11. Die arianische Lehre über den Sohn.
Es entspricht aber dem Fortgang (der Darstellung), auch ihre Lehre vom Sohn zu vernehmen, nachdem man erfahren hat, was sie mit Rücksicht auf den Vater zur Herabminderung des Sohnes lehren. Denn da wir ihren einzelnen Aufstellungen Rede und Antwort stehen und ihre widergläubige Lehre mittels der Belegstellen göttlicher Worte abtun wollen: so müssen wir im Anschluß an ihre Lehre über den Vater auch ihre Ansicht über den S. 180 Sohn folgen lassen. Denn bei der Vergleichung der Lehren über den Vater und den Sohn soll zur Erledigung der einzelnen Aufstellungen eine und dieselbe Anordnung innegehalten werden.1
Denn sie lehren, der Sohn Gottes sei weder aus einem schon vorliegenden Stoff gezeugt, weil durch ihn alles geschaffen sei; noch auch habe er sein Dasein aus Gott, weil aus Gott nichts hervorgehen könne.2 Er habe sein Dasein vielmehr aus dem Nichtsein heraus, d. h. er sei ein vollkommenes Geschöpf Gottes, aber doch unähnlich den anderen Geschöpfen. Trotzdem sei er ein Geschöpf; denn es stehe geschrieben: „Der Herr erschuf mich am Anfang seiner Wege.”3 Er sei auch ein vollkommenes Gebilde, aber unähnlich den übrigen; Gebilde aber wegen des Paulus-Wortes an die Hebräer: „Um so höher geschaffen als die Engel, als er einen über sie erhabenen Namen besitzt.”4 Und wiederum: „Erkennet darum, heilige Brüder, himmlischer Berufung teilhaft, den Gesandten und Hohenpriester unserer Lehre, Jesus Christus, der treu ist dem, der ihn gebildet hat.”5 Um aber die Kraft und Macht und Göttlichkeit des Sohnes zu erschüttern, stützen sie sich besonders darauf, daß er gesagt hat: „Der Vater ist größer als ich.”6 Sie geben aber zu, daß er deswegen nicht eines aus allen (anderen) Geschöpfen sei, weil geschrieben stehe: „Alles ist durch ihn geschaffen worden.”7
Sie beschließen also die ganze Lehre ihrer Ungläubigkeit mit diesen ihren Worten: S. 181