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Bibliothek der Kirchenväter
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Works Salvian (405-451) Von der Weltregierung Gottes (BKV)
VII. Buch

11. Auch die Vandalen siegen wegen ihrer Demut und Frömmigkeit

Ganz ähnlich ist das auch bei den Vandalen. Als diese sich in Spanien niedergelassen hatten, zogen die Unsrigen gegen sie, und zwar mit ebensolchen stolzen und anmaßenden Hoffnungen, sie zu besiegen, wie auch jüngst gegen die Goten; gleich mächtig waren Stolz und Hoch- S. 230 mut, gleich fürchterlich war auch der Zusammenbruch. Es kam über unser Heer das Prophetenwort: „Der Herr wird vernichten dein Vertrauen, und kein Glück wirst du haben.„ 1Wir vertrauten nämlich auf unsere Weisheit und Tapferkeit entgegen dem Gebote Gottes, der sagt: „Nicht rühme sich der Weise in seiner Weisheit, noch der Starke in seiner Stärke. Sondern wer sich rühmt, rühme sich, mich zu erkennen und zu verstehen, weil ich der Herr bin.“ 2Deshalb sind wir nicht unverdientermaßen besiegt worden. Jene wandten sich an bessere Hilfe als die Unsrigen. Denn während wir mit unsern Waffen und Hilfstruppen hochmütig prahlten, kämpfte auf der Seite der Feinde das Buch des göttlichen Gesetzes 3gegen uns an. Zu dieser Macht flüchteten die Vandalen in ihrer Furcht und Verwirrung, um uns eine Reihe göttlicher Aussprüche entgegenzuhalten und den ihnen entgegenziehenden Feinden das im heiligen Buch Geschriebene kundzutun, gerade wie die Stimme der Gottheit selbst. Hier nun frage ich, wer das auf unserer Seite jemals getan hat oder wer nicht ausgelacht worden wäre, wenn er dies zu tun für notwendig gehalten hätte. Ja, ausgelacht hätte man ihn, wie von den Unsern fast alles Religiöse verlacht wird. Und was kann uns daher das Vorrecht des religiösen Namens nützen, daß wir uns Katholiken heißen, daß wir uns damit brüsten, Gläubige zu sein, daß wir die Goten und Vandalen mit dem Schimpfnamen Ketzer verächtlich belegen, da wir selbst in ketzerischer Schlechtigkeit leben? S. 231 Deswegen trifft auf uns vollauf das Wort zu, das die Heilige Schrift den auf ihr Gesetz vertrauenden gläubigen Juden zuruft: „Wie könnt ihr sagen, wir sind weise und das Gesetz Gottes ist bei uns?„ 4"Vertrauet nicht“, heißt es wieder, "auf Lügenworte, indem ihr sagt: der Tempel des Herrn, der Tempel des Herrn, der Tempel des Herrn ist es! Wenn ihr eure Wege und Absichten heiligt, dem Fremdling, der Waise und der Witwe keine Schmach antut, noch unschuldiges Blut an diesem Ort vergießt, so will ich bei euch wohnen an diesem Orte von Ewigkeit zu Ewigkeit.„ 5Daraus erhellt also deutlich, daß wir uns ganz überflüssig den Namen eines Katholiken anmaßen und mit ihm prahlen, wenn wir dies nicht tun. Aber davon ist schon weiter oben genügend gesagt worden und wird vielleicht noch geredet werden. Und es ist nicht nötig, Weiteres darüber zu erörtern, wo ja Gott fortwährend sein Gericht ausübt. Denn die Tatsachen zeigen, wie Gott über uns oder über die Goten oder über die Vandalen urteilt. Jene wachsen von Tag zu Tag, wir nehmen ab. Sie machen Fortschritte, wir werden gedemütigt; jene blühen, wir verwelken; so kommt in Wahrheit über uns jenes Wort, das die Heilige Schrift von Saul und David spricht: „David wuchs und ward immer stärker, das Haus Saul aber nahm täglich ab.“ 6„Denn gerecht„, wie der Prophet sagt, „gerecht ist der Herr, und gerecht sein Gericht,“ 7


  1. Jer. 2, 37. ↩

  2. Ebd. 9, 23 f. ↩

  3. Diese Stelle erinnert nach Schäfer S. 95 an Tacitus Germania 7: deo imperante, quem adesse bellantibus credunt, effigiesque et signa quaedam detracta lucis in proelium ferunt. Vielleicht wurde nach dem Übertritt zum Christentum die Bibel an Stelle der signa benutzt. Allerdings ist uns nur dieser einzelne Fall im Feldzug des Flavius Castinus 422 bekannt (Sundwall. Weströmische Studien 191, S. 61. Nr. 87, und O.Seeck, Gesch. des Unterg, d. antiken Welt VI, 1920, S. 112). ↩

  4. Jer. 8, 8 ↩

  5. Ebd. 7, 4-7 mit Auslassungen ↩

  6. 2 Kön. 3, 1. ↩

  7. Ps. 118, 137. ↩

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Von der Weltregierung Gottes (BKV)

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