44. Christus ist frei von menschlichen Mängeln.
In demjenigen Wesen, das über den Menschen erhaben ist, gibt es also keine Beängstigung menschlichen Zitterns; es befindet sich außerhalb der Leiden des menschlichen Körpers; der Körper erhielt nicht von irdischen Grundstoffen her seinen Anfang, wenn auch der Heilige S. 198 Geist durch das Geheimnis der Empfängnis den Ursprung des Menschensohnes herbeigeführt hat. Die Kraft des Allerhöchsten1 hat nämlich auch die Kraft desjenigen Körpers eingegeben, den die Jungfrau aus der Empfängnis des Heiligen Geistes gebar. Denn durch die Gemeinschaft mit der Seele, die sich in den Körper hineinergießt, gewinnt das sinnliche Empfindungsvermögen des beseelten Körpers Leben; und die Seele, die den Körper durchdringt, weckt den Körper zum lebenden Schmerzempfinden dessen, was man ihm antut. Wo sie von dem Glück ihres himmlischen Hoffens und Glaubens durchglüht ist und in ihrem Körper nicht den Beginn des irdischen Ursprungs beachtet, wird der Körper beim Schmerzempfinden auch ihres Empfindens und Geistes so sehr teilhaft, daß er die Leidensempfindung dessen verliert, was er gerade erleidet.
Doch wozu sprechen wir noch über das Wesen des Herrnleibes und des Menschensohnes, der vom Himmel herabsteigt? Sogar die irdischen Körper vermögen bisweilen dasjenige nicht als Angst und Schmerz zu empfinden, was man notwendig als Schmerz und Angst erleben muß.
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Vgl. Luk. 1, 35. ↩