51. Irrtümer, die sich daraus ergeben.
Durch diese gesuchte und todbringende Lehre werden sie also zu der argen Verschuldung hingeführt, entweder S. 206 (zu behaupten), daß das Gott-Wort vermöge einer Herabminderung seines Wesens sich geschwächt und dadurch als Seele des Leibes bestanden und daß das Wort aufgehört habe, Gott zu sein; oder aber, daß vermöge einer äußerlichen und bloßen Seinsweise jener Mensch nur durch das Leben der bewegenden Seele beseelt worden sei, in dem das Wort Gottes fast wie eine Macht einer hinausgedehnten Stimme gewohnt habe. So sollte auf jegliche Weise der völlig ungläubigen Deutung der Zugang geöffnet werden, daß entweder das Gott-Wort zur Seele herabgesunken und das Wort nicht Gott geblieben sei oder Christus vor der Geburt aus Maria überhaupt nicht bestanden habe. Denn Jesus Christus, ein Mensch von nur gewöhnlicher Seele und Körperlichkeit, habe diesen (dargelegten) Ursprung seiner selbst, wodurch sein Menschsein begonnen habe; ihn habe von außen her die Macht des hinauserstreckten Wortes zur Kraft seiner Betätigungen gestärkt. Jetzt, durch die gegenläufig erfolgte Zusammenziehung vom Worte Gottes verlassen, rufe er aus; „Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?” Oder doch jetzt klage er, hilflos und dem Tode preisgegeben, über seine Verlassenheit und mache demjenigen Vorwürfe, der ihn verlasse, er, der doch damals in allem der väterlichen Hilfe sich bedient habe, als das Wesen des Gott-Wortes in die Seele seines Leibes herabgemindert wurde. Auf jede Weise soll eine vernichtende Gefahr des getäuschten Glaubens heraufbeschworen werden, wenn man entweder meine, durch die Klage werde im Gott-Wort eine Wesensschwachheit bezeichnet, oder das Wort sei überhaupt nicht Gott gewesen, da für Christus Jesus allein die Geburt aus Maria der Beginn (seines Daseins) ist.