließlich am Kreuze ausgerufen: „Vater, vergib ihnen diese Sünde“3 . Wie viele Wunder ließ er nach seinem Begräbnis zu ihrer Rettung geschehen! Und nach der Auferstehung rief er nicht sofort die Juden? Gewährte er ihnen nicht Nachlassung ihrer Missetaten? Stellte er ihnen nicht unzählige Güter in Aussicht? Gibt es etwas Unbegreiflicheres? Die Kreuziger S. d1135 und Mordgierigen werden nach der Kreuzigung Söhne Gottes. Gibt es eine Fürsorglichkeit, die dieser gleichkäme? Wenn wir das hören, müssen wir da nicht unser Gesicht in die Hände bergen, weil wir so sehr hinter dem zurückstehen, den wir nachahmen sollten? Lasset uns wenigstens sehen, wie groß der Abstand ist, damit wir uns selbst das Urteil sprechen, wenn wir die anfeinden, für welche Christus sein Leben hingegeben hat; wenn wir uns nicht aussöhnen wollen mit jenen, für die er bereitwillig sich hinschlachten ließ, um sie mit Gott zu versöhnen. Oder könnt ihr auch hier Auslagen und Geldaufwand vorschützen, wie ihr beim Almosen tut?


  1. Lk 1,5 ↩

  2. 2 Kor 5,20 ↩

  3. Lk 23,34 ↩

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