• Home
  • Works
  • Introduction Guide Collaboration Sponsors / Collaborators Copyrights Contact Imprint
Bibliothek der Kirchenväter
Search
DE EN FR
Works John Chrysostom (344-407) In Matthaeum homiliae I-XC Kommentar zum Evangelium des hl. Matthäus (BKV)
Neunundachtzigste Homilie. Kap.XXVII, V.62-Kap.XXVIII V.10

3.

Als sie in Furcht und Freude das Grab verlassen hatten,

V.9: „siehe, da begegnete ihnen Jesus und sagte: Seid gegrüßt. Sie aber umfassten seine Füße“ und mit überwallender Wonne eilen sie zu ihm und erhalten durch die Berührung den Beweis und die volle Gewissheit seiner Auferstehung. „Und sie beteten ihn an.“ Was sagte nun der Herr?

S. d1253

V.10; „Fürchtet euch nicht.“

Also auch er benimmt ihnen die Furcht, um dem Glauben den Weg zu bahnen. „Aber gehet hin und saget meinen Brüdern, sie sollen nach Galiläa kommen, dort werden sie mich sehen.“ Siehe, wie er selbst durch die Frauen den Jüngern die frohe Kunde entbietet, um, wie ich des öfteren erklärt habe, das gar so verachtete Frauengeschlecht zu Ehren zu bringen, glückliche Hoffnungen in ihm zu wecken und seine Leiden zu heilen. Vielleicht wünschte mancher von euch, an ihrer Stelle gewesen zu sein und Jesu Füße umfasst zu haben? Ihr habt alle die Möglichkeit, wenn ihr wollt, auch jetzt nicht allein seine Füße und Hände, sondern auch sein geheiligtes Haupt zu berühren, so oft ihr mit reinem Gewissen die hochheiligen Geheimnisse genießet. Und nicht nur hier, sondern auch an jenem Tage werdet ihr ihn schauen, wenn er mit unbeschreiblicher Herrlichkeit in Begleitung der Engelscharen kommt, wofern ihr nur Nächstenliebe üben wollt, und ihr werdet dann nicht nur die Worte hören: „Seid gegrüßt“, sondern auch die anderen: „Kommet, Gesegnete meines Vaters, nehmet zum Erbe das Reich, das euch von Anbeginn der Welt bereitet ist“1 . Seid also mildtätig, damit ihr diese Worte vernehmen könnt. Und ihr, goldstrotzende Frauen, die ihr die Eile dieser Frauen gesehen habt, leget endlich einmal, wenn auch spät, die Gier nach Goldschmuck ab. Wollt ihr diesen Frauen nacheifern, so tauschet für den Schmuck, den ihr traget, die Mildtätigkeit ein. Was hast du auch, sage mir doch, von diesen Edelsteinen und goldgewirkten Kleidern? Die Seele, sagst du, hat Freude und Lust daran. Ich habe dich nach dem Vorteil gefragt, und du nennst mir den Nachteil! Es gibt ja nichts Schlimmeres, als sich mit dergleichen Dinge abzugeben, daran zu hängen und darin sein Vergnügen zu finden. Diese Knechtschaft wird nur um so drückender, wenn man sie auch noch mit Lust trägt. Wenn eine Frau Gefallen daran findet, von Gold zu strotzen, wie wird sie auch auf das Geistliche gehörig bedacht sein, wann wird sie das Weltliche nach Gebühr S. d1254 verachten? Wer gerne in einem Kerker weilt, wird kein Verlangen nach Befreiung hegen. So geht es auch der Seele, sie ist Sklavin dieser bösen Leidenschaft geworden, so dass sie nicht einmal mit der gehörigen Bereitwilligkeit und Ernsthaftigkeit etwas Geistliches hören mag, geschweige denn in Angriff nimmt. Sage mir also, was für einen Nutzen gewährt dir dieser Schmuck und Tand? Er ergötzt mich, erwiderst du. Damit redest du wieder von etwas, was nur Unheil und Verderben bedeutet. Aber, sagst du, die mich sehen, erweisen mir deswegen viel Ehre. Und was nützt dir das? Es ist doch nur eine neue Quelle des Unheiles, wenn du dich in Aufgeblasenheit und Einbildung überhebst. Wohlan, du konntest mir keinen Vorteil nennen, so gib acht, ich will dir die Nachteile aufzählen. Welches sind die Nachteile, die daraus entspringen? Die Sorge ist zunächst größer als das Vergnügen, denn viele, die den Schmuck sehen, besonders die Roheren, freuen sich mehr darüber als die Trägerin. Du machst dir Kummer, um dich zu putzen; sie weiden ihre Augen ohne Kummer daran. Ein weiterer Nachteil liegt darin, dass die Seele erniedrigt wird, und dass allseits Scheelsucht entsteht. Die anderen Frauen werden neidisch, treten gegen ihre eigenen Männer auf und entfachen Feindschaft gegen dich. Dazu kommt noch, dass eine solche alle Zeit und Sorge auf den Putz verwendet, sich nicht sonderlich um geistliche Werke kümmert, voll Hoffart, Torheit und Eitelkeit wird, an der Erde klebt, die Flügel hängen lässt, wie ein Hund und Schwein anstatt eines Adlers wird. Da du nämlich nicht mehr zum Himmel blickst und fliegst, so neigst du dich wie die Schweine zur Erde, wühlst in Gruben und Höhlen, und deine Seele wird weichlich und knechtisch.

Aber du ziehst, wenn du dich auf dem Markte zeigst, die Blicke auf dich? Gerade deshalb solltest du keinen Goldschmuck tragen, um nicht zum öffentlichen Schaustück zu werden und Anlass zu vielen Nachreden zu geben. Keiner von denen, deren Blicke du auf dich lenkst, zollt dir Bewunderung; man verspottet dich vielmehr als ein putzsüchtiges, prahlerisches, fleischlich gesinntes Weib. Und wenn du die Kirche betrittst, so S. d1255 verlässest du sie, ohne etwas anderes mitzunehmen als Spott, Schmähung und Verwünschungen, nicht nur von seiten der Zuschauer, sondern auch von seiten des Propheten. Bei deinem Anblick wird sofort Isaias in seiner erhabenen Weise ausrufen: „Also spricht der Herr zu den hoffärtigen Töchtern Sions: Weil sie mit erhobenem Halse und zwinkenden Augen einhergehen und beim Gehen die Gewänder nachschleppen und dabei mit den Füßen tänzeln, wird der Herr ihren Schmuck verhüllen und statt des Duftes wird Staub sein, statt des Gürtels wirst du einen Strick tragen“2 . Das findet auf dich Anwendung, weil du dich so putzest. Denn diese Worte sind nicht bloß an jene Frauen gerichtet, sondern an jedes Weib, das es ihnen nachmacht. Auch Paulus schließt sich dem Tadel an, da er an Timotheus schreibt, er möge den Frauen auftragen:„sich nicht zu schmücken mit Haargeflechte oder mit Gold oder Perlen oder kostbarem Kleide“3 . Ist schon der Goldschmuck immer verderblich, so namentlich, wenn du dich damit in die Kirche begibst, wenn du damit an den Armen vorübergehst. Wenn es dir darauf ankäme, dich bösen Zungen auszusetzen, so könntest du dich nicht anders kleiden als in eine solche Maske der Hartherzigkeit und Lieblosigkeit.


  1. Mt 25,34 ↩

  2. Jes 3,16.17.24 ↩

  3. 1 Tim 2,9 ↩

pattern
  Print   Report an error
  • Show the text
  • Bibliographic Reference
  • Scans for this version
Download
  • docxDOCX (1.04 MB)
  • epubEPUB (1.01 MB)
  • pdfPDF (3.23 MB)
  • rtfRTF (3.18 MB)
Translations of this Work
Commentaire sur l'Evangile selon Saint Matthieu Compare
Kommentar zum Evangelium des hl. Matthäus (BKV)

Contents

Faculty of Theology, Patristics and History of the Early Church
Miséricorde, Av. Europe 20, CH 1700 Fribourg

© 2025 Gregor Emmenegger
Imprint
Privacy policy