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Works John Chrysostom (344-407) In Matthaeum homiliae I-XC Kommentar zum Evangelium des hl. Matthäus (BKV)
Zwölfte Homilie. Kap. III, V,13-17.

2.

Es glaubten viele, Johannes sei größer als der Herr, weil er sein ganzes Leben in der Wüste zugebracht hatte, und der Sohn eines Hohenpriesters war, weil er ein solches Bußkleid trug, alle zur Taufe rief, und von einer unfruchtbaren Mutter geboren wurde; Jesus hingegen stamme von einem armen Mädchen ab1 , er sei in einem Hause aufgewachsen, verkehre mit allen, und trage gewöhnliche Kleider. So dachten sie, er sei weniger als der Täufer, da sie eben noch keines jener unaussprechlichen Geheimnisse erkannt hatten. Dazu kam, dass er sich auch noch von Johannes taufen ließ; das m,ußte sie noch mehr in ihrer Meinung bestärken, selbst wenn alles andere nicht gewesen wäre. Sie dachten eben: Das ist einer aus dem gewöhnlichen Volke. Wäre es anders, so wäre er nicht mitten unter den übrigen Leuten zur Taufe gekommen. Jener dagegen ist mehr als er, und verdient weit mehr Bewunderung. Damit also diese Meinung im Volke nicht Platz greife, öffnete sich der Himmel nach der Taufe des Herrn, der Heiligen Geist steigt herab und eine Stimme verkündet zugleich mit der Herabkunft des Geistes die Würde des Eingeborenen. Die Stimme, die da sprach:

V.17: "Dieser ist mein geliebter Sohn", schien nämlich der Menge des Volkes mehr auf Johannes zu passen; sie setzte ja nicht hinzu: dieser, der da eben getauft worden ist, sondern lautete einfach: "Dieser". So glaubten alle, die sie hörten, das Gesagte gelte vielmehr dem Täufer als dem Getauften, nicht nur wegen der Würde des Täufers an sich, sondern aus all den anderen Gründen, die ich genannt habe. Deshalb kam der Geist Gottes in Gestalt einer Taube, gab S. 201dadurch der Stimme die Beziehung auf Jesus und machte allen klar, dass mit dem, "dieser" nicht Johannes gemeint war, der die Taufe spendete, sondern Jesus, der die Taufe empfangen hatte.

Wie kommt es aber, dass sie auf solch ein Ereignis hin nicht glaubten? Nun, auch zu Moses' Zeit geschahen viele Wunder, wenn auch keine großen. Aber trotz allem, trotz der Stimmen, der Trompeten und Blitze, gossen sie ein Kalb und weihten sich dem Beelphegor. Und selbst diejenigen, die damals bei der Auferstehung des Lazarus zugegen waren und sie mit angesehen, waren so weit davon entfernt, an den zu glauben, der solch ein Wunder gewirkt, dass sie im Gegenteil oftmals darnach trachteten, ihn selbst ums Leben zu bringen. Wenn also jene so schlecht waren, die mit ihren eigenen Augen Tote auferstehen sahen, was wunderst du dich, wenn diese hier einer Stimme nicht folgten, die von oben kam? Solange die Seele blind und verdorben und von der Krankheit des Hasses gefangen gehalten ist, solange hört sie auf derlei Dinge nicht; ist sie dagegen einsichtig geworden, si nimmt sie gläubig alles an, und hat kein besonderes Bedürfnis nach Wundern.

. Komme also nicht damit, dass sie nicht glaubten. Untersuche vielmehr, ob nicht alles geschehen sei, was sie zum Glauben hätte führen müssen? Durch den Propheten stellt ja Gott diese Art der Apologie auf und zwar für alles, was ihn betrifft. Die Juden sollten zugrunde gehen und der schwersten Strafe überliefert werden; damit aber keiner glaube, die mangelnde Vorsehung selbst sei schuld an ihrer Schlechtigkeit, so sagte Gott: Was hätte ich diesem Weinberg noch tun sollen, das ich nicht getan habe?"2 . Dasselbe beachte auch hier. Was hätte geschehen sollen und wäre nicht geschehen? Und sollte einmal auf die Vorsehung Gottes die Sprache kommen, so wende diese Art der Verteidigung an gegen jene, welchen ihr an der Schlechtigkeit der meisten Menschen die Schuld geben. Siehe also jetzt, was für große Wunder geschehen, die nur der Anfang für die zukünftigen sind. Hier öffnet S. 202sich nämlich nicht bloß das Paradies, sondern der Himmel selbst. Indes werde ich gegen die Juden ein anderes Mal predigen und jetzt unter dem Beistand Gottes zum vorliegenden Thema zurückkehren. "Und Jesus stieg nach seiner Taufe eilig aus dem Wasser; und siehe, es öffnete sich vor ihm der Himmel." Weshalb öffnete sich der Himmel? Damit du wissest, dass dies auch bei deiner Taufe geschieht, in der Gott dich zum himmlischen Vaterlande ruft und dich mahnt, nichts mit den irdischen Dingen gemein zu haben. Wenn du dasselbe aber auch nicht sehen kannst, sei deswegen nicht ungläubig. Im Beginne erscheinen wunderbare und überirdische Dinge immer in der Form sinnlich wahrnehmbarer Gesichte und ähnlicher Zeichen, mit Rücksicht auf diejenigen, die noch zu wenig Verständnis haben und etwas brauchen, das man mit den Augen sehen kann, da sie rein geistige Dinge noch nicht einmal in Gedanken zu fassen vermögen, sondern nur das anstaunen, was äußerlich sichtbar ist. Das hat den Zweck, damit das, was einmal und im Anfang durch solche Wunderzeichen geoffenbart wurde, gläubig aufgenommen werde, auch wenn später keine Wunder mehr geschehen. Auch zur Zeit der Apostel entstand ja das Brausen eines gewaltigen Sturmes und erschienen feurige Zungen; aber nicht wegen der Apostel, sondern wegen der Juden, die zugegen waren. Indes, wenn auch keine sinnlich wahrnehmbaren Zeichen mehr geschehen, so nahmen wir doch gläubig an, was durch sie einmal geoffenbart wurde. So erschien also auch damals die Taube deshalb, damit sie den Anwesenden und dem Johannes wie mit einem Finger den Sohn Gottes zeigte; und dies nicht bloß aus diesem Grund, sondern damit du wissest, dass auch bei deiner Taufe der Heilige Geist über dich herabkommt.


  1. seine jungfräuliche Geburt war nämlich noch lange nicht allen bekannt ↩

  2. Jes 5,4 ↩

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