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De Praescriptione Haereticorum
II.
[1] Febrem denique inter ceteros mortiferos et cruciarios exitus erogando homini deputatam neque quia est miramur, est enim, neque quia erogat hominem, ad hoc enim est. [2] Proinde haereses ad languorem et interitum fidei productas si expauescimus hoc posse, prius est ut expauescamus hoc eas esse quae dum sunt, habent posse et dum possunt, habent esse. [3] Sed enim febrem, ut malum et de causa et de potentia sua, ut notum est, abominamur potius quam miramur et quantum in nobis est praecauemus, non habentes abolitionem eius in nostra potestate. [4] Haereses uero mortem aeternam et maioris ignis ardorem inferentes malunt quidam mirari quod hoc possint, quam deuitare ne possint, cum habeant deuitandi potestatem. [5] Ceterum nihil ualebunt, si illas tantum ualere non mirentur. Aut enim dum mirantur in scandalum subministrantur, aut quia scandalizantur, ideo mirantur quasi quod tantum ualeant ex aliqua ueniat ueritate. [6] Mirum scilicet ut malum uires suas habeat, nisi quod haereses apud eos multum ualeant qui in fide non ualent. [7] In pugna pugilum et gladiatorum plerumque non quia fortis est uincit quis aut quia non potest uinci, sed quoniam ille qui uictus est nullis uiribus fuit : adeo idem ille uictor bene ualenti postea comparatus, etiam superatus recedit. [8] Non aliter haereses de quorumdam infirmitatibus habent quod ualent, nihil ualentes, si in bene ualentem fidem incurrant.
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Die Prozeßeinreden gegen die Häretiker (BKV)
2. Kap. Daß die Häresien soviel Unheil anstiften, darf nicht uns befremden.
So ist es auch mit dem Fieber, das unter den übrigen todbringenden und qualvollen Zufällen recht eigentlich dazu bestimmt ist, den Menschen aufzureiben; wir wundern uns weder, daß es existiert - denn es existiert eben -, noch darüber, daß es den Menschen aufreibt; - denn dazu eben existiert es. Wenn wir uns also darüber entsetzen, daß die Häresien, die zur Lähmung und zum Verderben des Glaubens auftreten, dies auch zu bewirken vermögen, so müßten wir uns erst darüber entsetzen, daß sie überhaupt existieren; denn entsprechend ihrem Sein haben sie ihre Wirksamkeit und entsprechend ihrer Wirksamkeit ihr Sein. Das Fieber, das, wie bekannt, seiner Ursache und Wirkung nach ein Übel ist, verabscheuen wir mehr, als daß wir uns über seine Wirkungen verwundern, und hüten uns soviel als möglich davor, da es nicht in unserer Macht steht, es zu vernichten. Die Häresien aber bewirken den ewigen Tod und den Brand eines schlimmeren Feuers, und doch ziehen einige es vor, sich darüber zu verwundern, daß sie diese Macht haben, anstatt dieser Macht aus dem Wege zu gehen, obwohl letzteres doch in ihrer Kraft steht. Sie würden übrigens keine Macht besitzen, wenn man sich nicht darüber wunderte, daß sie solche Macht besitzen. Denn entweder nimmt man an ihnen Ärgernis, indem man sich über sie verwundert, oder man nimmt erst an ihnen Ärgernis und gerät darum über sie in Staunen, als ob ihre große Macht von einer ihnen zugrunde liegenden Wahrheit stamme. Ja, es ist allerdings etwas Wunderbares, daß das Böse seine Macht hat, aber nur darum, weil die Häresien bei denen große Stärke besitzen, welche keine Stärke im Glauben besitzen. Im Faust- oder Gladiatorenkampf siegt einer sehr oft, nicht weil er tapfer ist oder nicht besiegt werden könnte, sondern weil der besiegte Gegner S. 308schwach von Kräften war. Wenn dieser Sieger nachher einem recht kräftigen Gegner gegenübergestellt wird, so zieht er als Besiegter von dannen. Gerade so erlangen die Häresien ihre Macht nur durch die Schwäche mancher Leute, während sie keine Macht haben, wenn sie auf einen recht kräftigen Glauben stoßen.