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Works John Chrysostom (344-407) In Matthaeum homiliae I-XC Kommentar zum Evangelium des hl. Matthäus (BKV)
Elfte Homilie. Kap. III, V.7-12.

3.

Beachte nun, wie er auch im folgenden die Furcht dieser Leute vermehrt, und ihre Angst noch länger dauern lässt. Nachdem er gesagt hatte:„Gott kann aus diesen Steinen dem Abraham Kinder erwecken“, fuhr er fort:

V.10: „Schon ist die Axt an die Wurzel der Bäume gelegt.“

Er wollte eben auf jede Weise den erschreckenden Ernst seiner Rede erhöhen. Große Freimütigkeit erlaubte ihm allein seine bloße Lebensweise; überdies hatten jene auch noch einen besonderen, starken Anstoß vonnöten, da sie schon so lange Zeit verhärtet waren. Was sage ich da, so spricht gleichsam Johannes, dass ihr der Stammesgemeinschaft mit Abraham verlustig gehen und sehen werdet, wie andere, aus Steinen erweckt, die Stelle einnehmen werden, die euch vorbehalten? Damit wird ja eure Strafe noch keineswegs zu Ende sein; vielmehr werdet ihr noch weitere Züchtigungen zu erfahren haben. „Denn schon ist die Axt an die Wurzel der Bäume gelegt.“ Nichts ist schrecklicher, als dieser Vergleich. Da ist nicht mehr bloß von einer schnellen Sichel1 die Rede, von einem zerstörten Wall2 und einem zertretenen Weinberg3 , sondern von einer ganz scharf geschliffenen Axt, und was noch schlimmer ist, wir sehen sie bereits an die Wurzel gelegt. Die Juden hatten nämlich den Propheten hartnäckigen Unglauben entgegengesetzt und gesagt: „Wo ist der Tag des Herrn?“ und: „Es möge nur kommen der Ratschluss des Heiligen von Israel, damit wir ihn kennen“4 . Weil eben die Prophetien oft erst nach vielen Jahren sich erfüllen, so will er ihnen dieses falsche Vertrauen nehmen, und stellt ihnen darum das Unheil als recht nahe S. 184bevorstehend hin. Das zeigt er auch durch das Wort: Schon, und dadurch, dass er sagt, sie werden bereits an die Wurzel gelegt. Es ist kein Ausweg mehr gelassen, will er sagen, sie ist schon an die Wurzel selber angelegt. Er sagte nicht: an die Zweige, oder an die Früchte, nein: An die Wurzel. Er deutet damit an, dass, im Falle sie sich seine Worte nicht zu Herzen nähmen, sie unerbittliche Strafen zu gewärtigen hätten, ohne Hoffnung auf ein Entrinnen. Denn der, der da kommen soll, ist kein Knecht mehr, wie die Propheten, die früher gekommen; er ist der Herr des Weltalls in eigener Person, der gewaltig und machtvoll strafen wird.

Nachdem er sie also auch damit wieder in Schrecken gesetzt, lässt er sie gleichwohl nicht in Verzweiflung geraten. Schon das erste Mal hatte er nicht gesagt: „Gott hat erweckt“, sondern: „er kann dem Abraham Kinder erwecken“, und hat sie so zu gleicher Zeit erschreckt und getröstet; ebenso sagte er auch hier nicht:5 hat die Wurzel schon durchschnitten, sondern nur: sie ist an die Wurzel angelegt, sie berührt sie; und von keinem Aufschub ist die Rede. Indes, obgleich der Herr sie schon so nahe angelegt, überlässt er es doch eurer Wahl, ob die Wurzel durchschnitten werden soll oder nicht. Wenn ihr euch nämlich bekehrt und bessert, so wird diese Axt entfernt werden. ohne dass sie in Wirkung tritt; bleibt ihr aber hartnäckig, so wird er den Baum mitsamt den Wurzeln aus rotten. Darum hat er6 weder von der Wurzel entfernt, noch durchschneidet er diese, nachdem er sie angelegt; das erste, damit ihr nicht rückfällig werdet, das zweite, damit ihr sehet, dass er auch diejenigen zu retten vermag, die sich erst kurz zuvor bekehrten. Darum sucht er ihnen auf jede Weise eine möglichst starke Furcht einzuflößen, rüttelt sie auf und treibt sie zur Buße an. Denn dass sie des Vorrechtes ihrer Abstammung verlustig gehen, und dass andere an ihre Stelle treten sollten, dass die Strafe vor der Türe stehe, und dass sie unerträglich schwer sein werde, das hat er beides durch die Worte: Wurzel und Axt angezeigt, und das alles war sehr geeignet, auch noch so tief Gefallene wieder aufzurichten und kampffähig zu machen. Das gleiche lehrt auch Paulus, wenn S. 185er sagt: „Kurzen Prozeß wird der Herr mit dem gesamten Erdkreis machen“7 . Indes fürchte dich nicht, oder vielmehr fürchte dich, aber verliere den Mut nicht. Noch hast du Hoffnung auf Bekehrung. Der Ausspruch wird nicht ohne weiteres in Erfüllung gehen, die Axt wird nicht zum Schneiden kommen; oder was hätte sie sonst hindern können zu schneiden, da sie schon an der Wurzel lag? Er will dich nur durch deine Angst besser machen, und dich veranlassen, gute Früchte zu bringen.

Deshalb fährt er weiter: „Jeder Baum, der keine gute Frucht bringt, wird ungehauen und ins Feuer geworfen.“ Wenn er aber sagt: „Jeder“, so schließt er auch jetzt wieder jedes Vorrecht aus, das auf bloßer Abstammung beruhte. Denn, will er sagen, wärest du auch ein direkter Nachkomme Abrahams, und könntest du tausend Patriarchen unter deinen Ahnen zählen, du wirst doch doppelt gestraft werden, wenn du ohne gute Früchte bleibst. Mit solchen Worten setzt Johannes die Zöllner in Furcht, erschüttert er Soldatenherzen, und, ohne sie in Verzweiflung zu stürzen, benahm er ihnen vollständig ihre Gleichgültigkeit. Seine Worte enthalten eben nicht bloß Drohungen, sondern auch vielen Trost. Wenn er nämlich sagt: „der Baum, der keine gute Früchte bringt“, so zeigt er dadurch, dass von aller Furcht frei sein darf, wenn man gute Früchte bringt.


  1. Jer 50,16; vgl. Apk 14,14 ↩

  2. Jer 30.8 ↩

  3. ebd 12,10 ↩

  4. Jes 5,19 ↩

  5. die Axt ↩

  6. die Axt ↩

  7. Röm 9,28 ↩

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