• Home
  • Works
  • Introduction Guide Collaboration Sponsors / Collaborators Copyrights Contact Imprint
Bibliothek der Kirchenväter
Search
DE EN FR
Works John Chrysostom (344-407) In Matthaeum homiliae I-XC Kommentar zum Evangelium des hl. Matthäus (BKV)
Siebte Homilie. Kap. II, V.4-9.

6.

Sage mir doch! Wenn dich jemand einladen würde. in den Palast des Königs einzutreten, um dir den König auf seinem Throne zu zeigen, würdest du es vielleicht vorziehen, dir statt dessen das Theater anzusehen? Und doch hättest du gar nichts dabei zu gewinnen! Hier dagegen entspringt diesem Tisch1 ein Strom geistigen Feuers; und dem kehrst du nur so den Rücken und läufst ins Theater, um badende Weiber zu sehen, die ihr Geschlecht entehren, und Christus lässest du allein beim Brunnen sitzen?2 . Er S. 129sitzt nämlich auch jetzt noch am Brunnen und redet da nicht bloß mit der Samaritanerin, sondern mit der ganzen Stadt; allerdings gelegentlich wohl auch jetzt noch mit der Samaritanerin allein; denn auch jetzt kommt es vor, dass niemand bei ihm ist, sondern die einen sind nur dem Leibe nach da, die anderen überhaupt nicht. Trotzdem geht er aber nicht fort, sondern bleibt da und verlangt von uns einen Trunk, und zwar nicht Wasser, sondern Heiligkeit; denn das Heilige gibt er den Heiligen.3 . Auch ist es nicht Wasser, das dieser Quelle entspringt, sondern lebendiges Blut; und dieses ist kein Zeichen des Todes, sondern der Anfang des Lebens. Du hingegen wendest dich ab von der Quelle des Blutes, von dem geheimnisvollen Kelche, und gehst zur Quelle des Teufels, um eine badende Hure zu sehen und dabei an deiner Seele Schiffbruch zu leiden. Jenes Wasser4 ist ein Meer der Unzucht, das nicht dem Leibe, sondern der Seele den Untergang bringt. Sie schwimmt mit entblößtem Leibe, und du, der du zuschaust, versinkst in den Abgrund des Lasters. So wirft der Teufel seine Netze aus; nicht diejenigen, die ins Wasser hinabsteigen und sich darin herumtreiben, ertränkt er, sondern jene, die im Zuschauerraum sitzen; die richtet er elender zugrunde, als den Pharao, den er seinerzeit mitsamt Pferden und Streitwagen ersäufte.

O wären wir doch imstande, die Seelen zu sehen! Ich wollte euch gar manche zeigen, die auf solchen Gewässern dahertreiben, wie damals die Leiber der toten S. 130Ägypter. Noch schlimmer aber ist es, dass sie einem solchen Unheil auch noch den Namen Vergnügen geben, und das stürmische Meer des Verderbens einen friedlichen Ort der Lust und Freude nennen. Und doch möchte einer leichter und unbeschadeter eine Fahrt über das ägäische oder tyrrhenische Meer bestehen, als solch ein5 Schauspiel ertragen. Denn fürs erste beherrscht6 der Teufel die Seelen die ganze Nacht hindurch mit der Erwartung dieser Dinge; dann zeigt er ihnen den Gegenstand ihrer Erwartung, schlägt sie damit augenblicklich in Fesseln und macht sie zu seinen Gefangenen. Denn glaube nur ja nicht, du seiest frei von Schuld, weil du mit der Hure nicht gesündigt hast. Du hast eben durch deine Begierde gesündigt. Wenn du dich von der bösen Begierde beherrschen lässest, so hast du dadurch die Flamme der Lust nur noch mehr angefacht; verursacht dir hingegen ein solcher Anblick keine Versuchung, so verdienst du nur um so größeren Tadel, weil du anderen durch deine Leidenschaft für solche Schauspiele Ärgernis gibst, dein eigenes Auge besudelst und durch das Auge auch deine Seele.

Um aber nicht bloß zu tadeln, will ich auch ein Heilmittel angeben. Worin soll dies bestehen? Ich will euch euren Frauen zur Erziehung und Besserung übergeben. Nach der Weisung des hl. Paulus, solltet zwar ihr die Lehrer sein; nachdem aber die rechte Ordnung durch die Sünde verkehrt worden ist, der Leib oben, das Haupt unten sich befindet, so wollen auch wir diesen Weg einschlagen. Wenn du dich aber schämst, von deiner Frau belehrt zu werden, dann meide zuerst die Sünde, und du kannst alsbald wieder den Thron einnehmen, den Gott dir zugewiesen hat. Solange du aber in deiner Sünde verharrst, solange weist dich die Hl. Schrift nicht bloß an deine Frau, sondern selbst an unansehnliche, unvernünftige Tiere; denn sie scheut sich nicht, den vernunftbegabten Menschen zur Ameise in die Schule zu schicken. Das ist aber kein Vorwurf gegen die Hl. Schrift, sondern gegen diejenigen, die auf solche Weise den Adel ihrer Geburt selbst preisgegeben haben. So will also auch ich es machen und dich S. 131vorderhand deiner Frau übergeben. Solltest du sie aber zurückweisen, so schicke ich dich zu den unvernünftigen Tieren in die Lehre, und will dir zeigen, wie viele Vögel, wie viele Fische, wie viele vierfüßige und kriechende Tiere anständiger und enthaltsamer leben, als du. Wenn aber der Vergleich dich schamrot macht, so kehre zu deinem früheren Adel zurück, fliehe das Meer der Hölle und den Strom des Feuers, fliehe das Schwimmbad im Theater. Denn dieses Wasser führt dich zu jenem Meer und zündet jenen Flammenabgrund für dich an.


  1. des Herrn ↩

  2. Die römischgriechischen Bäderanlagen , besaßen Räume für private und für öffentliche, gemeinsame Bäder, in denen die Besucher nicht nach Geschlechtern getrennt wurden. Damit verbunden waren eine Menge anderer Erholungs und Belustigungszwecke. Es gab darin Wandelhallen, Ringschulen <Turnplätze>, Bibliotheken, wohl auch kleine Volkstheater und TinglTangl, so dass alle Arten von Müßiggängern dort oft den ganzen Tag zubrachten. Aber auch aus den eigentlichen großen Theatern hatten die noch aus der heidnischen Zeit stammenden, vielfach unsittlichen Darstellungen vor Ende des vierten Jahrhunderts nicht verdrängt werden können. Ein bedeutender Prozentsatz der Bevölkerung war ja ohnehin immer noch heidnisch ↩

  3. In der griech. Liturgie ruft der Diakon vor der Kommunion: „Das Heilige den Heiligen“ ↩

  4. im Theater ↩

  5. unsittliches ↩

  6. beschäftigt ↩

pattern
  Print   Report an error
  • Show the text
  • Bibliographic Reference
  • Scans for this version
Download
  • docxDOCX (1.04 MB)
  • epubEPUB (1.01 MB)
  • pdfPDF (3.23 MB)
  • rtfRTF (3.18 MB)
Translations of this Work
Commentaire sur l'Evangile selon Saint Matthieu Compare
Kommentar zum Evangelium des hl. Matthäus (BKV)

Contents

Faculty of Theology, Patristics and History of the Early Church
Miséricorde, Av. Europe 20, CH 1700 Fribourg

© 2025 Gregor Emmenegger
Imprint
Privacy policy