33. Die Nonnen von Tabennä.
Sie haben auch ein Frauenkloster. Die Zahl der Nonnen beträgt an vierhundert. Diese befolgen die nämliche Regel und führen dieselbe Lebensweise; nur tragen sie keine Ziegenfelle. Die Frauen sind jenseits des Stromes, die Männer diesseits. Wenn eine der Jungfrauen stirbt, so wird die Leiche von den übrigen einbalsamiert, an das Ufer des Stromes getragen und hingelegt; dann fahren die Brüder auf einem Kahne herüber; sie halten Zweige von Palmen und Ölbäumen, bringen unter Psalmengesang die Tote an das andere Ufer und bestatten sie dort in eigenen Gräbern. Niemand betritt das Frauenkloster, ausgenommen der Priester und der Diakon, und auch diese nur am Tag des Herrn.
In diesem Frauenkloster hat sich folgendes zugetragen: Ein fremder Schneider, der um nichts wußte, fuhr hinüber, um Arbeit zu suchen. Zufällig kam eine junge Nonne heraus - der Ort ist nämlich einsam - traf gegen ihren Willen mit ihm zusammen und gab ihm den Bescheid, die Näharbeiten seien bei ihnen schon anderswohin vergeben. Eine andere sah sie mit ihm S. 385 reden und verleumdete sie deshalb später, als sie mit ihr in Streit geriet, bei den Schwestern aus teuflischer List, grenzenloser Bosheit und rasendem Zorn. Auch hielten es einige von den andern mit ihr. Als nun jene sah, daß man ihr etwas zur Last legte, woran sie niemals nur gedacht hatte, geriet sie darob in Verzweiflung, stürzte sich heimlich in den Strom und fand auf solche Weise den Tod. Als die Verleumderin erfuhr, was sie mit ihrer Bosheit angerichtet hatte, verlor sie alle Lust, noch weiter zu leben; sie ging hin und erhängte sich. Sobald der Priester kam, erzählten ihm die andern Schwestern, was sich ereignet hatte. Da verbot er, für eine von beiden das Opfer darbringen zu lassen; diejenigen aber, die statt Frieden zu stiften der Verleumderin Glauben geschenkt hatten, schloß er als mitschuldig auf sieben Jahre von den Geheimnissen aus.