III.
Die bejahenden und verneinenden Aussagen über Gott. Gegenstand der Theologischen Grundlinien
In den Theologischen Grundlinien haben wir das Wesentliche der positiven Theologie ausgeführt: In welchem Sinn die göttliche und gute Natur eine einzige genannt wird und in welchem Sinn dreifaltig; was demgemäß Vaterschaft und Sohnschaft besagt und was das Gotteswort vom Geist offenbaren will; wie aus dem stofflosen und ungeteilten Guten die Herzenslichter der Güte ausgeströmt sind und wie jedes in sich und alle in sich und ineinander in gleichewigem Verweilen beharren, ohne zur Ausbreitung aus sich herauszugehen; wie der überwesentliche Jesus in wahrhafter Menschennatur wirklich geworden ist, und was sonst in den Theologischen Grundlinien nach den Worten der Schrift dargelegt worden ist. – In dem Buch über die Göttlichen Namen aber: in welchem Sinn Er der Gute genannt wird, der Seiende, Leben, Weisheit und Kraft, und was sonst noch an geistig faßbaren Gottesnamen genannt wird. In der Symbolischen Theologie aber, welche Benennungen von den sinnenfälligen Dingen auf das Göttliche übertragen sind: Was die göttlichen Formen und göttlichen Gestalten sind, die Teile, die Werkzeuge, die göttlichen Orte, der Schmuck, die Gemütsbewegungen, Trauer und Zorn, Trunkenheit und Rausch, Eide, Flüche, Schlaf und Erwachen und andere heilige Bildungen sinnbildlicher Gottesdarstellung. Ich glaube, auch Du wirst bemerkt haben, wieviel ausgedehnter die letzten Dinge sind als das Erste: Die Theologischen Grundlinien und die Erklärung der göttlichen Namen durften kürzer behandelt werden als die Symbolische Theologie. Je höher wir nämlich hinaufsteigen, desto mehr lassen sich die Worte wegen der Zusammenschau des Erkannten beschränken. So werden wir jetzt, beim Eintauchen in die Dunkelheit über allen Verstand, nicht nur Wortkargheit, sondern vollständige Wortlosigkeit und Verständnislosigkeit treffen. Denn dort, beim Abstieg vom Höchsten zum Niedersten, breitete sich die Rede nach dem Maße des Abstiegs zu einer entsprechenden Weite aus. Nun aber, beim Aufstieg vom Niedersten zum Höchsten, zieht sie sich nach dem Maß des Aufstiegs zusammen, und nach dem ganzen Aufstieg wird sie ganz verstummt sein und ganz mit dem Unaussprechlichen vereint. Wozu aber, wirst Du sagen, unternehmen wir überhaupt diese göttliche Verneinung, von dem Niedersten ausgehend, wenn wir göttliche Behauptungen für das Erste aufstellen? Als wir das, was über alle Setzung ist, feststellten, mußten wir den Grund für die Behauptung mit Hilfe dessen festlegen, was ihm näher verwandt ist. Wenn wir aber verneinend von dem sprechen, was über alle Verneinung ist, müssen wir mit der Verneinung bei dem beginnen, was größeren Abstand von Ihm hat; ist Er denn nicht in höherem Grade Leben und Güte als Luft oder Stein? Und gilt es nicht in höherem Maß, daß Er nicht trunken ist oder nicht zürnt, als daß Er nicht genannt und nicht erkannt wird?