36. Die durch die Verfolgung des Johannes (Chrysostomus) veranlaßten Ereignisse
Wie viele Bischöfe nun um seinetwillen von ihren Kirchen vertrieben und selbst bis an die äußersten Grenzen des Erdkreises verbannt wurden, wie viele auch von denen, welche die aszetische Lebensweise sich erwählt hatten, dem gleichen Schicksale verfielen, das scheint mir überflüssig zu erzählen und die Darstellung zu sehr in die Länge zu ziehen. Überdies halte ich es für angezeigt, die widerlichen Vorgänge nur kurz zu behandeln und die Fehler der dabei tätigen Personen, da sie gleichen Glaubens mit uns sind, zuzudecken1. Die meisten von ihnen haben auch ihr Unrecht gebüßt und durch ihre Leiden den Übrigen eine nützliche Lehre gegeben.
Dieses Unrecht verabscheuten ganz besonders die Bischöfe Europas; sie trennten sich sogar von der Gemeinschaft der Urheber desselben, und sämtliche Illyrier schlossen sich ihnen an. Die meisten Bischöfe der morgenländischen Städte dagegen vermieden zwar die Teilnahme an dem Unrecht, spalteten aber nicht den Leib der Kirche. Selbst als der große Lehrer des Erdkreises gestorben war, stellten die Bischöfe des Abendlandes die Kirchengemeinschaft mit denen in Ägypten, im S. 319 Morgenlande, im Bosporus und in Thrazien nicht eher wieder her, als bis diese den Namen jenes ehrwürdigen Mannes in die Liste der verstorbenen Bischöfe aufgenommen hatten. Und den Arsacius, der auf jenen folgte, würdigten sie nicht einmal einer Begrüßung2; den Attikus aber, den Nachfolger des Arsacius, der oftmals Gesandte schickte und oftmals um Frieden bat, anerkannten sie erst später, als er den Namen des Heiligen in das Verzeichnis der Bischöfe eingetragen hatte3.
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Vgl. 1 Petr. 4, 8. ↩
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D. h. sie sandten ihm kein Begrüßungsschreiben, beglückwünschten ihn nicht zu seiner Erhebung auf den Stuhl von Konstantinopel. ↩
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D. i. in die Diptychen, in das Verzeichnis derjenigen Bischöfe, mit denen man Kirchen- und Gebetsgemeinschaft hatte, für welche also beim Gottesdienste gebetet wurde. Die angegebene Aufnahme des Chrysostomus in die Diptychen erfolgte zu Konstantinopel im Jahre 412. ↩