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Allein auch von diesen sagt man gewöhnlich, sie stürben „der Sünde“ ab, obwohl sie doch unzweifelhaft nicht bloß einer einzelnen, sondern all den vielen Sünden absterben, die sie selbst in Gedanken, Worten oder Werken begangen haben. Denn man drückt gar oft mit der Einzahl die Mehrzahl aus. So heißt es z. B. beim Dichter (Vergil): „Und bewaffnet füllt der Soldat den Bauch (des trojanischen Rosses)1“, obwohl dies doch von vielen (nicht bloß von einem) Soldaten geschah. S. 435 Auch in unserer (Heiligen) Schrift liest man: „Bete also zum Herrn, daß er die Schlange von uns wegnehme2!“ Es heißt nicht „die Schlangen“ und doch war das Volk damals von (vielen) Schlangen heimgesucht, als es so sprechen sollte. Dergleichen Beispiele gibt es noch unzählige. Andererseits wird aber auch die eine Erbsünde wieder mit der Mehrzahl bezeichnet, wenn wir sagen, die kleinen Kinder würden zur Vergebung der Sünden getauft, nicht zur Vergebung der Sünde. Hier haben wir also im Gegenteil eine Redeweise, in der wir durch die Mehrzahl die Einzahl ausdrücken. So heißt es auch im Evangelium nach dem Tode des Herodes: „Tot sind nämlich diejenigen, die dem Kinde nach dem Leben strebten3“ und nicht: „Tot ist . . .“ Und im Buche Exodus heißt es: „Sie machten sich goldene Götter4“ und doch hatten sie sich bloß ein einziges Kalb gemacht, von dem sie sagten: „Das sind deine Götter, Israel, die dich aus dem Lande Ägypten geführt haben5“: auch hier steht wieder die Mehrzahl an Stelle der Einzahl.