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Works Gregory I, pope (540-604) Regula pastoralis

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Buch der Pastoralregel (BKV)

VI. Kapitel: Wie Weise und wie Einfältige zu ermahnen sind

Anders sind die Weisen dieser Welt, anders die geistig Beschränkten zu ermahnen. Denn die Weisen sind daran zu gemahnen, daß sie ihr jetziges Wissen einmal verlieren werden; die Beschränkten dagegen sind zu ermahnen, nach der Erlernung dessen zu trachten, was sie nicht wissen. Bei jenen gilt es vor allem, den Wissensdünkel zu zerstören, bei diesen aber, mit dem den Grund zu legen, was sie von übernatürlicher Weisheit erfassen können; denn da sie den Stolz nicht kennen, ist ihr Herz geeignet, einen solchen Bau aufzuführen. Bei jenen muß man mit vieler Mühe darauf hinarbeiten, daß sie mit größerer Weisheit Toren werden, die törichte Weisheit aufgeben und die weise Torheit Gottes erlernen; diesen aber muß man predigen, daß sie von der vermeintlichen Torheit allmählich zur wahren Weisheit übergehen sollen. Für jene gilt das Wort: „Wenn jemand unter euch als ein Weiser in dieser Welt gilt, der werde ein Tor, auf daß er ein Weiser werde;“1 für diese aber: „Es sind nicht viele Weise nach dem Fleische.“2 Und wiederum: „Was vor der Welt töricht ist, hat Gott auserwählt, um die Weisen zu beschämen.“3 Jene bringen meistens Vernunftbeweise zur Bekehrung, diese werden eher durch Beispiele zur Besserung geführt. Für jene ist es gut, wenn sie in ihren eigenen Schlingen gefangen werden; für diese reicht es bisweilen schon hin, zu erfahren, was andere Lobenswürdiges tun. Als darum der erlauchte Lehrmeister, der Weisen und Unweisen Schuldner geworden, unter den Hebräern sowohl an Weise als an Leute von langsamer Fassungsgabe seine Ermahnung S. 143 richtete, wies er jene auf die Erfüllung des alten Bundes hin und überwand ihre Weisheit mit der Begründung: „Was aber veraltet ist und hinfällig wird, ist dem Verschwinden nahe.“4 Weil er aber wußte, daß manche schon durch Beispiele allein sich bewegen lassen, fügte er in demselben Briefe noch bei: „Die Heiligen erfuhren Verhöhnungen und Geißelstreiche, dazu Ketten und Gefängnis; sie wurden gesteinigt, zersägt, versucht, starben durch des Schwertes Morden.“5 Und wiederum: „Gedenket eurer Vorsteher, welche euch das Wort Gottes verkündet haben; auf den Ausgang ihres Wandels schauend ahmet ihren Glauben nach!“6 So sollte jene ein siegreicher Vernunftgrund zum Nachgeben bringen, diese aber ein einladendes Vorbild zu höherem Streben ermuntern.


  1. 1 Kor. 3, 18. ↩

  2. Ebd. 1, 26. ↩

  3. Ebd. 1, 27. ↩

  4. Hebr. 8, 13. ↩

  5. Ebd. 11, 36 f. ↩

  6. Ebd. 13, 7. ↩

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Regulae pastoralis liber

Caput VI.

Quomodo admonendi

sapientes et hebetes.

Aliter admonendi sunt sapientes hujus saeculi, atque aliter hebetes. Sapientes quippe admonendi sunt, ut amittant scire quae sciunt; hebetes quoque admonendi sunt, ut appetant scire quae nesciunt. In illis hoc primum destruendum est, quod se sapientes arbitrantur; in istis jam aedificandum est quidquid de superna sapientia cognoscitur, quia dum minime superbiunt, quasi ad suscipiendum aedificium corda paraverunt. Cum illis laborandum est, ut sapientius stulti fiant, stultam sapientiam deserant, et sapientem Dei stultitiam discant; istis vero praedicandum est, ut ab ea quae putatur stultitia, ad veram sapientiam vicinius transeant. Illis namque dicitur: Si quis videtur inter vos sapiens esse in hoc soeculo, stultus fiat, ut sit sapiens (I Cor. III, 18); istis vero dicitur: Non multi sapientes secundum carnem (Ibid., I, 22). Et rursum: Quae stulta sunt mundi elegit Deus, ut confundat sapientes (Ibid., 27). Illos plerumque ratiocinationis argumenta, istos nonnunquam melius exempla convertunt. Illis nimirum prodest, ut in suis allegationibus victi jaceant; istis vero aliquando sufficit ut laudabilia aliorum facta cognoscant. Unde et magister egregius, sapientibus et insipientibus debitor (Rom. I, 14), cum Hebraeorum quosdam sapientes, quosdam vero etiam tardiores admoneret, illis de completione Testamenti Veteris loquens, eorum sapientiam argumento superavit, dicens: Quod enim antiquatur et senescit, prope interitum est (Hebr. VIII, 13). Cum vero solis exemplis quosdam trahendos cerneret, in eadem Epistola adjunxit: Sancti ludibria et verbera experti, insuper et vincula et carceres, lapidati sunt, secti sunt, tentati sunt, in occisione gladii mortui sunt (Ibid., XI, 36, 37). Et rursum: Mementote praepositorum vestrorum, qui vobis locuti sunt verbum Dei, quorum intuentes exitum conversationis, imitamini fidem (Ibid., XIII, 7); quatenus et illos victrix ratio frangeret, et istos ad majora conscendere imitatio blanda suaderet.

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