28. Des Sohnes Geburt ― unsere Geburt.
Wenn es also weder bei Menschenwesen vorkommt, noch auch verständlich ist, daß etwas vor ewigen Zeiten geboren werde, so glaubt man dennoch bei Gottes Selbstzeugnissen daran. Der Glaube des Apostels hat es ausgesprochen, daß es, ohne Verständnismöglichkeit ewigkeitsbezogener (menschlicher) Einsicht geboren, immer sei, d. h. vor ewigen Zeiten. Und mit welchem Recht behauptet im Gegensatz dazu der Unglaube unserer Zeit, und zwar nach der Denkweise menschlicher Einsicht, es sei vor der Geburt nicht gewesen? Was vor der Zeit S. 303 geboren ist, das ist doch immer-geboren; denn was vor ewiger Zeit ist, das hat immer sein Dasein. Was aber immer-geboren ist, läßt es nicht zu, irgendeinmal nicht gewesen zu sein; denn irgendeinmal nicht gewesen zu sein, ist ja nicht mehr das Immer-sein. Das Immer-sein schließt aber das Nicht-immer-gewesen-sein aus. Wenn das Nicht-immer-gewesen-sein durch das Immer-geboren-sein ausgeschlossen ist, so kommt es einem nicht in den Sinn, (zu behaupten,) er sei vor der Geburt nicht gewesen. Denn wer vor ewigen Zeiten geboren ist, der ist erkennbar immer-geboren, wenn einem freilich auch das „Vor-der-Zeit-geboren-sein” nicht in den Sinn eingehen will.
So ist es doch geziemend: von ihm gilt es zu bekennen, daß er vor jedem Geschöpf, ob unsichtbar, ob körperhaft, daß er vor allen Jahrhunderten und vor ewigen Zeiten, daß er vor jeder Erfahrbarkeit geboren ist, er, der vermöge seiner so-gearteten Geburt immer ist. Trotzdem ist der Gedanke in keiner Weise möglich, er sei vor seiner Geburt nicht gewesen. Denn vor aller Erfahrbarkeit hat sein Dasein, wer vor ewigen Zeiten geboren ist; und das Nicht-gewesen-sein desjenigen ist undenkbar, von dem es das Immer-sein zu bekennen gilt.