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Works Salvian (405-451) Von der Weltregierung Gottes (BKV)
VII. Buch

18. Die Laster wurden dort sogar öffentlich verübt

Aber vielleicht geschah das, wovon wir reden, sogar im Verborgenen, oder vielleicht sorgten die Beamten für öffentliche Sittlichkeit allenthalben dafür, daß die Augen der Bürger nicht an öffentlich betriebenen Lastern Anstoß nähmen. Wenn das geschehen wäre, wären zwar viele durch ihr eigenes Treiben beschmutzt worden, aber es hätten doch nicht alle ihre Augen und Herzen befleckt. Und gewöhnlich erhält eine Schandtat, wenn sie im geheimen verübt wird, noch nicht den Charakter eines öffentlichen Frevels. Aber über allem Fluch eines riesenhaften Vergehens steht es, wenn man das größte Verbrechen begeht und sich dessen nicht schämt. Was konnte es dort, so frage ich, Ungeheuerlicheres geben? In einer christlichen Stadt, in einer kirchlichen Stadt, die einst die Apostel 1durch ihre Lehre unterrichtet S. 244 hatten, die die Märtyrer mit ihrem Leiden gekrönt hatten, übernahmen Männer beieinander die Rolle von Frauen, und das ohne einen Schatten von Scham, ohne irgendeine schamhafte Hülle. Und als ob es noch zu wenig Frevel wäre, wenn durch diese Sünde nur ihre Täter befleckt wurden, wurde so das Verbrechen durch das Bekenntnis vor aller Öffentlichkeit auch zum Verbrechen der ganzen Bürgerschaft. Es sah das nämlich die ganze Stadt und duldete es; es sahen es die Richter und regten sich nicht darüber auf; das Volk sah es und klatschte Beifall und dehnte auch die Gemeinschaft von Schmach und Sünde über die ganze Stadt aus. Wenn sie nämlich auch nicht die Tat selbst allen gemeinsam machte, so machte sie doch die Zustimmung allen gemeinsam. Aber vielleicht kam einmal ein Ende dieses Frevels oder irgendeine Bekehrung von dieser Sünde. Wer kann es glauben oder auch nur hören, daß Männer nicht nur ihren natürlichen Geschlechtsverkehr in weibische Preisgabe wandelten, sondern daß sie auch das Aussehen, den Schritt, die Kleidung und überhaupt alles änderten, was zum Geschlecht und zum Aussehen des Mannes gehört! So sehr war alles in sein Gegenteil verkehrt worden, daß, obwohl Männer sich über nichts mehr schämen sollten, als wenn sie Weibliches an sich zu haben scheinen, doch gewisse Männer nichts für schändlicher hielten, als wenn sie in irgendeiner Beziehung als Männer erschienen.


  1. Salvian folgt hier einer zu seiner Zeit wohl weit verbreiteten Legende, daß Afrika und insbesondere Karthago unmittelbar von den Jüngern des Herrn missioniert worden seien. Tatsache ist, daß das Christentum in Nordafrika gegen Ende des 1. christlichen Jahrhunderts von Rom aus begründet wurde; die Anfänge der christlichen Gemeinde in Karthago aber sind bis Ende des 2. Jahrhunderts unbekannt. Der erste, sicher bezeugte Bischof dieser Stadt ist Agrippinus, der um 220 die allerdings schon von siebzig afrikanischen Bischöfen besuchte erste Synode von Karthago berief. Der Karthager Tertullian (ca. 160 bis nach 220) bezeugt zwar die hohe Blüte der karthagischen Kirche seiner Zeit, weiß jedoch nichts von ihrem apostolischen Ursprung. ↩

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