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Bibliothek der Kirchenväter
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Works Salvian (405-451) Von der Weltregierung Gottes (BKV)
VI. Buch

10. Keine Beleidigung Gottes ist für gering zu erachten

Groß sind die Laster der Römer, mit denen die Barbaren sich nicht beflecken; und obgleich ich schon genug davon geredet habe, muß ich doch noch vieles Fehlende hinzufügen. Aber dazu ermahne ich euch, bevor ich meine Ausführungen beginne, daß niemand eine Art von Schuld, durch welche Gott beleidigt wird, für leicht ansehe. Es ist nämlich niemand gestattet, einen berühmten und mächtigen Mann zu entehren; und wenn ihn doch einer an der Ehre kränkt, wird der Schuldige nach den gesetzlichen Bestimmungen verhaftet und als Urheber der Beleidigung mit Recht verurteilt. Gibt es aber ein Verbrechen, das größere Sühne verlangt, als wenn jemand Gott beleidigt? Denn mit der Würde des Beleidigten wächst immer die Schuld des Beleidigers, weil notwendigerweise die Schuld des Übeltäters um so schwerer ist, je höher der steht, der die Schmach zu erdulden hat. Und das ist der Grund, warum wir im Gesetz lesen, daß auch die, die sich scheinbar leicht gegen ein göttliches Gebot verfehlt haben, dennoch sehr streng bestraft wurden. 1Daraus sollen wir erkennen, daß nichts, was mit Gott in Zusammenhang steht, für geringfügig erachtet werden darf, weil auch eine scheinbar kleine Schuld groß wird durch den Umstand, daß die Gottheit beleidigt wird. Was tat denn auch Oza, 2der Levite Gottes, gegen das göttliche Gebot, indem er die schwankende Lade des Herrn zu halten versuchte? Nichts war S. 196 darüber im Gesetz vorgeschrieben. Und doch mußte er sofort sterben, als er danach griff, nicht, weil er in aufrührerischem oder doch pflichtvergessenem Sinn einen Fehler beging, sondern weil er nur in der Ausübung seines Amtes pflichtvergessen war, wenn er sich etwas ohne Befehl anmaßte. Ein Mann aus dem israelitischen Volke, 3der am Sabbat Holz gesammelt hatte, wurde getötet, und das nach dem Urteil und auf Befehl Gottes, des gütigsten und barmherzigsten Richters, der ohne Zweifel lieber Schonung gewähren als den Tod hätte verhängen wollen, wenn nicht der Grund zur Strenge den zur Barmherzigkeit überwogen hätte. Denn ein Unvorsichtiger mußte zugrunde gehen, damit nicht später alle wegen Unvorsichtigkeit ins Verderben gerieten. Doch, was rede ich von einzelnen? Der ganze Stamm der Hebräer 4verlor auf dem Zug durch die Wüste einen Teil seiner Angehörigen, weil er sein gewohntes Fleisch verlangte. Und es war doch ein solcher Wunsch noch nicht einmal verboten; aber Gott wollte, so glaube ich, den Gehorsam gegen die Gesetze fördern, um die aufrührerischen Begierden im Zaume zu halten. Das ganze Volk sollte um so leichter erkennen, wie peinlich es vermeiden müsse, was Gott durch seine heiligen Vorschriften verboten, wenn ihn schon solche Taten beleidigten, die er noch nicht durch ein förmliches Gesetz verboten hatte. Das gleiche Volk seufzte auch, 5daß es soviel Mühe aushalten müsse, und deshalb wurde es mit Strafen vom Himmel gezüchtigt; nicht, weil ein Leidender nicht seufzen dürfte, sondern weil diese Klage undankbar war, da sie gleichsam Gott als den Urheber übermäßiger Mühsal anklagte. Daraus läßt sich ersehen, wie sehr der nach dem Wohlgefallen Gottes trachten muß, der sein Glück in Zufriedenheit genießt, wenn man nicht einmal über das klagen darf, was unangenehm erscheint. S. 197


  1. Exod. 31; Num. 20 ↩

  2. 2 Kön. 6, 6 f. ↩

  3. Num. 15, 22 ff. ↩

  4. Ebd. 11, 4. ↩

  5. Exod. 10. ↩

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