37. Alexander, Bischof von Antiochien
Um diese Zeit war Cyrill Bischof von Alexandrien, ein Neffe des Theophilus, der nach seinem Onkel den bischöflichen Stuhl erhalten hatte. Den Bischofssitz von Jerusalem hatte Johannes inne, ein bewunderungswürdiger Mann, der Nachfolger des früher erwähnten Cyrill. Die Kirche von Antiochien leitete Alexander, dessen Lebenswandel seiner hohepriesterlichen Würde entsprach. Da er nämlich die Zeit vor seiner Erhebung auf den bischöflichen Stuhl in der Ringschule der Vollkommenheit1 zugebracht und sich aufs eifrigste den religiösen Übungen hingegeben hatte, so zeigte er sich als einen wackeren Kämpfer, der mit Worten unterwies und mit seinem Lebenswandel seine Worte bekräftigte. Er war der Nachfolger des Porphyrius, der nach Flavian das Steuerruder jener Kirche geführt und viele Denkmäler seines menschenfreundlichen Wesens hinterlassen hatte. Dieser zeichnete sich durch Klugheit des Geistes aus, der heilige Alexander aber war groß durch sein Streben nach Tugend, durch seine Liebe zur Weisheit, durch ein Leben der Armut, durch den Fluß S. 320 seiner Rede und auch tausend andere Gaben der Gnade.
Dieser (Alexander) vereinigte auch die Partei des großen Eustathius, deren Anschluß früher Paulinus und nach ihm Evagrius vereitelt hatten, durch freundliches Zureden und Ermahnen mit dem übrigen Körper der Kirche und feierte ein Fest, wie es ähnlich noch nie jemand gesehen hat2. Er zog nämlich mit allen seinen Glaubensgenossen, mit den Priestern und dem Volke, an den Ort, wo die Eustathianer versammelt waren. Er hatte auch Sänger mitgenommen und ein Festlied verfaßt, das für beide Teile sich eignete, und füllte vom kleinen westlichen Tor an bis zur Hauptkirche den ganzen Marktplatz mit Menschen, die aussahen wie ein Strom vernünftiger Wesen, der mit dem vorbeifließenden Wasserstrom wetteiferte. Die Juden, die Anhänger der arianischen Häresie und die ganz geringen Überreste der Heiden seufzten und jammerten bei diesem Anblick, als sie sahen, wie auch die anderen Ströme sich in das Meer der Kirche ergossen.
Dieser hat zuerst den Namen des großen Johannes (Chrysostomus) in die kirchlichen Diptychen aufgenommen.
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D. h. im Mönchsstande. ↩
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Inzwischen hatte der Patriarch Flavian von Antiochien nach dem Tode des eustathianischen Bischofs Evagrius (um 393) die Wahl eines neuen eustathianischen Bischofs zu verhindern gewußt und 398 auch die Anerkennung Roms gefunden. Nun schlossen sich allmählich verschiedene Eustathianer an Flavian an, die anderen wurden 415 durch Flavians zweiten Nachfolger Alexander, ein letzter Rest endlich 482 zur kirchlichen Einheit zurückgeführt. Vgl. oben V 24, S. 304 ff. ↩