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Enchiridion oder Buch vom Glauben, von der Hoffnung und von der Liebe (BKV)
36.
In diesem Geheimnis nun zeigt sich die Gnade Gottes so recht in ihrer offenkundigen Größe. Denn wie hat es die Menschennatur in dem Menschen Christus verdient, in so einzigartiger Weise zur Einheit der Person des einzigen Sohnes Gottes erhoben zu werden? Was für ein guter Wille, was für ein guter, eifriger Vorsatz, welche guten Werke sind denn vorausgegangen, daß dieser Mensch es verdient hätte, eine Person mit Gott zu werden? Ist er überhaupt schon vorher Mensch gewesen und ist ihm diese einzigartige Auszeichnung zu S. 428 Teil geworden, weil er in einzigartiger Weise Gott verdient hat? Keineswegs! Denn von dem ersten Augenblick an, da er Mensch ward, fing er nichts anderes zu sein an als Gottes Sohn: und zwar der einzige Sohn Gottes. Als Gottes Wort aber, das durch die Annahme des Menschen Fleisch geworden, war er fürwahr auch Gott, so daß, wie jeder Mensch eine aus einer vernünftigen Seele und einem Leibe bestehende Person ist, so auch Christus nur eine Person ist, die aber das Wort (Gottes) und den Menschen in sich vereinigte. Warum ward nun der menschlichen Natur diese so hohe und in Anbetracht dessen, daß keinerlei eigenes Verdienst vorausging, ohne Zweifel frei geschenkte Ehre zuteil? Aus keinem anderen Grund, als damit sich die große und allein entscheidende Gnade Gottes jenen, die (dies Geheimnis) in gläubig frommer Gesinnung erwägen, im hellsten Licht offenbare, so daß sie erkennen, daß sie von ihren Sünden durch die ganz gleiche Gnade gerechtfertigt werden, die auch die Ursache war, daß der Mensch Christus gar keine Sünde haben konnte. Darum hat auch der Engel seine (des Gottmenschen) Mutter bei der Verkündigung ihrer Geburt mit den Worten begrüßt: „Sei gegrüßt, du Gnadenvolle“ und gleich darangefügt: „Du hast Gnade gefunden bei Gott1.“ Und wenn diese (Maria) voll der Gnade genannt wird und wenn es von ihr heißt, sie habe Gnade bei Gott gefunden, so besteht diese Gnade darin, daß sie Mutter des Herrn oder vielmehr des Herrn aller geworden ist. Nachdem aber der Evangelist Johannes ebenfalls von Christus gesagt hat: „Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt; und wir sahen“, so fährt er fort, „seine Herrlichkeit als die des Eingeborenen vom Vater, voll der Gnade und Wahrheit2.“ Und zwar zeigt er uns dort, wo er sagt: „Das Wort ist Fleisch geworden“, denjenigen, der voll der Gnaden, und dort, wo er von der „Herrlichkeit des Eingeborenen vom Vater“ spricht, denjenigen, der voll der Wahrheit ist. Denn die Wahrheit selbst, d. h. der eingeborene Sohn Gottes S. 429 nicht aus Gnade, sondern von Natur aus, ging aus Gnade mit den Menschen eine so enge persönliche Vereinigung ein, daß der nämliche Sohn Gottes auch Sohn des Menschen wurde.
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The Enchiridion
Chapter 36.--The Grace of God is Clearly and Remarkably Displayed in Raising the Man Christ Jesus to the Dignity of the Son of God.
Now here the grace of God is displayed with the greatest power and clearness. For what merit had the human nature in the man Christ earned, that it should in this unparalleled way be taken up into the unity of the person of the only Son of God? What goodness of will, what goodness of desire and intention, what good works, had gone before, which made this man worthy to become one person with God? Had He been a man previously to this, and had He earned this unprecedented reward, that He should be thought worthy to become God? Assuredly nay; from the very moment that He began to be man, He was nothing else than the Son of God, the only Son of God, the Word who was made flesh, and therefore He was God so that just as each individual man unites in one person a body and a rational soul, so Christ in one person unites the Word and man. Now wherefore was this unheard of glory conferred on human nature,--a glory which, as there was no antecedent merit, was of course wholly of grace,--except that here those who looked at the matter soberly and honestly might behold a clear manifestation of the power of God's free grace, and might understand that they are justified from their sins by the same grace which made the man Christ Jesus free from the possibility of sin? And so the angel, when he announced to Christ's mother the coming birth, saluted her thus: "Hail, thou that art full of grace;" 1 and shortly afterwards, "Thou hast found grace with God." 2 Now she was said to be full of grace, and to have found grace with God, because she was to be the mother of her Lord, nay, of the Lord of all flesh. But, speaking of Christ Himself, the evangelist John, after saying, "The Word was made flesh, and dwelt among us," adds, "and we beheld His glory, the glory as of the only-begotten of the Father, full of grace and truth." 3 When he says, "The Word was made flesh," this is "full of grace;" when he says, "the glory of the only-begotten of the Father," this is "full of truth." For the Truth Himself, who was the only-begotten of the Father, not by grace, but by nature, by grace took our humanity upon Him, and so united it with His own person that He Himself became also the Son of man.