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Bibliothek der Kirchenväter
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Works Augustine of Hippo (354-430) De Trinitate Fünfzehn Bücher über die Dreieinigkeit
SECHSTES BUCH.

2. Kapitel. Aussagen, die vom Vater und Sohne zugleich gelten, und solche, die nur vom Sohne gelten.

3. Vom Vater für sich allein gelten nur die Aussagen, die eine Beziehung zum Sohne in sich schließen, also die Bezeichnungen Vater, Erzeuger, Urgrund — der Zeugende ist ja naturgemäß für das, was er aus sich zeugt, der Urgrund —; jede sonstige Aussage aber gilt zugleich vom Sohne oder vielmehr bekommt ihre Geltung erst im Sohne, ob man nun sagt, daß er groß ist durch die Größe, die er zeugte, oder gut durch die Güte, die er zeugte, oder mächtig durch die Macht, die er zeugte, oder durch die Kraft, die er zeugte, oder weise durch die Weisheit, die er zeugte; die Größe selber aber wird vom Vater nicht ausgesagt; er ist vielmehr der Erzeuger S. 216 der Größe. Vom Sohne für sich allein aber gilt die Aussage, daß er Sohn ist. Sie gilt nicht zugleich vom Vater, sondern besagt eine Beziehung zum Vater. Nicht in der gleichen Weise jedoch heißt der Sohn für sich allein groß, sondern mit dem Vater, dessen Größe er ist. Ebenso heißt er weise zugleich mit dem Vater, dessen Weisheit er ist, ähnlich wie der Vater weise heißt mit dem Sohne, weil der Vater durch die von ihm gezeugte Weisheit weise ist. Infolgedessen gelten alle den Bereich des Absoluten betreffenden Aussagen nicht von einer Person, ohne zugleich von der anderen zu gelten. Das heißt: Alle die Substanz der beiden Personen betreffenden Aussagen gelten von beiden zugleich. Bei diesem Sachverhalt ist also der Vater nicht für sich allein ohne den Sohn Gott und der Sohn nicht für sich allein ohne den Vater, sondern beide zugleich sind Gott. In dem Schriftwort: „Im Anfange war das Wort“,1 mag das heißen: Im Vater war das Wort, oder soviel bedeuten wie: Vor allem anderen war das Wort; und in seiner Fortsetzung: „Und das Wort war bei Gott“,2 steht Wort allein für den Sohn, nicht zugleich für Vater und Sohn, als ob beide ein Wort wären — Wort steht im gleichen Sinne wie Bild. Nun sind aber Vater und Sohn nicht zwei Bilder, sondern der Sohn allein ist das Bild des Vaters, ebenso, wie er allein Sohn ist, es sind ja nicht beide zugleich Sohn. Wenn es weiter heißt: „Und das Wort war bei Gott“, so braucht es keine geringe Mühe, um zu begreifen, daß das Wort, welches den Sohn allein bedeutet, bei Gott war, der nicht nur der Vater ist, sondern Vater und Sohn zugleich. Indes was gibt es da noch Verwunderliches, wo doch diese Ausdrucksweise auch bei ganz und gar voneinander verschiedenen Dingen gebraucht wird? Was ist zum Beispiel so verschieden wie Leib und Seele? Und doch kann man sagen: Die Seele war beim Menschen, das heißt im Menschen. Die Seele ist ja nicht der Leib, der Mensch aber ist S. 217 Leib und Seele zugleich. So muß man auch das weitere Schriftwort: „Und Gott war das Wort“,3 in dem Sinne verstehen, daß das Wort, welches nicht der Vater ist, zugleich mit dem Vater Gott ist. Sollen wir also sagen, daß der Vater der Erzeuger der Größe und daher der Erzeuger seiner Kraft und Weisheit ist, der Sohn aber die Größe, Kraft und Weisheit, beide zusammen aber Gott, groß, allmächtig, weise sind? Was haben dann die Formeln Gott von Gott, Licht vom Lichte für einen Sinn? Es sind ja doch nicht beide Gott von Gott, sondern nur der Sohn ist Gott von Gott, das heißt vom Vater, und nicht beide sind Licht vom Lichte, sondern nur der Sohn ist Licht vom Lichte — Vater. Diese Ausdrucksweise soll darauf hinweisen und in einer kurzen Formel einschärfen, daß der Sohn so ewig ist wie der Vater. Die Formeln: Gott von Gott, Licht vom Lichte und ähnliche haben den Sinn: Die Wirklichkeit, die der Sohn nicht ohne den Vater ist, stammt von einer Wirklichkeit, welche der Vater nicht ohne den Sohn ist, das heißt das Licht, welches der Sohn nicht ist ohne den Vater, stammt von jenem Lichte, welches der Vater nicht ist ohne den Sohn. Das Wort Gott, unter dem man nicht den Sohn ohne den Vater zu verstehen hat, und das Wort „von Gott“, worunter man nicht den Vater ohne den Sohn verstehen darf, sollen also vollkommen klar erkennen lassen, daß der Erzeuger nicht früher ist als der Erzeugte. Bei diesem Sachverhalt kann eine solche Ausdrucksweise nur für jene Bestimmungen nicht gebraucht werden, die nicht auf beide zugleich zutreffen. So kann man nicht sagen: Wort von Wort, weil sie nicht beide Wort sind, sondern nur der Sohn; ebenso kann man nicht sagen: Bild vom Bilde, weil nicht beide Bild sind, ebenso nicht: Sohn vom Sohne, weil nicht beide Sohn sind, nach dem Worte: „Ich und der Vater sind eins.“4 „Wir sind eins“ bedeutet nämlich: Was der Vater ist, bin ich auf Grund des Wesens, nicht der Beziehung.


  1. Joh. 1, 1. ↩

  2. Joh. 1, 1. ↩

  3. Joh. 1, 1. ↩

  4. Joh. 10, 30. ↩

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Fünfzehn Bücher über die Dreieinigkeit
The Fifteen Books of Aurelius Augustinus, Bishop of Hippo, on the Trinity Compare
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On the Trinity - Introductory Essay

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