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Bibliothek der Kirchenväter
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Works Salvian (405-451) Von der Weltregierung Gottes (BKV)
VI. Buch

18. Wir tun aber gerade das Gegenteil; darum werden wir ohne Aufhören gezüchtigt

Das also, was wir angeführt haben, müßte für die jüngsten Wohltaten Gottes geschehen; laßt uns nun sehen, was wirklich geschieht! Man läuft sofort zu den Spielen, man fliegt zur tollen Lust; das Volk ergießt sich in die Theater, die ganze Masse tobt im Zirkus. Gott erweist uns Wohltaten, daß wir gut seien; wir dagegen häufen Böses auf Böses, so oft wir Gutes empfangen. Er ruft uns durch seine Wohltaten zur Rechtschaffenheit, wir stürzen uns in die Ruchlosigkeit; er ruft uns durch seine Wohltaten zur Buße, wir stürzen uns in die Ausgelassenheit; er ruft zur Keuschheit, wir stürzen uns in die Unsittlichkeit. Herrlich, fürwahr, antworten wir auf die Geschenke Gottes, vortrefflich erkennen wir seine Gaben an und ehren sie! Ebenso viele Beleidigungen geben wir zurück, als wir Wohltaten von ihm empfangen. Oder ist das vielleicht keine Beleidigung Gottes oder kann es eine ärgere geben, da doch der allergrößte Dank am Platze wäre? 1Aber weil die Sünde in uns so ein- S. 211 gewurzelt ist, daß wir schon nicht mehr anders sein können als lasterhaft, außer, wenn wir überhaupt nicht mehr leben, welche Hoffnung haben wir da auf einen guten Erfolg? Wer aus Unwissenheit sündigt, bessert sich, wenn er seinen Irrtum erkannt hat; wer der Religion unkundig ist, beginnt seine Sitten zu ändern, wenn er seine Glaubensgemeinde geändert hat; wer endlich, wie ich gesagt habe, in allzu großem Wohlergehen und Sicherheitsgefühl sündigt, der hört auf, verworfen zu sein, sobald die Sorglosigkeit ein Ende genommen hat. Wir aber fehlen weder aus Unwissenheit, noch sind wir in Unkenntnis über die wahre Religion, noch werden wir durch zu üppiges Wohlleben und Sorglosigkeit verdorben. Von allem ist gerade das Gegenteil der Fall. Wir kennen die Religion, und Unwissenheit entschuldigt uns nicht; den Frieden und den Reichtum früherer Zeiten besitzen wir nicht mehr; alles, was wir hatten, wurde uns genommen oder es wurde verändert; nur unsere Laster wuchsen. Nichts ist uns übrig geblieben von Frieden und früherer Wohlhabenheit, außer unsere Verbrechen, die kein Glück haben aufkommen lassen. Denn wo ist die alte Macht und Würde der Römer? Einst waren die Römer die tapfersten, jetzt sind sie kraftlos; die alten Römer wurden gefürchtet, wir 2fürchten uns; jenen zahlten die Barbarenvölker Steuer, wir 3 sind den Barbaren steuerpflichtig. Die Feinde verkaufen uns den Genuß des Lichtes. Daß wir überhaupt noch heil sind, verdanken wir einem Handelsgeschäft. O unser Unglück! Wie weit sind wir herabgekommen! Und dafür sagen wir den Barbaren Dank, von denen wir uns selbst um Geld erkaufen. Was kann es Verächtlicheres oder Elenderes geben als uns? Und wir glauben nach all dem noch zu leben, da unser Leben uns so teuer zu stehen S. 212 kommt! Ja, obendrein machen wir uns noch lächerlich. Das Geld, das wir zahlen, nennen wir ein Geschenk. Wir nennen eine Gabe, was ein Kaufpreis ist, und zwar ein Kaufpreis für eine sehr harte und unglückselige Lage. Alle Gefangenen erhalten die Freiheit, wenn sie einmal losgekauft sind; wir kaufen uns immer los und sind doch niemals frei. Die Barbaren verfahren mit uns nach Art der Herren, welche Sklaven, die für ihre Dienste nicht notwendig sind, gegen ein Pachtgeld ausleihen. Ähnlicherweise sind auch wir niemals von dem Dienst frei, für den wir bezahlen; denn wir zahlen beständig Abgaben, nur zu dem Zweck, um ohne Ende zu zahlen.


  1. Die Stelle ist in der Überlieferung verderbt. Sie lautet: aut iniuria dei hoc forte non est aut esse indignior potest, †multis ac magnis opus sit, sed animarum quia inveterata (bzw. B.: sed inveterata quia animat um) usw. Pauly liest: [cum multis et magnis] gris, d. h. gratiis opus sit und tilgt im folgenden animarum. Wir haben diese Lesart übernommen, obwohl C. Brakman a. a. 0. S. 171 vorschlägt; multis (= Strafen) ut magnis opus sit animarum; sed quia inveterata usw.. ↩

  2. Salvian fühlt sich als Römer! ↩

  3. Salvian fühlt sich als Römer! ↩

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Von der Weltregierung Gottes (BKV)

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