• Home
  • Works
  • Introduction Guide Collaboration Sponsors / Collaborators Copyrights Contact Imprint
Bibliothek der Kirchenväter
Search
DE EN FR
Works Hilary of Poitiers (315-367) De Trinitate Zwölf Bücher über die Dreieinigkeit (BKV)
Fünftes Buch

18. Die Irrlehrer fassen nicht den Glauben an das fleischgewordene Wort. Grund: Die Evangelien sind aus dem Gesetz herausgewachsen.

Die Ehrfurchtslosigkeit des Unglaubens hat aber bei der Erkenntnis des wahren Glaubens eine nicht geringe Schwierigkeit. Denn die Darlegung rechtgläubiger Lehre dringt nicht bis in die Sinnesart, die durch Ungläubigkeit verengt ist. Dadurch kommt es, daß der glaubenslose Geist nicht zu fassen vermag, was Gott in der Menschwerdung mit dem geheimnisvollen Ziel des menschlichen Heiles gewirkt hat, sofern er nicht einsieht, daß das Werk seines Heiles Gottes Wunderkraft1 ist. Indem sie das Geschehen der Geburt, die Schwäche der Kindheit, S. 237 das Wachstum des Knabenalters, die Zeit des Heranreifens, die körperlichen Leiden, das Kreuz der Leiden und den Tod des Kreuzes betrachten, so verlieren sie dadurch das Empfinden für den wahren Gott. Denn das hat er in sich zum (zweiten) Wesen gemacht, was ihm vorher nicht als wirkliches Wesen eignete (nämlich die Menschheit), so nämlich, daß er die Wahrheit des Wesens nicht verlor, noch auch durch die Menschwerdung seine Göttlichkeit einbüßte, da er als Gott Mensch zu sein begonnen hatte. Sie sehen nicht ein, daß es nur aus der Wunderkraft Gottes heraus geschah, daß er (durch die Menschwerdung) war, was er vorher nicht war; daß er damit aber nicht zu sein aufhörte, was er (schon) war (nämlich Gott). Denn die Annahme eines schwachen Wesens gäbe es nicht, wenn sie nicht aus der Kraft eines mächtigen Wesens heraus (geschähe), das in demjenigen, der es besaß, blieb, was es war, aber trotzdem (dazu noch) sein könnte, was es nicht war.

Welch irrlehrerische Unklugheit und törichte Weltweisheit, die Christi Schmach nicht als Gottes Wunderkraft erkennt, und die des Glaubens Torheit nicht als Gottes Weisheit2 erfaßt! Deshalb also ist Christus dir kein Gott, weil geboren wurde, wer schon war; weil an Alter zunimmt, wer unveränderlich ist; weil leidet, wer leidensunfähig ist; weil stirbt, wer lebt; weil lebt, wer gestorben ist; weil alles in ihm gegen den gewöhnlichen Lauf der Dinge ist?

Ich frage, was heißt das denn anders als allmächtig zu sein, weil er Gott ist? Noch gehe ich nicht an euch, die heiligen und verehrungswürdigen Evangelien, heran, damit auf eurer Wort hin Christus Jesus trotz dieser Erlebnisse Gott sei. Ihr3 kommt aus dem Gesetz her; so muß dieses es lehren, daß Gott durch die angenommene S. 238 Schwachheit sein Gott-sein nicht verliere. Denn das Geheimnis eures Glaubens hat er durch die Wunderkraft seiner Geheimnisse selbst bestätigt.4


  1. 1 Kor. 1, 18. ↩

  2. Vgl. 1 Kor. 1, 18 f. ↩

  3. Die Evangelien. Vgl. Matth. 5, 17: „Ich bin nicht gekommen, (das Gesetz oder die Propheten) aufzulösen, sondern zu erfüllen.” ↩

  4. Also bemüht man sich zu Unrecht, das Alte Testament gegen ihn zu mißbrauchen. ↩

pattern
  Print   Report an error
  • Show the text
  • Bibliographic Reference
  • Scans for this version
Download
  • docxDOCX (468.76 kB)
  • epubEPUB (497.40 kB)
  • pdfPDF (1.69 MB)
  • rtfRTF (1.45 MB)
Translations of this Work
Zwölf Bücher über die Dreieinigkeit (BKV)
Commentaries for this Work
Einleitung zu: Des heiligen Bischofs Hilarius von Poitiers zwölf Bücher über die Dreieinigkeit

Contents

Faculty of Theology, Patristics and History of the Early Church
Miséricorde, Av. Europe 20, CH 1700 Fribourg

© 2025 Gregor Emmenegger
Imprint
Privacy policy