§ 2.
Von den Uneingeweihten glauben einige ohne Grund, daß die Körper ganz zu Grunde gingen; andere meinen, die Verbindung der Körper mit ihren eigenen Seelen müsse getrennt werden, da sie jenen in ihrem gottähnlichen und seligen Leben nicht anstehe; da es ihnen am göttlichen Wissen fehlt, verstehen sie nicht, daß wir bereits in Christus ein gottähnliches Leben begonnen haben. Andere wiederum schreiben den Seelen eine Verbindung mit anderen Körpern zu. Damit tun sie meiner Meinung nach, soweit es bei ihnen steht, den Körpern ein Unrecht an, die mit den göttlichen Seelen mitgearbeitet haben, und betrügen sie um ihren heiligen Lohn und Vollendung ihres göttlichen Laufes. Andere wieder sind, ich weiß nicht wie, in irdische Gedanken abgeglitten und haben gesagt, den Seligen sei ein dem gegenwärtigen Leben ähnliches heiliges und glückliches Los verheißen, und sie schreiben Speisen, wie sie dem veränderlichen Leben eigen sind, in verkehrter Weise jenen zu, die den Engeln gleichen. Nie möge ein heiliger Mann in solche Irrtümer verfallen! Jene Heiligen aber, die erkannt haben, daß sie mit ihrem ganzen Wesen ein christusförmiges Los erlangen werden, preisen, wenn sie sehen, daß ihr Leben der Unverweslichkeit schon näher ist, die Gaben des höchsten Gottes und werden von göttlicher Wonne erfüllt; sie fürchten nicht mehr, noch fallen zu können, sondern wissen wohl, daß sie das rechtschaffen Erworbene fest und ewig besitzen werden.
Kommen aber jene ans Ende des Lebens, die mit Makeln und ruchlosen Verbrechen bedeckt sind, haben sie einige heilige Belehrung empfangen, sie aber zu ihrem Verhängnis von sich geworfen und sich freiwillig in verderbliche Genüsse gestürzt, dann wird ihnen das göttliche Gesetz nicht mehr so verächtlich erscheinen, sondern sie werden die verhängnisvolle Befriedigung ihrer Leidenschaften mit ganz anderen Augen betrachten und das heilige Leben, das sie töricht vernachlässigten, selig preisend, werden sie jämmerlich und widerwillig aus diesem Leben scheiden, da sie sich wegen ihres schlimmen Lebens auf keine heilige Hoffnung stützen können.