Edition
Hide
De civitate Dei (CCSL)
Caput XXXIV: De libris Numae Pompilii, quos senatus, ne sacrorum causae, quales in eis habebantur, innotescerent, iussit incendi.
Sed contra inuenimus, sicut ipse uir doctissimus prodidit, de Numae Pompilii libris redditas sacrorum causas nullo modo potuisse tolerari nec dignas habitas, quae non solum lectae innotescerent religiosis, sed saltem scriptae reconderentur in tenebris. iam enim dicam, quod in tertio huius operis libro me suo loco dicturum esse promiseram. nam, sicut apud eundem Varronem legitur in libro de cultu deorum, Terentius quidam cum haberet ad Ianiculum fundum et bubulcus eius iuxta sepulcrum Numae Pompilii traiciens aratrum eruisset ex terra libros eius, ubi sacrorum institutorum scriptae erant causae, in urbem pertulit ad praetorem. at ille cum inspexisset principia, rem tantam detulit ad senatum. ubi cum primores quasdam causas legissent, cur quidque in sacris fuerit institutum, Numae mortuo senatus adsensus est, eosque libros tamquam religiosi patres conscripti, praetor ut combureret, censuerunt. credat quisque quod putat; immo uero dicat, quod dicendum suggesserit uesana contentio, quilibet tantae inpietatis defensor egregius. me admonere sufficiat sacrorum causas a rege Pompilio Romanorum sacrorum institutore conscriptas nec populo nec senatui nec saltem ipsis sacerdotibus innotescere debuisse ipsumque Numam Pompilium curiositate inlicita ad ea daemonum peruenisse secreta, quae ipse quidem scriberet, ut haberet unde legendo commoneretur; sed ea tamen, cum rex esset, qui minime quemquam metueret, nec docere aliquem nec delendo uel quoquo modo consumendo perdere auderet. ita quod scire neminem uoluit, ne homines nefaria doceret, uiolare autem timuit, ne daemones iratos haberet, obruit, ubi tutum putauit, sepulcro suo propinquare aratrum posse non credens. senatus autem cum religiones formidaret damnare maiorum et ideo Numae adsentiri cogeretur, illos tamen libros tam perniciosos esse iudicauit, ut nec obrui rursus iuberet, ne humana curiositas multo uehementius rem iam proditam quaereret, sed flammis aboleri nefanda monumenta, ut, quia iam necesse esse existimabant sacra illa facere, tolerabilius erraretur causis eorum ignoratis, quam cognitis ciuitas turbaretur.
Translation
Hide
Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat (BKV)
34. Von den Büchern des Numa Pompilius, die der Senat verbrennen ließ, damit nicht die darin niedergelegten Ursachen der Mysterien bekannt würden.
Dagegen finden wir — wiederum ist uns der hochgelehrte Varro Gewährsmann —, daß man die in den Büchern des Numa Pompilius dargelegten Ursachen der Mysterien durchaus nicht dulden konnte und sie nicht für wert hielt, daß sie auch nur als Schriften ein verborgenes Dasein führten, geschweige denn als Lesestücke den Gottssfürchtigen bekannt würden. Ich komme nämlich jetzt auf das zu sprechen, was ich schon im Band 1, S. 382dritten Buch dieses Werkes an seinem Orte zu besprechen in Aussicht gestellt habe1. Wie in Varros Werk über den Götterkult zu lesen ist, „besaß ein gewisser Terentius am Janiculus ein Grundstück und sein Knecht förderte, als er neben dem Grabe des Numa Pompilius pflügte, die Bücher dieses Königs zu Tage, worin die Ursachen der gottesdienstlichen Einrichtungen verzeichnet waren. Terentius schaffte diese Bücher in die Stadt zum Prätor. Dieser besah sich die ersten Zeilen und brachte die wichtige Angelegenheit an den Senat. Als man dort einige der gleich am Anfang erwähnten Ursachen, warum dies und jenes bei den gottesdienstlichen Feiern eingeführt worden sei, verlesen hatte, stimmte der Senat dem verstorbenen Numa bei und die versammelten Väter votierten als frommgesinnte Männer, der Prätor solle diese Bücher verbrennen“. Mag jeder davon halten, was er will; oder vielmehr mag jeder noch so gewandte Verteidiger einer solchen Gottlosigkeit sagen, was ihm sinnlose Streitsucht zu sagen eingibt. Ich beschränke mich auf den Hinweis, daß die vom König Pompilius, dem Stifter des römischen Religionswesens, aufgezeichneten Ursachen der Mysterien weder dem Volke, noch dem Senate, noch auch nur den Priestern selbst bekannt werden durften und daß Numa Pompilius seinerseits durch unerlaubte Neugier Geheimnisse der Dämonen in Erfahrung gebracht habe, die er zwar aufnotierte, damit er durch Nachlesen die Erinnerung auffrischen könne, deren Aufzeichnung er jedoch, obwohl er ein König war, der sich gewiß vor niemand zu fürchten brauchte, weder jemanden mitzuteilen noch auch zu vernichten oder auf irgend eine Weise gänzlich zu zerstören wagte. So vergrub er denn das, was niemand wissen sollte, damit nicht die Menschen Abscheuliches daraus lernten, was er jedoch zu beschädigen sich scheute, damit er nicht die Dämonen wider sich aufbringe, er vergrub es an einem Ort, wo er es für geborgen hielt, da er nicht annahm, daß der Pflug an sein Grab herankommen könne. Der Senat aber erachtete, obwohl er die religiösen Anschauungen der Vorfahren Band 1, S. 383zu verdammen sich scheute und deshalb dem Numa beizustimmen sich genötigt sah, dennoch diese Bücher für so verderblich, daß er sie nicht einmal mehr aufs neue vergraben ließ, damit sich nicht die menschliche Neugier noch viel heftiger auf die schon ruchbar gewordene Sache stürze, sondern die gottlosen Dokumente verbrennen ließ; man hielt es, da man schon einmal diese Götterfeiern als notwendig erachtete, für das geringere Übel, daß man in Unkenntnis über deren Ursachen in die Irre gehe, als daß der Staat durch das Bekanntwerden der Ursachen in Verwirrung gerate.
-
Oben III 9. ↩