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Gegen Faustus
18.
Wenn mir der Heide im weitern die Eifersucht Christi oder Gottes in den beiden Testamenten entgegenhielte (593,26), und am Wort selber herummäkeln wollte, dann würde er damit nichts anderes beweisen als seine völlige Unkenntnis der literarischen Zeugnisse oder deren oberflächliche Lektüre. Obwohl nämlich ihre eigenen Sprachkenner einen Unterschied machen zwischen Begehren und Begehrlichkeit, Freude und Ausgelassenheit, Vorsicht und Ängstlichkeit, Milde und Bemitleiden, Klugheit und Schlauheit, Selbstsicherheit und Verwegenheit, und weitern Begriffspaaren dieser Art, indem sie jeweils den erstgenannten Ausdruck zu den positiven, den letztgenannten zu den negativen Eigenschaften zählen, sind dennoch die Texte der heidnischen Autoren von Beispielen voll, wo Wörter, die in ihrem eigentlichen Sinn eine negative Eigenschaft bezeichnen, durch uneigentlichen Gebrauch für positive Eigenschaften verwendet werden, indem etwa Begehrlichkeit für Begehren, Ausgelassenheit für Freude, Ängstlichkeit für Vorsicht, Bemitleiden für Milde, Schlauheit für Klugheit oder Selbstsicherheit für Verwegenheit gebraucht wird. Und wer vermöchte all die Beispiele aufzuzählen, wo sich die Alltagssprache ähnliche Freiheiten erlaubt? Hinzu kommt, dass jede Sprache idiomatische Verwendungsweisen der Wörter kennt. So fällt mir ein, dass Bemitleiden in den Texten der Kirchenschriftsteller nirgends in tadelndem Sinn gemeint ist, was auch auf den umgangssprachlichen Gebrauch des Wortes zutrifft. Die Griechen benennen zwei Sachverhalte, die zwar verwandt, aber doch klar voneinander zu trennen sind, nämlich Anstrengung und Mühsal, mit einem einzigen Ausdruck, wir verwenden dafür zwei verschiedene Wörter; umgekehrt wird der Begriff Leben von uns durch ein einziges Wort ausgedrückt, gleichgültig ob damit gemeint ist, dass etwas lebt, weil es noch atmet, oder aber ein Mensch, der ein gutes Leben führt; die Griechen dagegen bezeichnen die zwei Sachverhalte auch mit zwei verschiedenen Wörtern. Daher ist es denkbar, dass das Wort Eifersucht – abgesehen von der Möglichkeit der uneigentlichen Verwendung, wie sie in allen Sprachen weit verbreitet ist –, aufgrund einer Eigenheit der hebräischen Sprache in einem Doppelsinn verwendbar ist, einerseits wenn ein Herz, das durch den Ehebruch des Partners in Verwirrung geraten ist, sich verzehrt – eine Möglichkeit, die für Gott ausser Betracht fällt –, anderseits wenn sorgfältig über die Einhaltung der ehelichen Keuschheit gewacht wird – und dass Gott dies tut, indem er seinem Volk als seiner Braut ernsthaft zuredet, da er nicht will, dass es mit der Vielzahl von falschen Göttern Unzucht treibt, wollen wir nicht nur ohne Zögern sondern auch dankbaren Herzens zu unserem eigenen Nutzen bekennen. Dasselbe könnte ich auch über den Zorn Gottes sagen (593,27). Denn Gott gerät nicht ausser sich, wenn er seinen Zorn spüren lässt, Zorn steht hier vielmehr in der Bedeutung von Strafe, sei es in uneigentlicher Verwendung des Wortes, sei es durch eine idiomatische Besonderheit der Ausgangssprache.
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Contra Faustum Manichaeum libri triginta tres
18.
Si autem zelantem Christum vel deum ex utroque testamento mihi obiceret atque ipsum verbum exagitaret, nihil aliud quam se omnium litterarum vel expertem vel neglegentem ostenderet. Cum enim docti eorum discernant inter voluntatem et cupiditatem, gaudium et laetitiam, cautionem et metum, clementiam et misericordiam, prudentiam et astutiam, fiduciam et audaciam et multa in hunc modum, ita ut in his binis verbis ea, quae priora posui, virtutibus, quae autem posteriora, vitiis apponant, pleni sunt tamen libri eorum, cum (?) abusione istorum nominum, quae proprie vitia significant, etiam virtutes sic appellantur, cum vel cupiditas pro voluntate vel laetitia pro gaudio vel metus pro cautione vel misericordia pro clementia vel astutia pro prudentia vel audacia pro fiducia ponitur. p. 606,23 Et quis omnia commemorare valeat, quae ad similem licentiam mos locutionis usurpat? Huc accedit etiam singularum quarumque linguarum sua quaedam proprietas. Nam in ecclesiasticis litteris nusquam misericordiam in vituperatione positam recolo, cui rei sermonis etiam cotidiani consuetudo concordat. Graeci duas res vicinas quidem, sed tamen distinctas uno nomine appellant, laborem et dolorem, nos eas singulis nominibus enuntiamus, p. 607,4 sicut a nobis uno nomine appellatur vita, sive secundum quam dicimus vivit, quod exanime non est, sive secundum quam dicimus bonae vitae homo est; Graeci autem ista duo duobus quoque vocabulis significant. Unde fieri potest, ut excepta verborum abusione, quae in omnibus linguis late patet, aliqua etiam hebraeae linguae proprietate zelus in utroque ponatur, sive cum coniugis adulterio turbatus animus contabescit, quod in deum cadere non potest, sive cum servandae pudicitiae coniugalis custodia diligens adhibetur, quod deum facere, cum plebem suam tamquam coniugem alloquitur, quam per multos falsos deos fornicari non vult, non solum sine dubitatione, verum etiam cum gratiarum actione nobis utile est confiteri. p. 607,16 Hoc et de ira dei dixerim. Neque enim perturbatur deus, cum infert iram, sed ira pro vindicta ponitur sive abusione sive aliqua praecedentis linguae proprietate.