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Gegen Faustus
28.
Wenn du nämlich bezüglich des Sabbatgebots, der Beschneidung des Fleisches und der Unterscheidung bei den Speisen sagst, dass die Lehre des Moses im Widerspruch steht zu dem, was die Christen von Christus lernten (444,10-445,24), haben wir bereits oben gezeigt (Buch IV), dass all dies Modellbilder für uns waren, wie es der Apostel ausdrückt (I Kor. 10,6). Es gibt da also keinen Gegensatz der Lehre, sondern einen Gegensatz der Zeitumstände. Denn es gab die eine Zeit, als es galt, all dies durch modellartige Prophetien anzukündigen, und es gibt die andere Zeit, in der dies nun in Erfüllung gehen muss, indem uns die Wirklichkeit unverhüllt dargereicht wird. Ist es denn verwunderlich, dass die Juden, die das Sabbatgebot noch auf fleischliche Weise verstanden, sich Christus entgegenstellten, der es schon in seinem geistigen Gehalt vermitteln wollte? Antworte doch dem Apostel, wenn du dazu fähig bist, der bezeugt, dass die Ruhe dieses Tages ein Schattenbild dessen ist, was kommen wird (cf. Kol. 2,16; Hebr. 10,1)! Wenn sich aber die Juden Christus widersetzten, weil sie nicht begriffen, was der wahre Sabbat ist, ist das kein Grund, euch eurerseits ihm zu widersetzen; begreift vielmehr, was die wahre Unschuld ist! Denn ausgerechnet in jener Szene, in der Jesus ausdrücklich als Zerstörer des Sabbats verdächtigt wird (cf. Mt. 12,1 ff.) bezeichnete er ja seine Jünger, als diese durch das Kornfeld gingen und aus Hunger Ähren abzupften und assen, als unschuldig, indem er den Juden antwortete (ib. 12,7): Wenn ihr wüsstet, was das heisst: ‛Barmherzigkeit will ich, nicht Opfer [Hos. 6,6]’, hättet ihr niemals Unschuldige verurteilt. Die Hungernden hätten nämlich eher ihr Mitleid verdient, da es ja der Hunger war, welcher sie zu ihrer Tat zwang. Ihr Manichäer aber betrachtet jeden als Mörder, der Ähren abzupft, natürlich nicht aufgrund der Lehre Christi, der dies ja als unschuldige Handlung bezeichnet, sondern aufgrund der Lehre des Mani. Übten vielleicht die Apostel durch das Zerkauen der Ähren ein Werk der Barmherzigkeit aus, um damit die Glieder eures Gottes aus ihrer Verunreinigung zu befreien, so wie das in eurem Mythos dargestellt wird? Grausam seid also ihr, weil ihr das nicht tut! Aber Faustus versteht es natürlich, den Sabbat zu zerstören, da er ja weiss, dass die Kraft Gottes immer und unermüdlich wirkt (444,22). Nur sollte er diese Aussage jenen überlassen, die richtig erkennen, dass Gott die gesamte Zeit in einem Willensentscheid, der jenseits der Zeit liegt, schafft. Dies allerdings ist zuviel verlangt von euch, die ihr erzählt, dass die Ruhe eures Gottes durch den Aufstand des Volks der Finsternis zunichte gemacht und durch den plötzlichen Angriff der Feinde gestört wurde. Oder hatte er vielleicht in ewiger Voraussicht dessen, was eintreten werde, diese Ruhe gar nie, da er ja niemals sorglos sein konnte beim Gedanken, dass er einmal einen so schwierigen Krieg führen müsste, der seinen eigenen Gliedern so gewaltige Schande und Schmach bringen würde?
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Contra Faustum Manichaeum libri triginta tres
28.
Nam quicquid dicis de sabbato et de circumcisione carnis et de differentia ciborum aliam fuisse traditionem Moysi, aliud per Christum didicisse christianos, iam supra ostendimus, quia, sicut dicit apostolus, haec omnia figurae nostrae fuerunt. p. 473,9 Non ergo diversa doctrina est, sed diversum tempus. Aliud enim erat, quo haec oportebat per figuratas prophetias praenuntiari, et aliud est, quo haec iam oportet per manifestam veritatem redditamque adimpleri. Sed quid mirum, si Iudaei carnaliter intellegentes sabbatum Christo, qui iam hoc spiritaliter insinuabat, repugnaverunt? Tu apostolo responde, si potes, qui vacationem ipsius diei umbram futuri esse testatur. Sed si illi restiterunt Christo non intellegentes verum sabbatum, vos ei nolite resistere et intellegite veram innocentiam. Nam eo ipso loco, ubi praecipue destructor sabbati putatur Iesus, cum discipuli eius per segetem transeuntes et esurientes vellerent spicas et ederent, innocentes eos dixit respondens Iudaeis: p. 473,21 Si sciretis, quid sit: ‛Misericordiam volo quam sacrificium’, numquam condemnassetis innocentes. Magis enim esurientium misereri debuerunt, quia hoc illi coacti fame fecerunt. A vobis autem quisquis vulserit spicas, non ex traditione Christi, qui hanc innocentiam vocat, sed ex traditione Manichaei homicida deputatur. An forte misericordiam eisdem spicis exhibuerunt apostoli, ut inde membra dei manducando purgarent, sicut vestra fabula est? Vos ergo crudeles, qui hoc non facitis. Sed videlicet novit Faustus destruere sabbatum, quia scit virtutem dei semper atque infatigabiliter operari. Illi hoc dicant, qui intellegunt deum sine temporali voluntate universa tempora facientem. Hoc ad vos multum est, qui dei vestri requiem rebellatione gentis tenebrarum perhibetis excussam et hostium repentino impetu perturbatam. p. 474,7 An ex aeterno praevidens hoc futurum numquam habuit requiem, quia numquam securus fuit, qui se cogitabat tam grave bellum cum tanta membrorum suorum labe damnoque gesturum?