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Bibliothek der Kirchenväter
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Works John Chrysostom (344-407) Homilien über den I. Thessalonicher-Brief (BKV)
Achte Homilie.

7.

IV. Willst du noch ihre weiteren Schicksale erfahren? Nimm den (Flavius) Josephus zur Hand und lies jene ganze Jammer- und Trauergeschichte! Vielleicht gelingt es mir, dich dadurch von der Existenz einer Hölle zu überzeugen. Bedenke nur: Wenn Jene gestraft wurden, warum sollen wir nicht gestraft werden? Und wie können wir ungestraft bleiben, wenn wir noch Schlimmeres als sie gethan haben? Daraus geht hervor, daß der Schuldigen, die hienieden nicht büßend die Strafe im Jenseits wartet.

Wenn es dir recht ist, so will ich dir auch an einzelnen Personen die Strafe Gottes nachweisen. Kain hat seinen Bruder getödtet. Gewiß ein furchtbares Verbrechen. Aber er hat auch seine Strafe erhalten, eine Strafe, so hart wie tausendfacher Tod, so daß er auch lieber statt derselben tausendfachen Tod erlitten hätte. Höre nur, was er sagt: „Wenn du mich aus dem Lande vertreibst und ich mich von deinem Augesichte verbergen muß, so wird Jeder, der mich findet, mich tödten.“1 Nun frage ich: Thun nicht auch heutzutage Viele das Nämliche, was Kain gethan hat? Hast du denn, wenn auch nicht deinem leiblichen, so doch deinem geistlichen Bruder nicht Dasselbe angethan, zwar nicht mit dem Schwerte, S. 673 aber in anderer Weise, indem du z. B. seinen Hunger stillen konntest, es aber nicht thatest? Beneidet in unserer Zeit Niemand mehr seinen Bruder? Bereitet ihm Niemand gefahren? Allerdings gibt es Solche, die Das thun, aber sie haben auf dieser Welt noch keine Strafe dafür erlitten. Darum werden sie in der andern Welt büßen. Denn wenn Derjenige, welcher das geschriebene Gesetz und die Propheten nicht gehört hat, der die großen Wunder nicht gesehen, solche Strafe leidet, soll Derjenige, welcher später das Gleiche verübt hat und sich durch solche Beispiele nicht warnen läßt, straflos ausgehen? Wie wäre das mit der Gerechtigkeit, mit der Güte Gottes vereinbar!

Ferner wurde Jeder, der am Sabbate Holz auflas, gesteinigt, und doch handelte es sich dabei um eine geringfügige Sache, geringfügiger noch als die Beschneidung. Wenn nun Jeder, der am Sabbate Holz auflas, gesteinigt wurde, Diejenigen dagegen, welche tausendmal das Gesetz übertreten haben, straflos ausgingen, wo wäre dann, wenn keine Hölle wäre, die Gerechtigkeit Gottes, wo sein Richten ohne Ansehen der Person? Obwohl nun solche Dinge, wie Holz auflesen u. dgl. doch an und für sich nur unbedeutend waren, so macht Gott den Israeliten doch Vorwürfe, daß sie die Sabbatfeier nicht beobachteten.

Ein Anderer, Namens Charmi, entwendete ein Weihgeschenk2 und wurde mit seinem ganzen Geschlechte gesteinigt. Hat es seitdem keine Tempelräuber mehr gegeben?

Ferner mußte Saul, weil er wider den Willen Gottes zu schonend gegen den Feind gewesen war, schwer büßen. Ist seitdem niemals mehr Einer zu schonend gewesen? Ja, wenn man nur das sagen könnte! Aber es kommt ja vor, daß Einer den Andern nach Art der wilden Thiere auf- S. 674 zehren möchte. Und das ist auch Gott mißfällig, und doch ist noch Keiner von diesen wie Saul im Kriege umgekommen.

Heli wurde sammt seinen Söhnen, welche vor der Darbringung der Gaben von denselben aßen, furchtbar bestraft. Gab es seitdem keine Väter mehr, die zu nachsichtig waren gegen ihre Kinder; gab es keine gottlosen Söhne mehr? Und doch hat noch Keiner von ihnen hienieden solche Strafe empfangen wie Jene. Wann sollen sie gestraft werden, wenn es keine Hölle gibt? So könnte man noch unzählige Beispiele anführen.

Ananias und Saphira sind auf der Stelle bestraft worden, weil sie von ihrer Habe, welche sie als Opfer zu den Füßen der Apostel niedergelegt hatten, einen Theil für sich zurückbehalten hatten. Ist Solches seitdem nie mehr vorgekommen? Warum ist nicht die gleiche Strafe eingetreten? Glaubst du nun bald an die Existenz der Hölle oder willst du noch mehr Beweise haben?


  1. I. Mos. 4, 14. ↩

  2. Josue 7, 1. ↩

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Commentaire sur la première épitre aux Thessaloniciens Compare
Homilien über den I. Thessalonicher-Brief (BKV)

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