71.
Für die alltäglichen kleinen und leichten Versündigungen indes, ohne die es in diesem Leben nun einmal nicht abgeht, leistet das tägliche Gebet der Gläubigen schon Genugtuung; denn diejenigen dürfen mit Recht sagen: „Vater unser, der du bist in dem Himmel1“, die schon einem solchen Vater wiedergeboren sind aus dem Wasser und dem (Heiligen) Geiste2. Dieses Gebet löscht die geringen, täglichen Sünden vollständig aus. Es löscht auch noch jene Sünden aus, von denen das bisher zwar in Lastern verbrachte, nunmehr aber durch Buße gebesserte Leben abläßt; nur muß man ebenso aufrichtig, wie man spricht: „Vergib uns unsere Schulden“ ― und an solchen Schulden, die vergeben werden sollen, fehlt es ja nicht – auch die anderen Worte sprechen: „Wie auch wir vergeben unseren Schuldigern3.“ Und wenn man wirklich diesen Worten entsprechend handelt (dann tritt sicher die Sündenvergebung ein); denn auch das ist ein Almosen, wenn man dem um Verzeihung bittenden Mitmenschen vergibt.