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Works John Chrysostom (344-407) In Matthaeum homiliae I-XC Kommentar zum Evangelium des hl. Matthäus (BKV)
Neunzigste Homilie. Kap.XXVIII,V.11 Schluss.

2.

Was sollen ferner die Tücher, die von der Myrrhe zusammengeklebt sind? Petrus hatte sie nämlich dort liegen sehen. Wenn sie ihn hätten stehlen wollen, so hätten sie die Leiche doch nicht nackt weggetragen, denn abgesehen von der Unschicklichkeit hätte auch das Aufwickeln1 Zögerung bereitet, so dass sie die Soldaten geweckt hätten und in ihre Hände gefallen wären. Dies besonders deshalb, weil es Myrrhe war, eine Salbe, die so leicht am Leibe klebt und die Kleider verkittet, so dass es ihnen schwer geworden wäre, die Tücher von der Leiche loszulösen; das hätte vielmehr geraume Zeit in Anspruch genommen. Mithin ist der Diebstahl auch aus diesem Grunde unwahrscheinlich. Kannten sie überdies nicht auch die Leidenschaftlichkeit der Juden, die ihre Rache an ihnen gekühlt hätten? Was hätten sie überhaupt dabei gewonnen, wenn der Herr nicht wirklich auferstanden S. d1261 war? Das alles sahen auch die Hohenpriester ein; deshalb ersannen sie die Lüge, bestachen die Wächter und sagten: Ihr redet so und wir werden den Statthalter beschwichtigen. Sie wünschten, dass dieses Gerücht verbreitet werde. Allein ihr Kampf gegen die Wahrheit war umsonst; je mehr sie dieselbe zu verdunkeln suchten, desto mehr trugen sie, wenn auch wider Willen, bei, sie an den Tag zu bringen. Gerade ihre Behauptung, die Jünger hätten den Herrn gestohlen, erhärtet die Tatsache der Auferstehung, denn damit gestehen sie zu, dass der Leichnam nicht mehr im Grabe war. Wenn nun nach ihrem Zugeständnis der Leichnam sich nicht mehr dort befand, wenn andererseits durch ihre Bewachung, sowie durch die Zeichen und die Feigheit der Jünger, der Diebstahl als erfunden und unwahrscheinlich erwiesen wird, so ergibt sich hieraus ein unzweifelhafter Beweis für die Auferstehung. Trotzdem aber so viele Tatsachen die Juden zum Schweigen bringen sollten, versuchen sie in ihrer Unverschämtheit doch alles mögliche und sprechen: „Saget so, und wir werden den Statthalter beschwichtigen und euch Straflosigkeit erwirken.“ Siehst du, wie sie alle schlecht sind: Pilatus, der sich bereden ließ, die Soldaten, das Judenvolk? Du brauchst dich aber nicht zu verwundern, dass die Soldaten der Bestechung unterlagen. Wenn das Geld schon bei dem Jünger solche Macht ausübte, wieviel mehr dann bei diesen Leuten.

V.15: „Und es ist diese Aussage verbreitet bis auf den heutigen Tag.“

Siehst du wieder, wie wahrheitsliebend die Jünger sind, wie sie sich nicht scheuen zu erzählen, dass ein solches Gerede gegen sie aufkam?

V.16: „Die elf Jünger aber begaben sich nach Galiläa,

V.17: und einige beteten ihn an, andere aber zweifelten, als sie ihn gesehen hatten.“

Meiner Ansicht nach war das die letzte Erscheinung in Galiläa, als er sie zum Taufen aussendete. Wenn es heißt, dass sie zweifelten, so musst du auch darin wieder ihre Wahrhaftigkeit bewundern, dass sie selbst bis zum letzten Tage ihre Schwächen nicht verbergen. Gleichwohl S. d1262 wurden auch sie durch die Erscheinung gestärkt. Was sagt nun der Herr, als er sie erblickte?

V.18: „Gegeben ist mir alle Gewalt im Himmel und auf der Erde.“

Er redet wieder mehr menschlich zu ihnen, da sie noch nicht den Heiligen Geist empfangen haben, der sie erst emporheben sollte.

V.19: „Gehet hin und lehret alle Völker, und taufet sie im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes,

V.20: und lehret sie alles halten, was ich euch geboten habe.“

Das bezieht sich auf die Glaubenssätze und die Gebote. Die Juden lässt Jesus ganz unerwähnt; er berührt das Vorgekommene nicht, noch verweist er dem Petrus seine Verleugnung, noch einen von den anderen seine Flucht; er befiehlt ihnen nur, in alle Welt sich zu zerstreuen und gibt ihnen dazu in der Taufformel den Inbegriff der Lehre mit in die Hand. Um ihnen dann aber Mut zu machen, da er ihnen eine so große Aufgabe übertrug, fährt er fort:

„Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis zur Vollendung der Weltzeit.“

Siehst du wieder, welche Machtvollkommenheit er besitzt? Merkst du, wie er auch in diesen Worten ihrer Schwachheit Rechnung trägt? Er sagte aber nicht, dass er bloß mit den Aposteln sein werde, sondern mit allen, die einmal an ihn glauben würden. Die Apostel sollten ja auch nicht bis zum Ende der Welt am Leben bleiben; er spricht vielmehr zu den Gläubigen wie zu einer Gesamtheit. Haltet mir nicht, will er sagen, die Schwierigkeit der Sache entgegen, denn ich bin bei euch, ich, der ich alles leicht mache. Dasselbe hatte er auch im Alten Bunde stets zu den Propheten gesprochen, zu Jeremias2 , der seine Jugend vorschützte, zu Moses3 und Ezechiel4 als sie Ausflüchte machten: „Ich bin mit euch.“ So sagt er auch hier zu den Aposteln. Achte hierbei auf den S. d1263 Unterschied zwischen jenen Männern und den Aposteln. Jene wurden nur an ein Volk gesandt und suchten sich oft zu entschuldigen; diese lassen nichts dergleichen verlauten, obschon sie in alle Welt geschickt werden. Durch den Hinweis auf das Ende der Welt will Jesus sie aneifern, nicht bloß den augenblicklichen Gefahren zu trotzen, sondern auch den künftigen unermeßlichen Lohn im Auge zu behalten. Die Trübsale, sagt er, die euch treffen, hören mit dem irdischen Leben auf, da ja auch die Weltzeit ein Ende haben wird; das Glück aber, das ihr besitzen werdet, ist unvergänglich, wie ich schon früher oft betonte. Nachdem er sie so durch die Erinnerung an den jüngsten Tag gestärkt und ihren Mut aufgerichtet hat, erteilt er ihnen ihre Sendung. Denn dieser Tag5 ist für die Tugendhaften ein Gegenstand der Sehnsucht, wie andererseits ein Tag des Schreckens für die Sünder, da er ihnen die Verdammnis bringt. Jedoch wollen wir nicht allein in Furcht erbeben, sondern uns auch bessern, so lange es noch Zeit ist, und uns aus der Bosheit aufraffen; wir können es, wofern wir nur wollen. Haben es viele vor dem Bunde der Gnade zuwege gebracht, wieviel eher wird man es nachher imstande sein.


  1. der Tücher ↩

  2. Jer 1,6 u.8 ↩

  3. Ex 4,12 ↩

  4. Ez 2,6;3,8 u.9 ↩

  5. des jüngsten Gerichtes ↩

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