28. Die Frage des Schmerzes bei Christus.
Doch vielleicht hat er den Schmerz der Wunden gefürchtet. Ich frage: was für ein Erschrecken vor dem Eindringen des Nagels in das Fleisch hat derjenige gehabt, der das Fleisch des abgehauenen Ohres durch einfaches Zusammenbringen wieder hergestellt hat?1 Du Behaupter der Schwachheit des Herrn, setz du uns des geschwächten Fleisches Werk2 auseinander, das er gerade in der Leidenszeit wirkte! Da nämlich Petrus das Schwert herauszog und von ihm Gebrauch machte, so stand der Knecht des Priesters da mit verstümmeltem S. 184 Ohr. Wie ist bei der Wunde des abgehauenen Ohres unter dem Zusammenfügen durch Christus das Fleisch des Ohres wieder geheilt worden? Von woher ist bei dem strömenden Blut und nach den Spuren des trennenden Schwertes bei der Gestörtheit des verstümmelten Körpers dasjenige gekommen, was nicht ist, und folgt, was nicht besteht, und wird ersetzt, was fehlt? Diese Hand also, die das Ohr ersetzt, empfindet schmerzlich den Nagel? Für sich verspürt eine Wunde, der einem anderen den Schmerz einer Wunde nicht läßt? Aus Angst vor Hieben auf seinen Leib ist traurig der, der durch die Berührung es ermöglicht, ein Glied (auch) nach seiner Abtrennung wiederzuschenken? Wenn Christi Leib diese Kraft besessen hat, so frage ich: auf was für einen Glauben hin verficht man es, derjenige sei wesensmäßig schwach gewesen, dem es wesensmäßig zu eigen war, jegliche menschliche Schwachheit von Grund auf zu hindern?