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Gegen Faustus
8.
Was könnte es also den Anhänger des heiligen Evangeliums beunruhigen, wenn Christus, obwohl aus der Jungfrau ohne Vereinigung mit Joseph geboren, dennoch Sohn Davids genannt wird, da doch der Evangelist Matthaeus die Stammbaumreihe nicht zu Maria, sondern zu Joseph hinführt? - Denn erstens gebührte ja die Ehre aufgrund des männlichen Geschlechts eher der Person ihres Ehemanns; und dass er keinen Geschlechtsverkehr mit ihr hatte, bedeutet ja nicht, dass er nicht ihr Ehemann war, wo doch Matthaeus, der berichtet (cf. Mt. 1,18), dass sie nicht aus der Vereinigung mit Joseph, sondern aus dem Heiligen Geist schwanger geworden war, auch berichtet (cf. Mt. 1,20), dass Maria vom Engel als dessen Gattin bezeichnet wurde. - Angenommen aber, nicht der Apostel Matthaeus habe dies wahrheitsgemäss niedergeschrieben, sondern irgendein anderer Autor als Fälschung unter dessen Namen, wie die Manichäer das annehmen, wäre es etwa bei diesem denkbar, dass er bei so offenkundigen Tatsachen, die in so engem Zusammenhang miteinander stehen, derart widersprüchliche Aussagen gemacht hätte, indem er einerseits Jesus als Sohn Davids bezeichnete, geboren aus der Jungfrau, die sich mit keinem Mann vereinigt hatte, andererseits, die Vorfahren generationenweise aufzählend, die Reihe ohne jede Vernunft zu jenem hinführte, von dem er selber gesagt hatte, dass er sich nie mit Maria vereinigt habe? - Eine weitere Möglichkeit: angenommen, ein Schriftsteller habe die Vorfahren Christi von David bis Joseph aufgeführt und ihn selber Sohn Davids genannt, ein zweiter aber berichtet, dass er aus der Jungfrau Maria geboren sei, ohne dass diese Umgang mit irgend einem Mann gehabt hätte, und ihn selber nicht als Sohn Davids bezeichnet: selbst hier dürften wir nicht unbesehen annehmen, dass sie damit sich gegenseitig widersprechende Aussagen gemacht hätten, sodass beide oder wenigstens einer von ihnen der Fälschung überführt wäre. Denn wir müssten auch noch die Möglichkeit im Auge behalten, dass beide die Wahrheit sagten, dass also einerseits Joseph als Ehemann der Maria bezeichnet werden konnte, der aber die Ehe mit ihr enthaltsam führte, nicht in Liebeslust sondern in Zuneigung, nicht in der Vereinigung der Körper sondern, was die höhere Form der Liebe ist, in der Verbindung der Seelen, und deshalb als Gatte der jungfräulichen Mutter Christi nicht aus der Ahnenreihe Christi ausgeschlossen werden musste, und dass andererseits auch Maria selber blutsmässig in irgend einer Form mit dem Stamm Davids verbunden war, sodass Christus seinem Fleisch nach, auch wenn er aus der Jungfrau hervorging, doch eine Verbindung mit dem Geschlecht Davids haben musste. Da nun aber ein und derselbe Erzähler beides berichtet, beides uns ans Herz legt, sowohl dass Joseph der Ehemann Marias war, wie auch dass die Mutter Christi Jungfrau war, dass Christus aus dem Geschlecht Davids kommt, und dass Joseph sich in der Reihe der Vorfahren Christi, die von David ausgeht, befindet: was bleibt da für jemanden, der lieber dem göttlichen Evangelium Glauben schenkt als den Erzählungen der Häretiker, anderes zu glauben übrig, als dass einerseits Maria dem Geschlecht Davids nicht fernstand, und dass sie aufgrund ihrer Geschlechterrolle und der Seelenharmonie nicht grundlos Ehefrau des Joseph genannt wurde, obwohl sie mit ihm nicht geschlechtlich verkehrte, dass andererseits Joseph vor allem wegen seiner männlichen Würde (cf. P. 713,7) nicht aus jener Generationenreihe ausgesondert werden durfte, zum einen, damit nicht der Eindruck entstände, er habe mit jener Frau nichts gemeinsam, mit der ihn doch die Zuneigung des Herzens verband, zum andern, damit nicht etwa christusgläubige Menschen die körperliche Vereinigung zwischen Eheleuten für einen so entscheidenden Bestandteil der Ehe hielten, dass sie glaubten, ohne diese Vereinigung überhaupt keine Eheleute zu sein, vielmehr begriffen, dass sie als gläubige Ehepaare viel enger mit den Gliedern Christi verbunden sind, wenn sie den Eltern Christi möglichst ähnlich werden.
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Contra Faustum Manichaeum libri triginta tres
8.
Quid ergo iam moveat sancti evangelii sectatorem, quod sine concubitu Ioseph Christus natus ex virgine filius tamen David appellatur, cum generationum seriem non usque ad Mariam, sed usque ad Ioseph Matthaeus evangelista perducat? p. 713,7 Primo quia mariti eius fuerat propter virilem sexum potius honoranda persona; neque enim quia concubitu non permixtus ideo non maritus, cum ipse Matthaeus narret ab angelo Mariam coniugem ipsius appellatam, qui narrat, quod non ipsius concubitu, sed de spiritu sancto conceperat. Quodsi non Matthaeus apostolus ista vera, sed aliquis alius sub eius nomine, sicut Manichaei putant, ea falsa conscriberet, itane sibi etiam ipse in rebus apertissimis et tam de proximo contextis contraria loqueretur, ut quem diceret David filium de Maria virgine sine cuiusquam viri concubitu natum, eiusdem parentes gradatim enumerans usque ad eum sine aliqua ratione perduceret, quem non commixtum Mariae ipse dixisset? p. 713,18 Si enim alius enumeraret progeneratores Christi a David usque ad Ioseph dicens eum filium David, et alius eum sine ullius viri concubitu ex virgine Maria natum diceret nec eum filium David appellaret, nec sic continuo putare deberemus eos sibi haec contraria locutos fuisse, ut vel ambo vel unus eorum falsitatis convinceretur. Cogitare enim deberemus fieri potuisse, ut ambo vera dicerent, ut et Ioseph maritus Mariae diceretur habens eam coniugem continenter non concubitu, sed affectu, non commixtione corporum, sed copulatione, quod est carius, animorum, et ideo non debuisse virum virginis matris Christi separari a serie parentum Christi, et ipsam Mariam aliquam de stirpe David venam sanguinis ducere, ut caro Christi etiam ex virgine procreata sine David semine esse non posset. 714,3 Cum vero unus idemque narrator utrumque dicat, utrumque commendet, et virum Mariae Ioseph et Christi virginem matrem et Christum ex semine David et Ioseph in serie progeneratorum Christi ex David: quid restat, ut credat, qui mavult divino evangelio quam haereticorum fabulis credere, nisi et Mariam non fuisse extraneam a cognatione David et eam Ioseph coniugem non frustra appellatam propter ordinem sexus et animorum confoederationem, quamvis ei non fuerit carne commixtus, et Ioseph potius propter dignitatem virilem ab ordine generationum illarum non fuisse separandum, ne hoc ipso videretur ab illa femina separatus, cui eum coniungebat mentis affectus, et ne homines fideles Christi id, quod sibi coniuges carne miscentur, tam magnum in coniugio deputarent, ut sine hoc coniuges esse non crederent, sed potius dicerent (discerent ?) fidelia coniugia multo familiarius se adhaerere membris Christi, quanto potuissent imitari parentes Christi? p. 714,19