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Bibliothek der Kirchenväter
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Works Augustine of Hippo (354-430) Enchiridion ad Laurentiom, seu de fide, spe et caritate Enchiridion oder Buch vom Glauben, von der Hoffnung und von der Liebe (BKV)
26. Kapitel: Gott weiß selbst das Böse zur Erfüllung seines göttlichen Willens zu gebrauchen

101.

Bisweilen will aber auch ein Mensch mit gutem Willen etwas, was Gott seinerseits ebenfalls mit gutem Willen nicht will; nur will Gott in weit stärkerem Maße und mit viel höherer Gewißheit nicht, da sein Wille ja niemals auch nur böse sein kann. So kann z. B. ein guter Sohn wollen, daß sein Vater am Leben bleibt, während Gott mit gutem Willen seinen Tod will. Andererseits kann es auch wieder vorkommen, daß der Mensch mit bösem Willen das will, was Gott mit gutem Willen will, wenn z. B. ein böser Sohn will, daß sein Vater stirbt und wenn Gott es gleichfalls will. Jener gute Sohn will, was Gott nicht will; dieser böse aber will, was auch Gott will und trotzdem steht die kindliche Liebe des ersteren mit dem Willen Gottes trotz seines gegenteiligen Wollens viel mehr im Einklang als der unkindliche Sinn des letzteren, der doch das nämliche will, wie Gott selbst. Ein so großer Unterschied besteht zwischen dem, was Menschen und S. 485 dem, was Gott wollen darf, und so sehr kommt es darauf an, welchen Endzweck jemand bei seinem Wollen im Auge hat. Davon hängt es ab, ob einer Lob oder Tadel verdient. Denn Gott vollzieht bisweilen seinen Willen, der ja immer gut ist, durch den bösen Willen böser Menschen. So ist z. B. Christus durch den bösen Willen der Juden nach dem guten Willen seines Vaters für uns getötet worden, und dies war etwas so Gutes, daß sich der Apostel Petrus wegen seines gegenteiligen Wunsches von demjenigen Satan nennen lassen mußte, der ja gekommen war, um sein Leben hinzugeben1. Und wie gut schien doch andererseits der Wille der frommen Gläubigen, die den Apostel Paulus nicht nach Jerusalem reisen lassen wollten, damit ihm keines von den vom Propheten Agabus vorhergesagten Übeln widerfahre2! Und doch wollte Gott, daß Paulus dieses für die Verkündigung des Glaubens Christi leide, um ihn so als Martyrer Christi zu prüfen. Diese seine gute Absicht hat Gott nicht durch den guten Willen der Christen, sondern durch den bösen Willen der Juden zur Ausführung gebracht. Dabei dachten diejenigen, die etwas anderes wollten als er, viel mehr an Gott als die andern, durch deren Willen seine Absicht wirklich erfüllt wurde; denn er und die letzteren taten zwar ein und dasselbe, allein er durch sie mit gutem, sie aber mit bösem Willen.


  1. Matth. 16, 23. ↩

  2. Apg. 21, 12. ↩

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Enchiridion oder Buch vom Glauben, von der Hoffnung und von der Liebe (BKV)
The Enchiridion Compare
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