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Works John Chrysostom (344-407) In epistulam ad Colossenses commentarius Kommentar zum Briefe des hl. Paulus an die Kolosser (BKV)
Achte Homilie. *Kol. III, 5—15.*

4.

Das liegt auch in den Worten Christi ausgesprochen: „Wenn dein rechtes Auge dich ärgert“, d. h. S. 351 wenn deine Blicke ausschweifen, „so reiß es aus1“, d. h. den sündhaften Gedanken. Meiner Ansicht nach gelten die Ausdrücke „Unzucht, Unlauterkeit, Wollust, Leidenschaft“ sämtlich von der Unzucht, indem uns der Apostel durch all das von derselben abhalten will. Denn dies ist in der Tat eine Leidenschaft; und gleichwie der Körper leidet oder von Fieber glüht oder verwundet wird, so verhält es sich auch hier. — Und er sagt nicht: unterdrücket, sondern: „ertötet“, auf daß sie künftighin gar nicht mehr aufleben können; und: „leget ab!“ Das Erstorbene legen wir ab. Wenn sich z. B. Schwielen am Körper befinden, so ist der Körper hier tot, und wir legen ihn ab. Schneidest du aber ins lebendige Fleisch, so verursacht es Schmerz; entfernen wir dagegen das Erstorbene, so tut es uns nicht wehe. Gerade so geht es nun auch mit den Leidenschaften. Sie machen die Seele unrein, unterwerfen die unsterbliche Seele den Leiden. — Inwiefern der Geiz den Namen „Götzendienst“ verdient, haben wir schon des öfteren erklärt. Denn die Laster, die das Menschengeschlecht am meisten beherrschen, sind: der Geiz, die Unsittlichkeit, die böse Leidenschaft. — „Derentwillen“, sagt der Apostel, „der Zorn Gottes über die Söhne des Ungehorsams kommt.“ „Söhne des Ungehorsams“ nennt er sie, um ihnen alle Entschuldigung abzuschneiden und zu zeigen, daß sie wegen ihres Ungehorsams in diesen Lastern leben. — „Unter denen auch ihr einst gewandelt seid“, fährt er fort, und denen ihr gehorcht habt. Er gibt zu verstehen. daß sie noch mit diesen Fehlern behaftet seien, und fügt lobend bei: „Jetzt aber leget auch ihr alles ab: Zorn, Unmut, Bosheit, Lästerung, schändliche Reden!“ Seine Rede aber richtet sich gegen andere. Unter Leidenschaft und Lästerung versteht er die Schmähungen, gleichwie er mit dem Worte „Unmut“ die boshafte Gesinnung bezeichnet. Anderswo aber sagt er beschämend: „Denn wir sind Glieder untereinander2.“ — Er macht sie gleichsam zu Menschenbildnern, die den einen (Menschen) wegwerfen, den andern annehmen. Er hat von S. 352 seinen3 Gliedern gesprochen4, hier5 redet er vom Ganzen. Er hat sein Herz erwähnt, den Unmut, seinen Mund, die Lästerung, seine Augen, die Unzucht, den Geiz, seine Hände und Füße, die Lüge, seine ganze Denkweise und den alten Sinn. (Der neue Mensch) hat eine königliche Gestalt, die Gestalt Christi6. — Es waren meines Erachtens diese Leute7 mehr Heidenchristen. Denn gleichwie die sandige Erde, sie sei größer oder kleiner, vorerst die ihr eigentümliche Gestalt einbüßen muß, wenn nachher Gold daraus werden soll; und gleichwie die Wolle, von welcher Beschaffenheit sie auch sein mag, ihr früheres Aussehen verliert und ein anderes bekommt: geradeso verhält es sich auch mit dem Gläubigen. — „Einander ertragend“, heißt es. Er stellt dies als eine Forderung der Gerechtigkeit hin: Du mußt den andern ertragen, so gut wie der andere dich. Dasselbe spricht er aus im Briefe an die Galater: „Einer trage des anderen Last8!“ — „Und seid dankbar!“ mahnt er. Darauf dringt er überall ganz besonders; denn dies ist der Inbegriff alles Guten.


  1. Matth. 5, 29. ↩

  2. Eph, 4, 25. ↩

  3. Gemeint ist der alte, sündhafte Mensch. ↩

  4. Vgl. V. 5. ↩

  5. V. 8. ↩

  6. Mit Bezugnahme auf V. 15. ↩

  7. gegen die er polemisiert. ↩

  8. Gal. 6, 2. ↩

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Kommentar zum Briefe des hl. Paulus an die Kolosser (BKV)
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